ÖPNV in Bonn Stadtbahnen 16 und 63 sollen bis nach Mehlem fahren

Mehlem/Friesdorf · Politiker diskutieren darüber, die Linien 16 und 63 zu verlängern. Der Vorschlag ist nicht neu: Schon Ende der 1980er Jahre wurde er diskutiert.

Noch mancher wird sich daran erinnern, als die Straßenbahnlinie 3 bis nach Mehlem fuhr. Aus ihr wurde die Stadtbahn, die seit 1994 unterirdisch bis zur Endhaltstelle „Stadthalle“ rollt. Manchen Politikern reicht das nicht: Sie wollen eine Verlängerung und überhaupt Bad Godesberg besser per Schiene an Bonn anbinden.

Die CDU holt über ein große Anfrage für die nächste Sitzung der Bezirksvertretung Bad Godesberg nun die Weiterführung der Linien 16 und 63 aus der Versenkung, die dann oberirdisch durch Pennenfeld und Lannesdorf verlaufen könnte. Die Antragsteller Christoph Jansen und Philipp Lerch möchten auch, dass die Verlängerung der Straßenbahnen 61 und 62 von Dottendorf nach Friesdorf im im ÖPNV-Bedarfsplan höher priorisiert werden als bisher – auch angesichts der Auswahl Bonns als Modellkommune für das Projekt Lead City. „Wenn wir die großen Weichen beim Thema Mobilität und Klimaschutz in Bonn stellen wollen, dann müssen wir auch diese Frage angehen“, so Lerch. Es reiche nicht, Takte zu verdichten und günstigere Tickets zu verkaufen.

Bau würde sich lohnen

Nach Untersuchungen zum Verkehrsentwicklungsplan würde sich der Bau lohnen: Für die längere 16/63 kommt man im Schnitt auf 12 300 Fahrgäste pro Werktag, bei den Bussen 612/614 sind es derzeit 5800. Bei der Strecke Dottendorf nach Friesdorf stünden 6400 Bahnmitfahrern 1600 Passagiere in den Bussen 612/614 gegenüber. Die Stadt weist aber darauf hin, dass Bau und Betrieb Anwohner belasten würden und alles auch viel Geld koste. In diesem Zusammenhang glaubt Lerch nicht, dass man einen Verfall der Immobilienpreise befürchten müsse, weil in der Nähe Schienen verlegt werden: „Im Gegenteil. Die Bahn ist ein Standortfaktor.“

Auch die FDP will eine Attraktivitätssteigerung des Nahverkehrs, stellt sich aber die Frage, ob es überhaupt genügend Raum für einen Trassenverlauf gäbe und wie lange alles dauert. Wolfgang Heedt spricht vielleicht nötigen Grundstücksenteignungen, Umweltgutachten, Finanzierung und die Dauer für die Anschaffung der Bahnen an. „Demgegenüber sind die Trassen für neue Buslinien in Form von Straßen bereits vorhanden“, sagt der liberale Bezirksverordnete und denkt dabei an einen Schnellbus über die B 9, der innerhalb von zwei Jahren auf die Reifen gestellt werden könnte.

Straßen könnten entlastet werden

„Die Verlängerung der Stadtbahn bis Mehlem wird von der Stadtverwaltung bei der Maßnahmenliste zur Stärkung des Umweltverbundes in der letzten Prioritätskategorie “langfristige Maßnahmen„ eingeordnet“, teilt Marcel Schmitt vom Bürger Bund mit. Die Umsetzung könnte 2030 sein – bei Kosten von mehr als 67 Millionen Euro. „Ähnlich verhält es sich mit der Weiterführung der 61/62 nach Friesdorf“, so Schmitt: Realisierung 2030, Kosten 44 Millionen Euro. Wenn sie denn gebaut würden, könnten beide Projekte gut dazu beitragen, die Straßen von Autos zu entlasten. „Voraussetzung für die Verlängerungen ist für uns neben der finanziellen Machbarkeit insbesondere die Zustimmung der Bürger für die neuen Verkehrsanlagen“, so Schmitt.

„Schon Anfang der 90er Jahre hat die Planungsverwaltung mit der Politik darüber diskutiert, die Linie 63/16 über die Stadthalle hinaus bis nach Mehlem zu verlängern“, sagt Monika Heinzel (Grüne). Damals seien die Planungen wegen der Belastungen für die Anwohner verworfen worden. Heinzel hat einen Änderungsantrag formuliert und will erreichen, dass die Linie 66 nicht mehr über die Südbrücke nach Bad Honnef, sondern zur Stadthalle geführt wird. So wären die nachfragestarken Siegburger und Bad Godesberger Äste verbunden, und Godesberg wäre mit dem ICE Fernbahnhof verbunden.

„Die Verlängerungen entsprächen alten Ideen der Bad Godesberger Linken“, sagt deren Bezirksverordneter Ralf Jochen Ehresmann. „Unmittelbarer Stadtbahn-Zugang für die südlichen Ortsteile verbessert die Netzwirkung enorm und erschließt so ein erhebliches neues Fahrgastpotenzial.“ Das sieht auch die SPD so: Wegen dieses komfortablen ÖPNV-Angebots „ist es für uns seit langem ein wichtiges Projekt in der mittelfristigen Planung“, sagt die Bezirksverordnete Hillevi Burmester. „Die Verbindung von Dottendorf über Friesdorf nach Hochkreuz mag planerisch Herausforderungen stellen, würde aber eine Entlastung von Bussen für die engen Straßen Friesdorfs bringen. Und endlich wieder eine Anbindung an den Hauptbahnhof ohne Umsteigen.“

Die Bezirksvertretungssitzung beginnt diesen Mittwoch um 18 Uhr in der Stadthalle, Koblenzer Straße 80.

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