Schüler des Friedrich-List-Berufskollegs befragen Influencer Storytelling statt Faktenvermittlung

Bad Godesberg · Im Friedrich-List-Berufskolleg erläuterten TikTok-Influencer Schülern der kaufmännischen IT-Ausbildung, wie man erfolgreiche Videos produziert.

 Blick in die Kamera und gutes Zeitmanagement: Fabian Walter alias Steuerfabi gibt den Berufskolleg-Schülern Tipps für den Videodreh.

Blick in die Kamera und gutes Zeitmanagement: Fabian Walter alias Steuerfabi gibt den Berufskolleg-Schülern Tipps für den Videodreh.

Foto: Stefan Knopp

Zahllose Influencer tummeln sich auf Videoplattformen im Internet, und sie alle stehen vor der gleichen Herausforderung: Sie müssen in kurzer Zeit etwas so präsentieren, dass es die Zuschauer interessiert und am besten fesselt. Wie dreht man so ein Video? Und wie könnte man damit im Internet Geld verdienen? Am Friedrich-List-Berufskolleg hatten Jugendliche aus zwei Klassen des Bereichs Höhere Berufsfachschule mit Schwerpunkt IT (kurz ITA) in dieser Woche die Möglichkeit, Profis zu fragen.

Schüler des Friedrich-List-Berufskollegs befragen Influencer: Storytelling statt Faktenvermittlung
Foto: Stefan Knopp

Am Montag war dafür Fabian Walter zugeschaltet, den man auf TikTok und Instagram als „Steuerfabi“ kennt. Er hat sich in seinem BWL-Studium auf den Themenbereich Steuern konzentriert und jetzt sein eigenes Unternehmen gegründet – auch durch den nach eigener Aussage überraschenden Erfolg seiner Erklärvideos.

Schüler des Friedrich-List-Berufskollegs befragen Influencer: Storytelling statt Faktenvermittlung
Foto: Stefan Knopp

Follower und Klickzahlen

Jonas Moll, der am Dienstag zu Besuch war, berät Unternehmen in Social Media Marketing und erläutert auf TikTok vieles rund um dieses Fachgebiet. Beide sind mit dem, was sie tun, erfolgreich, was Follower und Klickzahlen angeht und Einkünfte.

Und darum ging es: Warum sind sie erfolgreich, was machen sie richtig? Die Schüler sollten im Rahmen des Unterrichts ein einminütiges Video drehen. Lehrer Julian Panze hatte dafür das Oberthema Geld gewählt. In kleinen Gruppen beschäftigten sich die Jugendlichen mit Teilbereichen wie Bezahlmethoden der Zukunft, Vor- und Nachteile von Bargeld oder Wert des Geldes. Ihre Rechercheergebnisse sollten sie möglichst so präsentieren, dass es nicht nur informativ ist, sondern man auch gerne zuschaut.

„Tendenziell funktioniert es besser, wenn man den Menschen sieht“, erklärte Steuerfabi. Gestikulieren, Blick in die Kamera, das sei sehr wichtig. „Storytelling“ sei besser als bloße Faktenvermittlung – mit einer kritischen Fragestellung zu Beginn könne man „initiale Aufmerksamkeit“ erreichen. „Es ist wichtig, dass man beim Gegenüber Interesse weckt“, erklärte Walter.

Darüber hinaus solle man nicht verkrampft vor der Kamera stehen. „Wenn man sich vor der Aufnahme lustige Geschichten erzählt, wird man automatisch lockerer“, so der TikTok-Creator. Und man brauche ein gutes Zeitmanagement im Video: kurz fassen, die Zeit effizient nutzen. Das bedeute, sich nicht zu lange mit Vorerklärungen aufzuhalten, etwa „Was ist eine Kryptowährung?“, riet er dem Team Bezahlen in der Zukunft, dem Rolijin(17), Lania (20), Awjar (17) und Jassin (16) angehören.

Sie hatten gut zugehört. In ihrem Video sollen Personen eine Szene spielen, und jetzt wussten sie: „Wir sollten uns auf ein Thema fokussieren“, so Awjar. Lanja schlug vor: „Eine halbe Minute über Bezahlen in der Zukunft reden und eine halbe Minute über Bitcoin.“ Außerdem nahmen sie mit, selbstbewusster vor der Kamera aufzutreten. Insgesamt habe Steuerfabi sie aber in ihrem Vorgehen bestätigt.

Umgang mit sozialen Medien

Für ihn war es eine Premiere. Seit November arbeitet er mit dem Start-up-Unternehmen DigitalSchoolStory zusammen, das Nina Mülhens mit gegründet hat und das wiederum mit Schulen kooperiert, um Softskills im Umgang mit sozialen Medien zu vermitteln – Storytelling-Kompetenz und agile Team-Methoden gehören auch dazu. 17 Creatorn wie Walter und Moll helfen ehrenamtlich dabei. Steuerfabi erlebte die Schüler als interessiert an Hintergründen und Geschäftsmodellen und war überrascht, wie schnell sich die Jugendlichen öffneten. „Ich glaube, dass da eine ganz neue Generation an Influencern heranwächst.“ Er wollte vermitteln, „dass das auch Arbeit bedeutet“.

Die Schüler haben jetzt noch ein paar Wochen Zeit, das neu Gelernte auf ihren Videos anzuwenden, dann zeigen sie diese vor der Klasse, auch die TikToker werden sie mit auswerten. Für das Friedrich-List-Berufskolleg und Digital School Story beginnt jetzt eine Kooperation, die lange andauern soll.

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