Rotdornweg fast ohne Rotdorn Stadt Bonn fällt Bäume auf dem Heiderhof

Bad Godesberg · Alexandra Mielke ist aufgebracht. „Auf dem Heiderhof sind nun sukzessive fast alle Weißdornbäume im Weißdornweg und fast alle Rotdornbäume im Rotdornweg ersatzlos von der Stadt gefällt worden“, erklärt sie dem GA.

 Von dem Rotdorn auf einer Grasfläche am Rotdornweg ist nur noch der Stumpf zu erkennen, im Hintergrund ist eine Baum-Büsche-Insel zu sehen.

Von dem Rotdorn auf einer Grasfläche am Rotdornweg ist nur noch der Stumpf zu erkennen, im Hintergrund ist eine Baum-Büsche-Insel zu sehen.

Foto: Ebba Hagenberg-Miliu

Neben ihrer Eigenschaft als Vogelschutzgehölz seien die heimischen Bäume doch bedeutende Nahrungsspender für zahlreiche Kleintiere. Und sie böten rund 150 Insektenarten die Lebensgrundlage. „Es wäre schön, wenn diese kleinen Lebensräume im Zeitalter zunehmender Wohnverdichtung erhalten bleiben könnten.“ In den vergangenen Jahren seien jedoch zehn Bäume pro Straßenzug, Erstbepflanzungen von 1966, gefällt worden. „Vorletzte Woche ist auch der Baum an der Grundschule und einer im Rotdornweg verschwunden. Ohne jeden Ersatz“, klagt Mielke.

Die Stadt bestätigt die Beobachtungen der Anwohnerin zum Teil. Das Amt für Stadtgrün habe in letzter Zeit auf dem Heiderhof fünf Bäume entfernt, erklärt Stefanie Zießnitz vom Presseamt: erst einen abgestorbenen Baum am Magnolienweg, dann einen durch Sturm abgebrochenen Weißdorn am Weißdornweg. Bäume drei und vier seien – ebenfalls sturmgeschädigt – ein Sorbus im Grünzug und eine Buche auf einem Spielplatz gewesen. Und fünftens habe ein „Gefahrenbaum“ am Ahornweg weichen müssen. „Es sind aber Ersatzpflanzungen auf dem Weißdornweg und Rotdornweg vorgesehen“, versichert Zießnitz. Die würden umgesetzt, „wenn die finanziellen Mittel bereitstehen“.

Das Problemfeld differenziert beurteilen kann Ulrike Aufderheide, ebenfalls Anwohnerin und dazu professionelle Gartengestalterin. Besonders die an den entsprechenden Heiderhofer Straßen gepflanzten Rotdorne seien stark stressempfindliche Pflanzen, denen es in den vergangenen Jahren sichtbar schlecht gegangen sei, erklärt Aufderheide und zeigt Verständnis für die Fällaktionen der Stadt.

BUND habe Bepflanzung finanziert

Doch die Schädigungen der Bäume seien sicher auch dem Umstand zuzuschreiben, dass das Amt für Stadtgrün auf den Inseln um die sensiblen Bäume herum Schritt für Schritt alle Büsche entfernt und nur Rasen gesät habe, um die Flächen leichter pflegen zu können. „Das rächt sich jetzt: Nur Rasen ist schlecht für die Bäume“, betont die Biologin. Außerdem habe man den Insekten, Vögeln und Kleintieren mit den Büschen ihren Rückzugsraum genommen. Dabei müsse es doch gerade aktuell um den Erhalt von Lebensraum für gefährdete Tierarten gehen.

Vor Jahren habe sie sich deshalb mit weiteren Anwohnerinnen um den Erhalt wenigstens einiger dieser artenreichen Grüninseln an Weißdorn- und Rotdornweg eingesetzt, blickt Aufderheide zurück. Sie hätten Patenschaften übernommen, von denen sie allein jetzt noch drei an den Straßen betreibe. „Ich sorge also unter anderem alle paar Wochen für den nötigen Beschnitt.“ Die Bonner Gruppe des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) habe die Bepflanzung finanziert.

Womit sich die Heiderhofer Naturschützerinnen aber nicht nur Freunde gemacht hätten, erzählt Aufderheide. „Es gab und gibt Anwohner, die finden diese Flächen mit Büschen und Bäumen nicht ordentlich genug. Da kann nur Aufklärung helfen.“ Und welche Arten schlägt sie für die von der Verwaltung versprochene Nachbepflanzung der öden Rasenflächen vor? Einheimische Wildarten, die klimafester als der Rotdorn sind und hoffentlich auch auf Rasen überleben: die Elsbeere, die Mehlbeere oder der Burgen- oder Gottesahorn, antwortet die Expertin.

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