Kammerspiele Godesberg Taubenschlag ist fertiggestellt worden

BAD GODESBERG · Das Taubenhaus auf dem rückwärtigen Dach der Kammerspiele, so scheint es, hat die Herzen der Bonner noch nicht so recht erobert. Was nicht ist, kann jedoch noch werden: Nach sechsmonatiger Bauzeit ist der Taubenschlag nun fertiggestellt worden.

Nicht nur, dass Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch an einer offiziellen Eröffnungszeremonie kein Interesse zeigte, wie Bezirksbürgermeisterin Annette Schwolen-Flümann vor wenigen Tagen in der Bezirksvertretung mitteilte - und damit auch bei den Kommunalpolitikern kaum Emotionen weckte.

Auch Passanten und Geschäftsleute rund um den Theaterplatz reagieren bislang gelassen und zurückhaltend auf die Nachricht von der Fertigstellung.

"Ich befürchte, dass es sich die Tauben in dem Häuschen gemütlich machen, um sich umso munterer weiter zu vermehren", meinte am Dienstag eine Händlerin am Theaterplatz. Ginge es nach ihr, würde die Stadt "rabiatere Methoden" anwenden, notfalls auch zu dem Preis, dass Tierschutzorganisationen auf die Barrikaden gingen.

Auch ein anderer Einzelhändler, der das Geschehen auf dem Theaterplatz täglich hautnah mitbekommt, hat bislang keine Anzeichen von Besserung wahrgenommen: "Ich glaube nicht, dass das Taubenhaus etwas bringt", sagt der Geschäftsmann.

Obwohl er damit aktuell wohl die Mehrheitsmeinung unter den Einzelhändlern zum Ausdruck bringt, ist es für eine erste Bilanz des Taubenschlags definitiv zu früh. Zwar ist das Häuschen montiert, der Betrieb hat aber noch nicht begonnen. Das soll in den nächsten Tagen geschehen.

Den Vertrag über die Betreuung des Taubenhauses haben die Stadtverwaltung und die Vorsitzende des Vereins Arbeitsgemeinschaft Stadttauben inzwischen unterzeichnet. Dessen Lösung, seit 1988 in Pforzheim praktiziert, sieht vor, die Tauben mittels Fütterung in den Taubenschlag zu locken, damit die Tiere ihn auch zum Brüten nutzen.

Mitarbeiter des Vereins tauschen die Eier der brütenden Tauben dann unauffällig gegen Gipseier aus. Die Gipsei-Methode sei tierfreundlich, argumentiert der Verein.

Weil Tauben sehr standorttreu sind, entfalteten die Taubenschläge ihre Wirkung im Umkreis von einigen hundert Metern. Einen Großteil der Zeit hielten sich die Tauben zudem im Taubenschlag auf und setzten dort ihren Kot ab. Somit spare das Konzept massiv Reinigungskosten und habe sich als kostengünstigste Variante erwiesen, heißt es in einer Präsentation der Stadttauben-AG.

Derweil hat die Stadt angekündigt, die Aktion aufmerksam zu verfolgen. Mit dem Verein Stadtmarketing tritt sie an die Eigentümer der Häuser rund um den Theaterplatz heran. Die Hausbesitzer sollen bestehende Vergrämungsmaßnahmen wie Schutzgitter überprüfen und dort, wo erforderlich, anbringen oder ausbessern.

Grund: Wenn sich die Tauben auf Balkonen, Dachböden oder Fenstervorsprüngen weiterhin wohler fühlen als im Quartier des Stadttauben-Vereins, nützt auch das schönste Taubenhaus nichts. Im Blick hat die Stadt auch die Bäume auf dem Theaterplatz. Angesichts der großen Zahl von Tauben, die sich in ihrem Geäst niederlassen, war zwischenzeitlich einmal gar die Fällung der Bäume in Betracht gezogen worden.

So weit geht die Stadt aktuell zwar nicht: Dennoch werde man die Situation in den Bäumen im Blick behalten und notfalls prüfen, "wie durch geeignete Maßnahmen die weitere Besiedlung der Bäume durch Tauben unterbunden werden kann".

Eindeutig äußert sich die Stadt auch zum bestehenden Fütterungsverbot: Es werde weiterhin "konsequent überwacht". Taubenfreie Innenstädte, so die Fachleute der Stadtverwaltung, werde es aber trotz aller Maßnahmen nicht geben können.

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