Die Bad Godesbergerin ist gerade im südlichen Hessen zu Besuch und erfuhr von ihren Gastgebern etwas, das für Bonner Ohren geradezu unglaublich klingt: Wer in Heppenheim feststellt, dass sein Personalausweis verlängert werden muss, der kann dies beim dortigen Einwohnermeldeamt erledigen. Und zwar sofort. Für Sigrid Seemann wirkt das wie ein ferner Traum.

Seit Wochen versucht die Bad Godesbergerin, im Bad Godesberger Rathaus einen Termin zur Verlängerung ihres Personalausweises zu bekommen – bislang vergeblich. „Ich habe es auf der Internetseite der Stadt immer wieder versucht, aber da ist schlichtweg nichts zu machen“, schildert sie ihr Problem. Wie berichtet, benötigen Bürger für den Besuch im Dienstleistungszentrum inzwischen einen Termin, der im Bad Godesberger Rathaus mit einem Vorlauf von bis zu 14 Tagen über das Internet reserviert werden kann. „Es ist aber kein Termin frei“, beklagt sie.

Erschwert wird die Terminauswahl dadurch, dass der Betrieb des Bürgeramtes in Bad Godesberg bereits stark eingeschränkt ist: Seit Mitte Februar ist eine persönliche Beratung nur noch nach Terminabsprache möglich. Und ab 10. März greift die Regel, die Oberbürgermeister Ashok Sridharan zu Beginn seiner Amtszeit in Aussicht gestellt hatte: An zwei Dienstleistungstagen (donnerstags von 8 bis 18 und freitags von 8 bis 13 Uhr) können die Bürger im Godesberger Rathaus ihre Behördengänge erledigen – wohlgemerkt ebenfalls nur nach vorheriger Anmeldung.

Bei zwei Dienstleistungstagen soll es laut Sridharan so lange bleiben, bis die Verwaltung die Vergabe eines Termins im Bonner Stadthaus innerhalb der gesetzlichen Frist von zwei Wochen gewährleisten kann.

Sigrid Seemann bringt das aktuell allerdings wenig, denn auch zwei Dienstleistungstage konnten ihr den gewünschten Termin bislang nicht bieten. Auch ein Anruf unter der Nummer des Info-Telefons brachte sie nicht weiter. „Dort hieß es, man könne mir nicht helfen“, sagt sie.

Am Freitagmittag hielt das Online-Portal im Rathaus Bad Godesberg zwar doch Terminkapazitäten für Ausweisangelegenheiten bereit: Um zum Zuge zu kommen, bot sich allerdings exakt ein Zeitfenster an: am Freitag, 11. März, zwischen 11.10 und 11.59 Uhr. Im Bonner Stadthaus gab es für den Personalausweis-Antrag gestern Mittag den nächsten freien Termin am 23. Mai. Das ist in zwölf Wochen.

In Bonn nämlich, so erklärt es Thomas Fricke als Leiter des Dienstleistungszentrums, sind Termine bis zu 120 Tage im Voraus buchbar. Die Frage von Sigrid Seemann, ob sie als Godesbergerin notfalls denn auch auf das Rathaus Beuel ausweichen könne, beantwortet Fricke übrigens mit einem klaren Ja.

Bürgern, die im Wege der Internetbuchung keine Aussicht auf einen Termin vor Juni haben, rät Fricke: „Es empfiehlt sich, telefonisch oder persönlich im Dienstleistungszentrum die Dringlichkeit darzulegen, um dann einen passenden Termin zu bekommen, damit die Ausweisdokumente vor Reiseantritt fertig sind.“

Der aktuell hohe Krankenstand im Dienstleistungszentrum wirkt sich dem Amtsleiter zufolge auf Bad Godesberg gar nicht aus. Thomas Fricke: „Es ist sichergestellt, dass die Termine, die in den Außenstellen vereinbart worden sind, auch bedient werden.“

Unter weltläufigen Bürgern der früheren Diplomatenstadt Bad Godesberg verbreitet sich unterdessen der Scherz, selbst in entlegensten Ländern der Dritten Welt sei es inzwischen leichter, an gültige Ausweispapiere heranzukommen. Für Sigrid Seemann liegt das Gute viel näher: Sie wird zumindest mit Blick auf Behördengänge vorerst noch bedauern, dass sie nicht in Heppenheim wohnt.