Heimatverein in Bad Godesberg Tafeln an der Rheinpromenade erzählen von Häusern und Menschen

Bad Godesberg. · Über Tafeln an der Rheinpromenade liefert der Godesberger Heimatverein Wissen zu Häusern und Menschen. Ein Spaziergang am Von-Sandt-Ufer mit dem Vereinsvorsitzenden Martin Ammermüller.

 Wer sich von der Bastei am Rhein in südliche Richtung bewegt, sieht die Villa Deichmann. Der Kölner Bankier Otto Deichmann ließ diese 1902 für seine Familie bauen. Seine Nachfahren wohnen noch dort.

Wer sich von der Bastei am Rhein in südliche Richtung bewegt, sieht die Villa Deichmann. Der Kölner Bankier Otto Deichmann ließ diese 1902 für seine Familie bauen. Seine Nachfahren wohnen noch dort.

Foto: Axel Vogel/AXEL VOGEL

Sonne, Schiffe und Siebengebirge spielen in diesem Artikel ausnahmsweise mal keine Hauptrolle. Obwohl das Wetter gut und der Rhein nah ist. Vielmehr soll es bei einem kleinen Spaziergang am Von-Sandt-Ufer um besondere Bauten gehen. Wer das Glück hat, den Weg mit dem Vorsitzenden des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg, Martin Ammermüller, zurückzulegen, muss allerdings mehr als 52 Minuten für hin und zurück einplanen.

Denn Ammermüller weiß (fast) alles zu Bauwerken, Menschen und Ereignissen im Stadtbezirk. Er ist ein klein wenig im Vorteil, hat er selbst doch viele Aufsätze in den Heimatblättern verfasst und der Verein Infotafeln an einzelnen Gebäuden angebracht. Zum Beispiel an der Bastei am Ende der Rheinallee, wo die Geschichtsreise startet. Letztere habe die Gemeinde Godesberg 1902 gebaut. „Godesberg war erst ein Jahr zuvor an den Rhein gelangt, indem es die am Rhein gelegenen Dörfer Plittersdorf und Rüngsdorf eingemeindet hatte“, erklärt er, was die Infotafel ebenfalls verrät.

Leider jedoch hatte die Köln-Düsseldorfer (KD) Schifffahrtsgesellschaft auch dann noch kein gesteigertes Interesse, ihre Passagiere hier aussteigen zu lassen. „Deshalb baute Godesberg auf eigene Kosten eine Landebrücke und das Stations- und Wartehäuschen, eben die Bastei“, sagt der 77-Jährige. Bevor es weitergeht, empfiehlt er noch den Blick nach oben zu zwei aus dem Stein geschlagenen Schiffen.

Dass es heutzutage überhaupt möglich ist, am Rhein zu promenieren, ist nicht zuletzt dem Heimatverein zu verdanken. Denn er setzte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts für den Durchstich der Rheinallee zum Fluss sowie den Ausbau des Uferbereichs ein. „Davor gab es nur einen schmalen Pfad für die Pferde, die die Schiffe von Wesseling bis nach Kripp zogen“, erzählt der Mann, der als 14-Jähriger von Stuttgart in die Badestadt zog und sein Herz an diese verlor.

Ans Mittelalter erinnert kurz vor der Brücke über den Godesberger Bach die Optik der Villa Cahn. Erwähnt sei hier nur, dass es diesmal ein Bonner Bankier, Albert Cahn, war, der das Gebäude mit Türmchen 1867 beauftragte. „Lange stand es im letzten Jahrhundert leer, bevor Frank Asbeck es nach den alten Plänen restaurieren ließ“, so Ammermüller, dessen Mutter sich schon beim Heimatverein engagiert hatte.

Die Bauarbeiten am Pumpwerk des Bachs versperren fast den Blick auf ein nicht denkmalgeschütztes Haus zur Linken. Der frei zugängliche und Graffiti-beschmierte Säulengang habe keine Bedeutung gehabt, so Ammermüller. Mit den Arkaden, über denen sich einst in einer Villa auch mal ein Mädcheninternat befand, verbinden ihn persönliche Erinnerungen. „Hier traf man sich abends“, meint er mit einem Schmunzeln. Es folgen zwei denkmalgeschützte Villen; in der ersten, mit erkerartigen Vorbauten samt Fachwerk im Giebel, wohnten nach dem Zweiten Weltkrieg die Bundestagspräsidenten – so auch Annemarie Renger. Auf dem Weg zum Schaumburger Hof erklärt der studierte Jurist, dass Bürgerinitiativen häufig auf den Verein zukämen, wenn es um die Themen Denkmalschutz und Stadtbild gehe: „Allerdings sieht unsere Satzung vor, dass wir uns möglichst nicht in politische Dinge einmischen.“ Wobei man raushört, dass ihm das manchmal schwer fällt.

Unvorstellbar scheint heute, dass am Schaumburger Hof (früher Unter den Linden) in Plittersdorf nicht nur Dichter und Präsidenten, sondern auch Pferde Station machten. Hier befand sich laut Ammermüller eine Treidelstation, an der die vom Schiffeziehen erschöpften Pferde ausgetauscht wurden. Nach 1830 erledigten Dampfschiffe die Arbeit und zerstörten so das Berufsbild der „Rheinhalfen“. Vergebens hatten diese versucht, sich durch Beschuss der Schiffe dagegen aufzulehnen.

Nach einigen Schritten erhebt sich zu Füßen von St. Evergislus imposant ein Rundtempel. 1899 wurde das Mausoleum vollendet, schon ein Jahr drauf starb Bauherr Adolf von Carstanjen. Dass neben ihm und seiner Frau auch Nicht-Familienmitglieder ihre letzte Ruhe fanden und finden, liegt an der Bürgerstiftung Rheinviertel. „Ich bin der Bürgerstiftung sehr dankbar, dass sie das Mausoleum 2007 vor dem Verfall gerettet und es als Begräbnisstätte geöffnet hat“, sagt Ammermüller.

Auf zur letzten Infotafel in nördlicher Richtung. Sie gebührt Haus Carstanjen. 1881 baute eben erwähnter Adolf nebst Sohn Robert den früheren Auerhof zu einer Art Schloss um. Frühere Besitzer war unter anderem die Heisterbacher Zisterzienser-Abtei, die bis 1812 den größten Landbesitz in Plittersdorf hatte. Seit 2006 ist die UN Hausherrin. Und jetzt zurück – mit Blick auf Strom und Gebirge.

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