Überfälle und Einbrüche Taxifahrer in Bad Godesberg fühlen sich bedroht

BAD GODESBERG · Drei Raubüberfälle, fünf Einbrüche und Einbruchsversuche und eine ganze Reihe ungebetener nächtlicher Besuche auf dem Firmengelände an der Roonstraße. All das erlebten Rahim Nasserjah und seine beiden Geschäftspartner in den vergangenen 15 Monaten. Gemeinsam führen sie seit 2005 ein Taxiunternehmen. Nun aber denken sie erstmals ans Aufhören. Der Grund: Sie fühlen sich von einer Bande terrorisiert. Zugleich schwindet ihre Hoffnung, dass sich die Lage wieder spürbar und dauerhaft beruhigen wird.

 Ein Taxi steht am Straßenrand. Unter Bad Godesberger Taxifahrern gehe die Angst vor Überfällen um, berichtet ein Unternehmer, dessen Betrieb zuletzt mehrfach zum Ziel von Straftätern wurde.

Ein Taxi steht am Straßenrand. Unter Bad Godesberger Taxifahrern gehe die Angst vor Überfällen um, berichtet ein Unternehmer, dessen Betrieb zuletzt mehrfach zum Ziel von Straftätern wurde.

Foto: dpa

"Wir sind mit unserem Latein am Ende und fühlen uns machtlos", sagt Rahim Nasserjah. Bereits seit mehr als einem Jahr gehe in dem Betrieb mit seinen knapp 70 Fahrern und Mechanikern die Angst um. Angefangen hat es im Januar 2012, als im Bonner Norden der Kofferraum des Buchhalters aufgebrochen wurde, während dieser kurz angehalten hatte. Am 16. Juni wurde auf der Hohenzollernstraße erneut der Buchhalter Opfer eines Überfalls, bei dem viel Geld verloren ging.

"Die Täter haben mich zuerst von hinten angegriffen und dann mit Schlägen gegen Kopf und Gesicht traktiert", erzählt der Mann dem General-Anzeiger. Zu einem weiteren Überfall kam es dann im September, als die Täter jedoch lediglich eine leere Geldtasche erbeuteten. Dass es immer wieder den Buchhalter traf, führen die Unternehmer - ebenso wie die Polizei - auf umfassendes Täterwissen zurück.

Überdies musste die Firma zuletzt eine Reihe von Einbrüchen erdulden. Der vorerst letzte Zwischenfall: Anfang März wurde ein Mercedes vom Firmengelände gestohlen. Anstelle der Polizei machte dann eine privat initiierte Suche den Wagen in einer Mehlemer Tiefgarage ausfindig. Und immer wieder tauchen auf dem Firmengelände nahe der Ausfahrt aus dem Bad Godesberger Straßentunnel nachts sorgsam vermummte Gestalten auf, die sich dort aufmerksam umsehen und auch schon einmal die Widerstandsfähigkeit der Türen und Fenster überprüfen.

Aus ihrer Enttäuschung über das Engagement der Bonner Polizei machen die drei Geschäftspartner keinen Hehl: Geschlagene zehn Tage habe es gedauert, bis die Spurensicherung das gestohlene Auto wieder freigegeben hatte. Doch sei dies nur ein Randaspekt: "Wir haben an die Polizeipräsidentin geschrieben, liefern die Bilder unserer Überwachungskamera bei den Ermittlern ab, und inzwischen kennt uns fast jeder Kripo-Beamte", erzählt Nasserjah. "Offiziell sagt man uns: Rufen Sie das Bürgertelefon an", so der Unternehmer. Im persönlichen Gespräch würden die Beamten mehr oder weniger unverhohlen die Botschaft vermitteln, dass ihnen angesichts geringer eigener Personalstärke und zu erwartender Milde der Justiz quasi die Hände gebunden seien, berichtet Nasserjah von seinen Erfahrungen.

Umso größer sei seine Erleichterung gewesen, als der Polizei im Januar der Schlag gegen die Straßenbande "Black Jackets" gelang. "Wir dachten: Nun kehrt Ruhe ein. Aber das war nicht der Fall. Obwohl auch zumindest ein Überfall auf seinen Buchhalter auf die Gruppe zurückgeführt werden könne, so gingen die nächtlichen Besuche auf dem Betriebsgelände auch nach der Razzia weiter. Zuletzt folgte der Autodiebstahl.

Hinter den Tätern vermute er junge Männer aus Zuwanderfamilien. "Es ist schlimm, wie enorm die Perspektivlosigkeit vieler Jugendlicher Bad Godesberg in so kurzer Zeit verändern konnte", fasst er seine Beobachtung seit Firmengründung vor acht Jahren zusammen.

Vor 40 Jahren war Nasserjah selbst aus Afghanistan nach Deutschland gekommen. Seit Studium der Geologie, Geophysik und organischen Chemie hat er seinerzeit mit der Promotion gekrönt. Seine beiden Partner stammen aus Persien. "Wir haben enorm investiert, zahlen reichlich Gewerbesteuer und erwarten dafür ein Mindestmaß an Sicherheit", klagt der 63-Jährige.

Von seinem Gang an die Öffentlichkeit erhoffe er sich, dass die Wachsamkeit in der Bevölkerung wächst. "Aufmerksame Nachbarn", ist er sicher. "können viel bewirken". Bei der Polizei sind seine Probleme und Beschwerden bekannt. "Unsere Beamten haben ihm bereits Präventionstipps angeboten und werden weiterhin für Gespräche zur Verfügung stehen", sagt ein Polizeisprecher auf Nachfrage des GA.

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