Baustelle Tunnelsperrung sorgt für Stau in Bad Godesberg

Bad Godesberg · Anwohner in Plittersdorf und Rüngsdorf beklagen sich über die vielen Autos vor ihrer Haustüre. Seit den Arbeiten am Bad Godesberger Straßentunnel habe der Ausweichverkehr über die sogenannte Muk-Strecke extrem zugenommen.

 Ärgern sich über den Stau: Klaus Wegmann (v.l.), Berthold Glöckner, Annie Wegmann, Christa Rösgen, Juliane Frey und Reinhard Rutz.

Ärgern sich über den Stau: Klaus Wegmann (v.l.), Berthold Glöckner, Annie Wegmann, Christa Rösgen, Juliane Frey und Reinhard Rutz.

Foto: Richard Bongartz

Einige Nachbarn haben sich nun zusammengetan und hoffen auf Hilfe von der Stadt. „Wir haben ein kontinuierliches Band an Autos – von Mehlem bis zum Autobahnanschluss Rheinaue“, sagt Klaus Wegmann. Seine Frau Annie ergänzt, dass es vormittags und nachmittags besonders schlimm sei, selbst am Samstag. Nur sonntags werde es etwas ruhiger. „Es ist ein Gestank von Abgasen, das ist gar nicht auszuhalten“, so der Anwohner, der nicht nur von Stop-and-go-Verkehr, sondern auch häufigem Stillstand berichtet. „Bei roten Ampeln geht nichts mehr“, so Wegmann und fragt, ob sich die Phasen nicht wenigstens anders einstellen ließen. Sein Vorschlag: Man müsse das Ampelkonzept überarbeiten und harmonisch aufeinander abstimmen.

„Es ist eine Katastrophe, weil ich nachts nicht mehr mein Fenster offen lassen kann“, meint Christa Rösgen. Reinhard Rutz ist zumindest froh, dass es die beiden noch recht neuen Kreisverkehre gibt, denn die hätten der Muk Entlastung gebracht. Juliane Frey von Gegenüber ist schlecht zu Fuß: Seit so viele Autos unterwegs sind, traut sie sich nicht mehr direkt über die Straße und nimmt 200 Meter Umweg über die Ampel in Kauf. Berthold Glöckner beklagt sich, dass er oft nicht aus seiner Einfahrt herauskomme: „Da stehe ich manchmal fünf Minuten.“ Den Anwohnern ist außerdem aufgefallen, dass vor allem nachts mehr Raser als früher unterwegs seien.

Sie haben sich nun ein paar Maßnahmen überlegt: Weil es ihnen vor allem um die Gesundheit geht, möchten sie eine Messung der Abgase, eine Ausgrenzung des Schwerlastverkehrs und ein Tempolimit. Laut Wegmann könne man mit den Stadtwerken Bonn vielleicht ein besonderes Ticket für die zweimal neun Baumonate am Straßentunnel entwickeln und dann über die SWB-App anbieten. Von der B 9 rechts in die Straße Am Erdbeerfeld solle man den Rechtsabbieger sperren, wenn die einspurige Fahrt durch den Tunnel gerad gut liefe. Wegmann hat nichts gegen die Lüftungssanierung in der Anlage, was die Abgase in der Umgebung angeht, müsse man sich aber auch an Recht und Gesetz halten. „Man muss beides irgendwie hinbekommen.“

Verkehr im Tunnel sei flüssig

Tiefbauamtsleiter Peter Esch hat ein höheres Verkehrsaufkommen rund um das Nadelöhr Tunnel erwartet. Eine Zählung soll es aber nicht geben, „weil wir keinen Nutzen aus den Daten ziehen können“. Zudem könne man niemandem verbieten, über die Muk-Strecke zu fahren. „Autoverkehr sucht sich den Weg des geringsten Widerstands wie Wasser in einem Leitungssystem.“ Ein spezielles Busticket hält die Stadt auch nicht für sinnvoll, da der Leidensdruck zum Umstieg auf den Nahverkehr nicht hoch genug sei. Die Ampelschaltungen würden aufmerksam beobachtet. „Wir erkennen keinen Optimierungsbedarf“, so Esch.

„Beim Ruf nach mehr Grün möge bedacht werden, dass in dieser Zeit irgendjemand anderes Rot hat.“ Am Erdbeerfeld kann er sich eine rote Ampel, die das Abbiegen verhindert, nicht vorstellen, weil man dem Autofahrer nicht vermitteln könne, wie lange er davor warten muss. Außerdem würde dadurch eine von zwei Fahrspuren blockiert. Der Verkehr im Tunnel sei im Übrigen deshalb recht flüssig, weil die Ausweichstrecken genutzt werden, so Esch.

Er habe eigentlich mit mehr Stau am Tunnel und weitaus höher belasteten Ausweichstrecken gerechnet. Dass es nun anders ist, sei wohl dem weiterhin guten Wetter und vielleicht alternativen Arbeitszeiten einiger Verkehrsteilnehmer geschuldet. Denn es sei klar: 40 000 Fahrzeuge am Tag passten nicht auf je eine Spur im Tunnel, versichert der Amtsleiter. Derzeit seien es 24 000, so das Ergebnis einer Zählung. „Das zeigt sehr schön, dass meine Entscheidung, eine Röhre im Gegenverkehr zu betreiben, statt die eine Röhre jeweils voll zu sperren und die andere im Einrichtungsverkehr, vollkommen richtig war“, so Esch.

Sonst wären nämlich täglich 20 000 Autos in einer Richtung oberirdisch unterwegs. Das gehe jedoch nicht, wenn es bei 8000 schon Beschwerden gebe. Im Tunnel selbst sind mittlerweile alte Kabel entfernt und mehrere Leitungen repariert. Die Lüfter sind ausgebaut und zur Überarbeitung im Werk. „Es sind bereits einige Löcher in die Decke gesägt, weitere folgen“, sagt Esch.

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