Musical-Aufführung Struwwelpeter und die falsche Pädagogik

BAD GODESBERG · Tote kommen in der Musical-Aufführung der Theater-AG an der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule wieder ins Leben zurück.

 Rollentausch: Der Hase erschießt im Horror-Musical "Shockheaded Peter" den "Wilden Jäger".

Rollentausch: Der Hase erschießt im Horror-Musical "Shockheaded Peter" den "Wilden Jäger".

Foto: Martina Sondermann

"Ungeheuer ist viel, doch nichts ist ungeheurer als die Monster in den Köpfen der Menschen." So beginnt die grausige Geschichte um ein junges Ehepaar, das sich sehnlichst ein Kind wünscht. Doch schon mit dem Baby, das per Post geliefert wird, sind die beiden überfordert und stecken es prompt wieder zurück in den Karton. Nicht anders ergeht es den folgenden Kindern, die nicht genug essen, ewig in den Himmel schauen oder am Tisch einfach nicht stillsitzen wollen. Ihnen allen widerfährt Furchtbares.

Nein, der Struwwelpeter, einer der bekanntesten deutschen Bilderbuchklassiker, ist nichts für schwache Nerven, und die schaurige Musicalvariante "Shockheaded Peter" erst recht nicht. Suppenkaspar, Hans Guck-in-die-Luft und Zappelphilipp ergeht es wie all den anderen Figuren: Sie sterben, werden von den Eltern kurz betrauert und dann durch ein neues Kind ersetzt, das sich jedoch als ebenso "ungehorsam" herausstellt.

Natürlich kommen die Eltern im Laufe des Musicals nicht gut weg: Der Vater wird Trinker, die Mutter fällt in Depressionen. Als sie sich gegenseitig ihre Erziehungsfehler vorwerfen, merken sie, dass sie selbst die Quelle allen Übels sind.

Das Ensemble der Theater-AG an der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule brachte gestern Abend unter der Leitung von Eckart Rüther mit "Shockheaded Peter" die mit tiefschwarzem Humor belegte deutsche Version der Engländer Phelim McDermott und Julian Crouch auf die Bühne ihrer Aula. Die Musik der Londoner Band Tiger Lillies wurde vom Regisseur Eckart Rüther für Keyboard, Klarinette, Akkordeon und E-Gitarre angepasst.

Auch die Story hat der pensionierte Lehrer teils bewusst verändert. So waren die "bösen Buben" drei Neonazis, die ein türkisches Mädchen schlugen. Und auch das Ende des Musicals war überraschend anders. "Ungeheuer ist viel, doch nichts ist ungeheurer als eine falsche Pädagogik. Und deswegen werden wir dieses Ende nicht akzeptieren", rief der düstere Erzähler, und alle Toten wurden vom Struwwelpeter und dem Fliegenden Robert wieder ins Leben "zurückgezogen".

In dem Horror-Musical der Theater-AG sangen und spielten Marlene Ndume, Viviana Fischnaller, Marie-Paule Barthelmes, Marline Speer, Alina Gundlach, Linda Dalhoumi sowie Rebecca Suttner. "Die Schüler der 10 c waren alle hochmotiviert. Bevor ich etwas sagen konnte, haben sie die Dinge schon angepackt und hatten oft die besseren Ideen", sagte Regisseur Eckart Rüther am Ende der Vorstellung, die den Abschluss der Theater-AG bildete.

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