"Pauls portables Planetarium" Sternengucker haben das All im Blick

BAD GODESBERG · Fast jeder kennt es von der Sonnenfinsternis: Mit bloßem Auge in die Sonne zu gucken, kann schlimme Folgen haben. Ein Teleskop verschlimmert diesen Effekt noch. "Deshalb haben wir spezielle Filter auf unseren Teleskopen", sagte Stefan Krause von der Volkssternwarte.

 Durch das mehrere hundert Euro teure Teleskop und spezielle Filter beobachten die Besucher die Sonne.

Durch das mehrere hundert Euro teure Teleskop und spezielle Filter beobachten die Besucher die Sonne.

Foto: Nicolas Ottersbach

Vor dem Deutschen Museum hatten die Mitglieder von Sternwarte und Köln-Bonner-Astrotreff ihre mehrere hundert Euro teuren Geräte aufgestellt, um den Besuchern einen Blick auf die Sonne zu ermöglichen. Denn der kostenlose Vortrag von Astronom Paul Hombach handelte diesmal nicht nur vom Sternenhimmel über Bonn, sondern auch von der Sonne.

Die Filter schwächten das Licht der Sonne so stark ab, dass die dunklen Sonnenflecken sichtbar wurden. „Auch wenn sie schwarz erscheinen, sind sie noch über 4000 Grad Celsius heiß“, sagte Krause. Die Flecken, die durch Magnetfelder in der Sonne entstehen, gelten als einfachstes Maß für die Sonnenaktivität. Etwa alle elf Jahre treten sie am häufigsten auf, weshalb dann von einem Sonnenfleckenzyklus gesprochen wird.

Am spannendsten war das Teleskop, das nur H-Alpha-Licht durchließ. Im roten Schein waren so die Protuberanzen zu erkennen: Diese Sonnenausbrüche schlagen wie Peitschenhiebe ins All und erreichen als Sonnenstürme sogar die Erde. „Durch unsere Atmosphäre sind wir vor ihnen geschützt“, erklärte Hombach. Treffen diese Teilchen auf die Erde, entstehen Polarlichter. Am schönsten sei aber die Korona, die nur bei einer Sonnenfinsternis ohne Hilfsmittel zu erkennen ist, weil sie sonst überstrahlt wird.

So viel über die Atomkraft geschimpft werde, so überlebenswichtig sei sie für den Menschen, sagte Paul Hombach. Denn die Sonne sei nichts weiter als ein riesiges Atomkraftwerk. Während die Menschheit die Energie aber durch das Spalten von Atomkernen gewinnt, lässt die Sonne sie unter hohem Druck fusionieren.

„Der Druck ist so hoch, als würde man die Cheopspyramide auf einen Stecknadelkopf stellen“, so Hombach. Bis zu 15 Millionen Grad Celsius herrschen im Inneren des Sterns. Wer glaubte, dass acht Minuten für die gigantische Distanz zwischen Sonne und Erde lang seien, erfuhr von Hombach noch ganz andere Zeiten: Denn ehe das Licht von der Sonne abgestrahlt wird, bewegt es sich Hunderttausende Jahre im Inneren.

Passend zur Urlaubszeit konnten die Besucher Orte nennen, von denen sie gerne den Sternenhimmel betrachten wollen. So ging es von Bonn über die Malediven und Australien bis nach Oslo. Ein kleiner Junge nannte Holland. „Da sieht der Himmel aber genauso aus wie bei uns“, sagte Hombach. Mit dem Computerprogramm Stellarium konnte der Hobbyastronom, der mit „Ab ins All“ regelmäßig auf der Bühne steht, jeden beliebigen Ort und jede Zeit auf die Großleinwand projizieren.

Dabei gab es immer wieder Infos zu Naturphänomenen. „Bis vor Kurzem hatten wir hier die weißen Nächte“, sagte Hombach, der hauptberuflich Pianist im Improvisationstheater Springmaus ist. Da wurde es in der Bundesstadt erst gegen 1.30 Uhr in der Nacht richtig dunkel, während drei Stunden später schon wieder die Sonne aufging. Wirklich hell sind die berühmten Nächte in Sankt Petersburg oder Helsinki: Dort geht die Sonne an bestimmten Tagen gar nicht erst unter.

Auch die Sternenbilder und Sternenkonstellationen gehörten zum Vortrag in „Pauls portablem Planetarium“. Vor allem der Skorpion, zu dem der Stern Antares gehört, gilt als echter Sommerhöhepunkt am südlichen Sternenhimmel. Am hellsten leuchtet dieser Tage Sirius. Etwas Besonderes wartet am Sonntag, 4. August, auf die Sterngucker: Dann begegnen sich Mars, Merkur, Jupiter und der Mond.

Pauls Planetarium

Seit 2009 bietet der Hobbyastronom Paul Hombach die kostenlosen Vorträge im Deutschen Museum an. Als Nächstes geht es am Mittwoch, 6. November, 19 Uhr, um den Marsrover "Curiosity" und seine Entdeckungen. Wer schon vorher am Computer durch den Sternenhimmel navigieren möchte, kann sich auf www.stellarium.org das kostenfreie Programm herunterladen, mit dem auch Paul Hombach seine Vorträge gestaltet.

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