Burgfest in Bad Godesberg Spielleute und Gaukler sorgen für mittelalterliche Atmosphäre

BAD GODESBERG · "Wie Ihre Zukunft aussehen wird?" Wahrsagerin Cara zieht in ihrem Zelt unterhalb der Godesburg die Handlinien der GA-Reporterin nach. Hinter dem Sonnenvorhang der Tarot-Kartenlegerin knistert die Spannung. "Sie werden neben dem scharfen Intellekt in Zukunft auch wieder mehr Ihr Herz sprechen lassen. Sie werden Wunderbares erleben", kommt dann salomonisch über die Lippen von Barbara Chinwuba.

 Spielleute unterhalten die Marktbesucher auf diversen Instrumenten.

Spielleute unterhalten die Marktbesucher auf diversen Instrumenten.

Foto: RONALD FRIESE

Cara im weißen Gewand liest ansonsten auf Firmeneinladung auch Mitarbeitern großer Unternehmen humorvoll Motivierendes aus den Karten. Hier schickt sie ihre Kunden ein Wochenende lang mental gestärkt ins diesjährige "Sagenhafte Burgfest".

Das ist von Bad Godesberg Stadtmarketing wieder liebevoll vorbereitet. "Passen Sie auf, auch das Wetter wird für unser Markt- und Kulturprogramm, für die Autotage unten in der City und den verkaufsoffenen Sonntag noch sagenhaft", verbreitet Organisatorin Brigitte Grüll gute Stimmung. Wohl denn.

Das Burgfest strahlt dieses Mal wahrlich weniger Kommerz und mehr Handfestes und Unterhaltsames als im vergangenen Jahr aus. Buchbinder, Ledergerber, Zinngießer und Schmiede sind an ihren Ständen in Aktion zu beobachten. Märchenerzählerin Sandra holt aus ihrem Kistlein jede Menge Geschichten und Sagen heraus, so dass nicht nur Kinderaugen glänzen. In den Pausen malte sie den eifrigsten Zuhörern aus ihren Schminktöpfen behände ein neues Antlitz.

Da oben der Burgturm à la Christo verpackt in den Himmel ragt, hat Brigitte Grüll das Fest eben mit dem Thema Sagen und Märchen verlinkt. "Auch da bleibt Vieles ein Geheimnis", meint sie augenzwinkernd. Angetreten ist sie mit ihrer Marketing-Crew als Zwergentruppe. Und zur Begrüßung neuer kleiner Ritter schreitet wieder einmal der Tross der Gaukler und Spielleute durch die Reihen.

"Wollt Ihr den Kampf mit Ritter Siegfried, dem Drachentöter, wagen? So kommt", ruft der fröhliche Magister von Winterfeld den kleinen Gummischwertträgern herüber. Hinter ihm dreht sich Siegfried, ansonsten als Henrik von Wanda bekannt, in seiner blitzenden Rüstung. "Siggi, zeig, was du kannst", tönt der Magister. Und Siggi hebt das Nibelungenschwert. "Mach dich 'was kleiner, dann kommen wir", ruft der Vater der ehrfürchtig staunenden Jungen dem Recken herüber. "Wir haben durchaus auch unsere Kampfnarben." Die Jungen strahlen.

Da begrüßen auch die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Hillevi Burmester und Burgfräulein Marion Hauck das Publikum und ernten "Handgeklapper". Schön, dass die hiesige Bürgermeisterin als Froschkönig gekommen sei, lästert Gaukler Nikodemus, was Burmester in Regenkleidung mit schallendem Lachen quittiert.

Drüben im Gasthaus Bauchvoll dampft der Mutzbraten mit Kraut. In der Taverne nebenan werden Met und wunderbare Säfte ausgeschenkt. Der kleine Max sitzt schon fast auf dem mit Fell gepolsterten Stuhl des Barbiers Rod o Trottoir.

Die Künste nicht nur des Rasierens, sondern auch der Medizin sind dessen Metier. "Man erzählt, du hörest das eine oder andere Mal schlecht, wenn's ans Zimmeraufräumen geht. Da wollen wir mal die Ohren untersuchen", grüßt der Barbier den Jungen. Woraufhin der sofort Reißaus nimmt und lieber "Mama" Tina Sieg schickt. Die Behandlung seiner Mutter soll dem Dreikäsehoch aber dann prächtig gefallen.

Rod o Trottoir zieht der staunenden Tina Sieg nämlich einen dicken fetten Ohrwurm aus dem Gehörgang. Und der Barbier verspricht: "Also, Max, auch deine Mutter wird ab sofort besser hören und dir mehr Taschengeld geben."

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