Kooperation von Kirche und Kammerspielen Theaterfest in diesem Jahr in Bad Godesberg

Bad Godesberg · "Viele Godesberger gehen oft am Theater vorbei, aber nicht rein“, sagt Pfarrer Wolfgang Picken. Das soll sich ändern. Kammerspiele, Bürgerstiftung Rheinviertel und katholischer Kirchengemeindeverband Bad Godesberg planen eine erste gemeinsame Veranstaltung

„Viele Godesberger gehen oft am Theater vorbei, aber nicht rein“, sagt Pfarrer Wolfgang Picken. Das soll sich ändern. Kammerspiele, Bürgerstiftung Rheinviertel und katholischer Kirchengemeindeverband Bad Godesberg haben eine Kooperation vereinbart und erste gemeinsame Veranstaltungen geplant. Jens Groß, seit 2015 Stellvertreter von Schauspieldirektorin Nicola Bramkamp, hat in dieser Zeit „den Stadtbezirk lieben gelernt“. Wenn er im Sommer den Chefposten am Schauspiel Bonn übernimmt, möchte er die Türen der Kammerspiele öffnen: „Es ist ein öffentlicher Raum, den wir stärker nutzen sollten.“ Groß will mit verschiedenen Initiativen kooperieren und auch auf die Schulen und ihre Theatergruppen zugehen.

„Man vergisst, welchen Charme ein Theater im Zentrum hat und warum es einmal dorthin gebaut worden ist“, sagt der künftige Theaterleiter. Er möchte neben der „Kernarbeit auf der Bühne auch Vernetzungsarbeit im weitesten Sinn“ machen. Pfarrer Picken hat bereits eine Gemeinsamkeit entdeckt: „Auch Liturgie ist Inszenierung.“

Ersten Kontakt zwischen Kirche und Kammerspielen gab es bereits beim Bürgerempfang der Godesberger Flüchtlingshilfe, der im Foyer stattfand. Ein wichtiger Punkt ist für Jens Groß, die Godesberger Innenstadt zu beleben. Deswegen findet das Eröffnungsfest für die nächste Spielzeit am 9. September nicht an der Bonner Oper, sondern auf dem Theaterplatz und in den Kammerspielen statt. „Es soll ein Kulturspektakel mit Stadtfestcharakter werden“, wünscht sich Groß. Die große Open-Air-Bühne bietet deshalb nicht nur Platz für ein Konzert des Beethoven Orchesters, sondern auch für einen Gottesdienst, an den sich ein Familienfest der katholischen Familienzentren anschließt. Picken kündigt dafür ein buntes Programm vor der Fronhofer Galeria an. Ein Fest für Alt und Jung – das ist eine Idee, um die Aufmerksamkeit stärker auf bad Godesberg zu richten und zu zeigen, dass hier die Heimat des Bonner Theaters ist.

Während der ökumenischen Nacht der offenen Kirchen ist das Theater am 8. Juni mit „Ansichten eines Clowns“ von Heinrich Böll in St. Marien zu sehen. Schauspieler Bernd Braun findet im „Godesberger Dom“ den passenden Rahmen für seinen Monolog zu weltlichen und theologischen Fragen. Im Anschluss improvisiert Kantor Joachim Sarwas auf der Orgel zum Thema Clown.

"Forum im Theater" soll kommen

Als weitere Veranstaltungen im Austausch zwischen Kultur und Kirche ist geplant, dass das Forum Bad Godesberg mit seinem „Politischen Quartett“ und der Interviewreihe „Ich stelle mich“ im Foyer der Kammerspiele gastiert. „Nach 'Forum im Kino' möchten wir außerdem das neue Format 'Forum im Theater' etablieren, bei dem die Vor- und Nachbereitung eines Bühnenstücks Thema sein wird“, kündigt Picken an. Ende Januar 2019 sei außerdem ein Gala-Theaterabend der Bürgerstiftung Rheinviertel geplant.

Für Theatermann Jens Groß sind diese unterhaltsamen Treffen durchaus mit großen Themen verknüpft: „Wir wollen in die Auseinandersetzung kommen: Wie wollen wir in Zukunft zusammenleben?“ Er weiß: Es geht dabei auch um die Zukunft seines Hauses, das zwar auf dem Papier eine Bestandsgarantie hat, aktuell aber Teil einer Sanierungs- und Neubaudiskussion ist. „Die Frage, ob wir hier bleiben können, entscheidet sich schon vorher – wenn die Leute im Umfeld das Theater nicht wertschätzen. Wir müssen dafür kämpfen, dass die Bürger dafür kämpfen“, sagt Groß.

Er möchte noch nichts vom neuen Spielplan verraten, der in Kürze vorgestellt wird. Als Schauspieldirektor möchte er „Stadttheater machen“, das es aber schaffen müsse, Ausstrahlungskraft zu entfalten. Und dabei geht es eben nicht nur um Theaterfans aus der näheren und weiteren Umgebung, sondern auch um die Laufkundschaft aus Bad Godesberg. Auch an die Kinder und Jugendlichen wird gedacht – so viel sei vom neuen Spielplan schon verraten.

„Es ist ein zauberhafter Raum“, sagt Pfarrer Wolfgang Picken über das Godesberger Theater, das der erste Schauspielneubau der Bundesrepublik in der Nachkriegszeit war. Er denkt, dass „manche Leute einen neuen Start brauchen“, um die Kammerspiele wieder für sich zu entdecken. Die Kooperation soll ein Türöffner sein.

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