Godesberger Stadthalle Teddybären-Auktion - Altes Spielzeug hat einen hohen Wert

BAD GODESBERG · Der Hund Collie aus den 60ern, perfekt erhalten, mit Knopf im Ohr, Fahne und Schild, da stimmt alles, Anfangsgebot 25 Euro. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein solches Steiff-Tier für einen dreistelligen Betrag den Besitzer wechselt.

 Eine Händlerin hat ein breites Sortiment an Steiff-Spielsachen.

Eine Händlerin hat ein breites Sortiment an Steiff-Spielsachen.

Foto: Roland Friese

Da fängt das "Zwitscherpaar" aber gerade erst an: Die Wollminiaturen stammen aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, alleine das macht sie schon wertvoll. Das Paar, das bei der Auktion am Samstag in der Godesberger Stadthalle unter den Hammer kam, war farbecht, gut erhalten - aus dem Startgebot von 350 Euro, da war sich Marianne Esser von "Teddy Dorado" sicher, würde ein vierstelliger Betrag werden.

Und das für zwei kleine Vögelchen auf einem Holzbrett. Aber wie in so vielen Sammlerszenen treibt auch im Bereich der Steiff-Tiere der Wunsch, seltene Objekte zu besitzen, bisweilen erstaunliche finanzielle Blüten. Einige der Stücke, die versteigert wurden, waren aber auch wirklich interessant.

Der knuffige Hund "Rattler" etwa, ebenfalls ein Vorkriegsmodell, Mindestgebot 600 Euro, mit seinem kleinen T(r)ick: Bewegt man den Kopf, wackelt auch der Stummelschwanz. Oder die Schnecke Nelly, die bei Kindern nicht sehr beliebt war, weil sie nicht flauschig ist. Deshalb wurden nicht viele davon produziert, was sie heute kostbar macht. Und nicht zuletzt die von Steiff extra angefertigten Schaufensterkulissen.

Die Versteigerungen richtet Teddy Dorado im Frühjahr und Herbst immer in der Stadthalle aus, daneben gibt es im Sommer noch eine Sonderauktion im Heimatort der Tiere in Giengen an der Brenz. Das Unternehmen nimmt die Stücke in Kommission und lässt sie durch Experten prüfen.

Wie wertvoll sind denn die Eule, der Schneemann, die Max-und-Moritz-Püppchen, der originale Teddybär oder der Salamander, der zusammen mit einem Märklin-Modelleisenbahnwaggon in einem Kasten verkauft wurde? Wenn der Knopf im Ohr, die Fahne, auf der Produktinformationen stehen, und das Namensschild dran sind, erklärte Esser, wenn die Farben noch möglichst erhalten sind und das Material nicht "abgeliebt" ist - immerhin spricht man von Kinderspielzeug - und wenn das Tier am besten noch möglichst alt ist, dann kann man dafür eine Menge Geld bekommen.

Die Experten könnten außerdem das Alter anhand bestimmter Merkmale erkennen - etwa an der Farbe der Fahne, oder daran, dass an dieser ein Abreiß-Coupon befestigt ist. Außerdem könnten sie feststellen, ob das Tier manipuliert wurde, so Esser: zum Beispiel, wenn der Besitzer den Knopf von einem Tier entfernt und an dem anderen befestigt habe.

Für Beate Novak war allerdings bei dieser Frühjahrsversteigerung des auf Steiff spezialisierten Auktionshauses Teddy Dorado nichts von Interesse dabei. Sie ist "Herzenssammlerin", sucht die ganz alten Sachen, die vor dem Zweiten Weltkrieg produziert wurden, aber davon auch nur ausgewählte Stücke. Steiff hebe sich von anderen Firmen durch die Qualität und die lebensechte Darstellung von Tieren ab, sagte sie.

"Da müssen Gesicht und Ausstrahlung stimmen." Nur diese Stücke kommen in ihren speziellen Steiff-Raum, und nur in perfektem Zustand. Die neuen Stofftiere interessieren sie nicht. "Die Schnitte der Bären haben sich geändert in der Nachkriegszeit, das gefällt mir nicht."

Für Andreas Xenidis aus Meckenheim ist außerdem wichtig: "Bei den Vorkriegsmodellen ist der Geldwert immer noch vorhanden." Er ist nicht Sammler, sondern Händler, ebenfalls auf Vorkriegstiere spezialisiert. Seine "Ware" bezieht er aus Sammlungen, die aufgelöst werden, oder von anderen Händlern. Er verkauft Steiff-Tiere seit mehr als 25 Jahren. "Ich bin mit meinen Eltern da reingewachsen." Die waren Puppenhändler, er hatte sich spezialisiert. Er ist nicht nur Geschäftsmann. "Das Interesse muss dabei sein." Aber er selber habe nur einige wenige ausgewählte Stücke zu Hause.

Die Firma Steiff

Angefangen hatte die durch Kinderlähmung behinderte Margarete Steiff (1847-1909) 1874 mit einer Schneiderei in Giengen an der Brenz. Später machte sie eine Filzwerkstatt auf und entwickelte unter anderem einen Filzelefanten, der als Nadelkissen gedacht war. Er entwickelte sich aber schnell zum beliebten Spielzeug. Es folgten weitere Tiere, die sie auch in einem Katalog anbot. Der Export in die USA war ein weiterer wichtiger Schritt zum Erfolg.

Berühmt wurde der Teddybär aus dem Hause Steiff, der überall reißenden Absatz fand. Danach wurden zahllose weitere Modelle hergestellt, etwa ein schwarzer "Titanic-Bär", der im Gedenken an das gesunkene Kreuzfahrtschiff ein trauriges Gesicht macht. Bis heute ist das Unternehmen erfolgreich.

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