Unterschiedliches Meinungsbild Taubenhaus sorgt für geteiltes Echo

BAD GODESBERG · "Ein Gutmenschen-Wunschdenken": Kaum war die Nachricht vom nahen Baubeginn für das Bad Godesberger Taubenhaus in der Welt, da war sie auch schon Stadtgespräch.

Mit dem Bau auf dem Toilettenhäuschen auf der Rückseite der Kammerspiele soll Anfang April begonnen werden. Zahlreiche Reaktionen am Telefon, auf der Straße und im Internet spiegeln ein recht unterschiedliches Meinungsbild wider.

"Wenn man das Taubenhauskonzept verfolgt, muss man weitere Konsequenzen ziehen", sagt etwa der Arzt und Taubenexperte Norbert Leipner. Seiner Ansicht zufolge müssten die Tiere beispielsweise geimpft und gegen Kokzidien und Trichomonaden behandelt werden. Leipner: "Es genügt nicht, das Gelege durch Gipseier zu ersetzen. Es ist sowieso fraglich, ob die Größe des Taubenhauses für die Anzahl der Tiere ausreicht. Taubenpaare haben ein mehr oder weniger ausgeprägtes Revierverhalten. Das wichtigste bei diesem Projekt ist Sachverstand und weniger Ideologie". Apropos Ideologie: "Die Idee der Taubenhäuser ist ein Gutmenschen-Wunschdenken", so kommentiert GA-Leser E. D. Weber im Internet und ergänzt: "Es hilft einzig der Futterentzug. Dann zieht die Plage weiter. So geschehen in Frechen. Die 61.000 Euro sind weggeworfenes Steuergeld".

Auf den Standort kapriziert sich hingegen Jürgen Schönewald aus Bad Godesberg. Er sagt: "Da kann man schon die kalte Wut bekommen, wenn man liest, wo das (so lang ersehnte) Taubenhaus installiert werden soll. Nicht auf dem Dach der Kammerspiele, sondern auf dem Flachdach des Gemüsehändlers. Das ist schlechterdings ein Witz. Will man Schilder in den Bäumen anbringen - auf taubisch natürlich - wo die Tauben sich zukünftig aufhalten sollen? Diese Stelle wird niemals von den Tauben angenommen werden."

Schönewald befürchtet gar, dass mit der Wahl des Standortes den Gegnern des Taubenhauses ein Argument geliefert werden könnte, frei nach dem Motto: "Das haben wir ja immer schon gewusst." Und auch der Internetnutzer mit dem Pseudonym "GA-Leser" ist überzeugt: "Direkt auf dem Gemüseladen, blöder geht's wohl nicht. Nebenan auf dem großen Dach der Kammerspiele haben die Herrschaften wohl Sorge, dass der verseuchte Kot auf ihre Galaoutfits und Anzüge kleckert", so lautet seine pointierte Meinung, zudem kritisiert er die hohen Kosten.

Wenig Überzeugungskraft entfaltet zumindest bei einer weiteren Leserin, die namentlich nicht genannt werden möchte, die Ankündigung der Stadtverwaltung, fortan mit strenger Hand gegen die Fütterung von Tauben vorzugehen: "Am Dienstag gegen 12.15 Uhr befuhr ein Fahrzeug des Ordnungsdienstes der Stadt Bonn den Theaterplatz, besetzt mit zwei Personen. Im Bereich der Bänke am Schuhgeschäft auf dem Theaterplatz fütterte ein Mann die Tauben. Von den beiden Personen des Fahrzeugs der Stadt Bonn wurde natürlich nicht reagiert", schreibt die Godesbergerin.

Nur eine Reaktion kam zum Thema bislang aus den Reihen der Kommunalpolitik: "In den vergangenen sechs Jahren hat das geplante Pilotprojekt die verschiedensten Gremien des Rates beschäftigt und geriet sogar in den letzten Kommunalwahlkampf", erinnert sich Horst Naaß (SPD). "Dabei entstanden die abenteuerlichsten Lösungsvorschläge bis hin zu einer Falkenstation auf der Godesburg."

Bis auf das Engagement der früheren Amtstierärztin habe sich die Verwaltung nicht viel bewegt, weil sie nicht wollte oder nicht bereit war, sich mit dem Thema ernsthaft zu befassen, so Naaß. Wenigstens er dürfte mit der aktuellen Entwicklung zufrieden sein. Nach Jahren des Stillstandes ist nun unleugbar Bewegung in die Sache gekommen.

Am Mittwoch, 7. März, steht das Taubenhaus dann - einmal mehr - auf der Tagesordnung der Bad Godesberger Bezirksvertretung. Beginn ihrer Sitzung in der Stadthalle ist um 17 Uhr.

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