Westdeutsche Meisterschaft Stenografen und Schnelltipper treten gegeneinander an

Rüngsdorf · Beim Westdeutschen Stenografentag wurde am Wochenende getippt und gekritzelt, was das Zeug hält. Am Ende wurden die Gewinner im Schnellschreiben- und Schnelltippen gekürt. Was braucht es, um so schnell zu sein wie sie?

Udo Klüting und Annemarie Mersch demonstrieren die verschiedenen Disziplinen beim Westdeutschen Stenografentag. Sie reichen von der Stenografie über Tastschreiben bis zur Textverarbeitung.

Udo Klüting und Annemarie Mersch demonstrieren die verschiedenen Disziplinen beim Westdeutschen Stenografentag. Sie reichen von der Stenografie über Tastschreiben bis zur Textverarbeitung.

Foto: Petra Reuter

Im Friedrich-List-Kolleg in Bad Godesberg sind am Wochenende rund 100 Schnellschreiber und Schnelltipper aus der ganzen Republik beim Westdeutschen Stenografentag gegeneinander angetreten. Organisiert hatte den Wettbewerb der Verband für Informationsverarbeitung.

Annemarie Mersch ist extra Berlin angereist, wo die 31-Jährige normalerweise als Bundestagsstenografin den Worten von Kanzlern, Ministern und Co. lauscht und diese zu Papier bringt. Wie die meisten trat sie beim Wettbewerb in Bad Godesberg in den Disziplinen Stenografie und Tastschreiben an.

„Seit meiner Kindheit nehme ich an den Verbandstagen teil“, erzählte die in Rheine geborene Frau. Den Wunsch, so schnell schreiben zu können, habe sie schon als 10-Jährige gehegt. „Der Wunsch hat sich im Laufe der Jahre verfestigt“, erzählte sie. Mit einem sechswöchigen Anfängerkurs bei ihrer Mutter begann in den Sommerferien, was sie innerhalb der nächsten Jahre mit einer Trainingseinheit pro Woche auf die heutige Geschwindigkeit von rund 300 Silben pro Minute brachte.

Als Kind lockte sie vor allem die Tatsache, dass es sich für die meisten um eine Art Geheimschrift handelte. „Es ist eine Fähigkeit, die nicht jeder beherrscht“, so Mersch. Heute erlebe sie dank dieser Fähigkeit im Bundestag „alle aktuellen Themen hautnah, mitten im politischen Herzen der Demokratie“. In gut 20 Jahren heimste sie bei Wettbewerben Titel wie „Schülerweltmeisterin in der Textbearbeitung“ und „Vizejugendmeisterin der Stenografie“ ein. Später wurde sie Vizeweltmeisterin in der Textverarbeitung unter den Erwachsenen. Ob sie schneller sprechen oder schneller schreiben kann? „Schreiben“, antwortete Mersch lachend.

Das bestätigt auch Udo Klüting (54) aus Meschede. Aus Neugier habe er sich als Kind mit der „Geheimschrift“ Stenografie beschäftigt, nachdem er ein Lehrbuch seines Vaters gefunden hatte. Diese Art der Beschäftigung mit Sprache biete außerdem viele persönliche Vorteile, fand der 54-Jährige. „Es trainiert fast alle Sinne.“ Bei der Stenografie ebenso wie beim Tastschreiben seien Konzentration, Fingerfertigkeit und das schnelle Umsetzen von Sprache gefragt. So bleibe man geistig fit.

Hilfe gegen Demenz

Von diesem Effekt profitieren nicht nur Privatleute, Berufstätige und Schüler, von denen einige übrigens ebenfalls zum Wettschreiben angereist waren. „Man setzt die Stenografie mittlerweile auch gegen Demenz ein“, berichtete der Sauerländer und verwies auf eine Arbeit aus dem Niedersächsischen Coppenbrügge. Dort hatte man 2013 die positiven Effekte der Stenografie für Menschen mit beginnender Demenz festgestellt. „Es hat also für alle Altersgruppen Vorteile“, fasste er zusammen.

In diesem Jahr hatte im Kurzschriftwettbewerb Gertrud Schröder-Djug aus Dortmund in der Geschwindigkeit von 350 Silben pro Minute die Nase vorn. Im Tastschreiben war Sandra Schönfeld die Schnellste unter den Erwachsenen. Der 14-jährige Felix Rave trug den Sieg unter den Schülern davon. Das Perfektionsschreiben, quasi das flotte Tippen ohne Fehl und Tadel, gewann unter den Erwachsenen Christiane Bülten, unter den Schülern Katja Witt (12).

Annemarie Mersch sicherte sich bei der Textbearbeitung den Sieg. In der professionellen Textverarbeitung schrieb und layoutete sich Udo Klüting auf den ersten Platz. In der Gesamtwertung lag Bülten schließlich auf Platz eins vor Klüting und Mersch. Als Mannschaft gewann der Vestische Steno-Club in allen Disziplinen.

Im Rahmen des Westdeutschen Stenografentags ehrte Reiner Karbowski, der Vorsitzende des Verbands für Informationsverarbeitung, die seit 18 Jahren als Vorsitzende engagierte Vorsitzende des Stenografenvereins Bonn, Edeltraud Cremerius-Meyer

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