Turmstation "Kunigunde" Stadt ist gegen Umbau des Trafohauses in Mehlem

Mehlem · Daniela Kinkel möchte die Turmstation an der Kunigundenstraße in Mehlem für Radtouristen herrichten. Doch die Stadt ist dagegen.

"Nutzungsänderung einer Trafo-/Turmstation zu einer Ferienwohnung" - dieser Tagesordnungspunkt für den nächsten Unterausschuss Bauplanung macht neugierig. Auf dem Grundstück Kunigundenstraße 42 steht das Gebäude, das auf den ersten Blick wie eine fensterlose Kapelle wirkt, dahinter plätschert der Mehlemer Bach vorbei, vorne blickt man bis hoch zum Drachenfels. Eigentümerin ist Daniela Kinkel, die die alte Trafostation von RWE übernommen hat. Seither schmiedet sie Pläne und ist mit anderen Turmbesitzern in Kontakt, denn ungenutzte Mini-Bauwerke gibt es im ganzen Land, seit die alten Trafostationen ausgedient haben.

"Ich bin durch den Turm schon in witzige Netzwerke gekommen", berichtet Kinkel auf Anfrage des GA. Beim Tourismus-Camp Bonn/Rhein-Sieg/Ahr und bei einem Turmsymposium hat sie ihre Ideen für "Kunigunde", wie sie das Mehlemer Häuschen liebevoll nennt, vorgestellt. "Seitdem drückt mir die Gemeinschaft der Türmer die Daumen", sagt Kinkel. Ihr Plan: Aus "Kunigunde" soll eine rund 58 Quadratmeter große Ferienwohnung für Radtouristen werden, plus frei zugängliche Reparaturstation und Ladestelle für E-Bikes, passend zum Ziel der Fahrradhauptstadt Bonn 2020. Außerdem möchte Kinkel ihren Turm auch selbst für Veranstaltungen mit Kindern und Senioren sowie für soziale Projekte nutzen.

Stadt will Bauantrag ablehnen

Das Bauordnungsamt der Stadt will den Bauantrag ablehnen, wie aus der Vorlage für den Ausschuss hervorgeht. Das Vorhaben verstoße gegen die Festsetzungen des Bebauungsplans. Ausgewiesen ist eine Versorgungsfläche, die in einem Wohngebiet liegt. "In diesen Wohngebieten ist eine dauerhafte Wohnung allgemein zulässig", so die Stadt. Eine Ferienwohnung hingegen sei weder grundsätzlich noch als Ausnahme zulässig.

Kinkel hat Verständnis dafür, dass in Bonn Wohnraum nicht in Ferienwohnungen umgewandelt werden darf. "Es ist aber bisher kein Wohnraum, sondern eine Industriebrache", sagt sie. Das kleine Bauwerk stammt aus der Zeit der Elektrifizierung: Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurden überall Turmstationen gebaut, um die Menschen mit Strom zu versorgen. Die Transformatoren im Inneren wandelten den Eingangsstrom in haushaltsüblichen Strom um. Nötig ist diese Spannungsumwandlung auch heute noch, doch die Turmstationen haben ihre Aufgabe verloren. Die Leitungen liegen meist unter der Erde, die Anlagen sind kompakter geworden, es ist kein Gebäude mehr nötig.

Kunigunde ist ein Herzensprojekt

So auch in Mehlem: Der Turm, der 1913 gebaut und 1958 um den Anbau zum Mehlemer Bach hin erweitert wurde, steht seit einigen Jahren leer. Kinkel wollte "Kunigunde" vor dem Abriss retten, wie bereits andere vor ihr, die ihre RWE- Türme zum Strommuseum, zur Raststätte oder zum Artenschutzturm mit Nistplätzen umgebaut haben.

"Ich müsste viel Geld reinstecken, deshalb möchte ich den Turm auch für viele nutzbar machen", sagt die Besitzerin, die in Beuel wohnt und begeisterte Radfahrerin ist. Sie engagiert sich auch im Bonner Verein "Radeln ohne Alter", der ehrenamtlich Rikscha-Ausfahrten mit Bewohnern von Seniorenheimen organisiert. "Kunigunde" ist für Kinkel inzwischen zum Herzensprojekt geworden - Ausgang ungewiss.

Das nächste Wort hat die Politik: Der Unterausschuss Bauplanung tagt am Mittwoch, 7. Februar, um 15.30 Uhr in Sitzungsraum 3 des Bonner Stadthauses.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort