Auftritte in der Villa Kusana Stimmtrainerin Claudia Nachtsheim begeistert mit ihrer Vielseitigkeit

Mehlem · Weil Claudia Nachtsheim aufgrund der Pandemie ihrem Beruf derzeit nicht nachgehen kann, engagiert sie sich in der Kursana Villa. Dort kümmert sie sich um die Senioren und sorgt auch für den ein oder anderen kulturellen Höhepunkt.

 Mezzo-Sopranistin Claudia Nachtsheim während ihres Konzertes in der Villa Kusana. Bei den Senioren sorgte der Auftritt für Begeisterung. 

Mezzo-Sopranistin Claudia Nachtsheim während ihres Konzertes in der Villa Kusana. Bei den Senioren sorgte der Auftritt für Begeisterung. 

Foto: Niklas Schröder

Wegen der Corona-Pandemie muss Claudia Nachtsheim mit ihrem eigentlichen Beruf als Stimmtrainerin zeitweise pausieren. Stattdessen arbeitet die Bonnerin seit über einem Jahr als Betreuerin in der Kursana Villa. Ein- bis zweimal die Woche bietet Nachtsheim in der Senioreneinrichtung verschiedene Gruppenangebote an. „Ich fange morgens mit Frühgymnastik an und dann gibt es über den Tag verteilt Basteln, Spiele, Gedächtnistraining und Singen“, zählt sie auf.

Das Singen löst bei den Bewohnern viel Freude aus

Gerade das Singen löse bei den Bewohnern viel Freude aus. „Man muss sehr empathisch und geduldig sein, bekommt aber auch viel zurück. Diese Arbeit fasziniert mich“, sagt Nachtsheim. Volkslieder, Kinderlieder, Schlager und Pop – das seien die beliebten Genres in der Kursana Villa. Bekannte Strophen, wie „Die Gedanken sind frei“ und „Alle Vögel sind schon da“, würden textsicher mitgesungen werden. „Meistens singen wir Lieder, die auf die Jugend der Senioren zurückgehen, daran können sie sich am besten erinnern“, erklärt Nachtsheim. Das seien dann „schöne Momente“, denn auch Bewohner, die sonst nicht viel sprechen, würden begeistert in die Lieder einstimmen. „Menschen die nicht so mobil sind, besuche ich mit der Gitarre auf den Zimmern, das ist sehr anrührend, weil mich dort viel Freude erwartet“, erzählt die Sängerin. Für die mobileren Bewohner hat Nachtsheim kürzlich ein Konzert gegeben. „Zum ersten Mal durften die Senioren Claudia Nachtsheim nicht als Mitarbeiterin erleben, sondern als Mezzo-Sopranistin in einem Konzert“, beschreibt Gisela Schwarz den Abend. Im schwarzen Kleid habe Nachtsheim unter anderem Schuberts Kunstlied „An Sylvia“ und Lieder von Gustav Mahler sowie Richards Strauß‘ „Zueignung“ gesungen.

Auftritt im Konzertsaal

„Ein wunderbares Erlebnis – laute Bravorufe wie im Konzertsaal. Und die Bewohner wünschen sich, spätestens im Sommer ein weiteres Konzert folgen zu lassen“, erinnert sich Schwarz. „Ich bin eine Multifunktionskünstlerin – mein Schwerpunkt liegt auf der Stimme, ich singe auch Jazz und Chansons,“ erzählt Nachtsheim, die bedauert, dass klassische Musik immer auf den Kultursockel gestellt wird: „Ich möchte durch das Erlebnis diese Sockelsituation abflachen, um den Zugang zu ermöglichen“, so die Sängerin. „Es ist etwas so Wunderbares, wenn der Flügel schwingt, wenn ich vibriere und der ganze Raum mitschwingt.“ Ihr weiterer Schwerpunkt sei die Gesangsarbeit mit Menschen. „Am gemeinsamen Singen, am gemeinsamen Atmen, am Wahrnehmen von anderen.“

Nachtsheim ist auch Chorleiterin

Außerdem ist sie Chorleiterin vom „Brotfabrik Chor“ in Beuel und von der Chorgemeinschaft „Die Brücke“ in Meckenheim. Nachtsheim hat jahrelang unter der Regie von Bill Mockridge im Comedy Musical „Weiber Weiber“ als Schauspielerin gewirkt und das „Sopranodrama“, ein Opern-Comedy-Programm in Meckenheim, mitgestaltet. „Aber das geht im Moment alles nicht“, sagt Nachtsheim.

„Ich bin sehr froh, dass ich diese Arbeit hier angefangen habe. Es hat sich gezeigt, dass es schön ist, mit den Bewohnern zu arbeiten. Hier kann ich für jemand anderen da sein und eine völlig neue Beziehung zu ihm schaffen.“ Am nächsten Tag, nach dem Konzert, sei Claudia Nachtsheim wieder die „Claudia“ in Jeans und Shirt gewesen, führte am Morgen zum Auftauen den Fitness-Kurs durch, führte intensive Gespräche mit den Bewohnerinnen am Tisch in der Cafeteria und spielte mit ihnen das Ratespiel „Galgenmännchen“ oder sang mit ihnen zur Gitarre, erzählte Schwarz.

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