Haribo in Bonn Unerlaubte Absprachen - Kartellamt verhängt Bußgeld von 2,4 Millionen Euro

BONN · Ob bei den Sitzungen Gummibärchen oder Schokoriegel gereicht wurden, ist nicht bekannt. Fest steht dagegen: Vertriebsmanager des Bonner Fruchtgummi-Konzerns Haribo und dreier Schokoladenhersteller trafen sich regelmäßig in - wie sie es nannten - Vierer-Runden zu illegalen Absprachen. Das haben Ermittlungen des Bonner Bundeskartellamts ergeben, das über einen fairen Wettbewerb wacht.

Bei den Süßwaren-Sitzungen in den Jahren 2006 und 2007 sprachen die Manager unter anderem über ihre Verhandlungen mit dem Einzelhandel. Für das Kartellamt ist das ein "unzulässiger Austausch über wettbewerbsrelevante Informationen". Haribo erhielt daher jetzt die Quittung für die "Vierer-Runden" zwischen Bärchen und Schokoriegeln. Ein Bußgeld von 2,4 Millionen Euro müssten die Bonner zahlen, teilten die Wettbewerbshüter mit. Der Jahresumsatz von Haribo wird auf bis zu zwei Milliarden Euro geschätzt.

Zumindest ein Teilnehmer des süßen Gesprächskreises kam straffrei davon: Der Schokoriegel-Hersteller Mars Deutschland (Snickers, Balisto, Wrigleys) aus Viersen war in den Plauderrunden zwar dabei, nutzte aber eine Kronzeugenregelung, um einem Bußgeld zu entgehen. Die Verfahren gegen die zwei weiteren Schoko-Hersteller aus dem Zirkel laufen noch, wie das Kartellamt am Mittwoch bestätigte. Ihre Namen wollte das Amt nicht nennen.

Bei Verstößen gegen das Kartellrecht sprechen sich in der Regel verschiedene Hersteller des gleichen Produkts ab, den Preis zu erhöhen. Dass dies zwischen Fruchtgummi- und Schokoladeproduzenten nicht möglich ist, liegt in der Natur der Sache. In den "Vierer-Runden" sollte offenbar vielmehr die Verhandlungsmacht des Einzelhandels abgeschwächt werden. Über die Erfahrungen der anderen wussten die Teilnehmer etwa, welche Rabattforderungen auf sie zu kommen könnten und welche Strategien dagegen Erfolg versprechen.

Im schwierigen Verhältnis zwischen Herstellern und Handel in Deutschland treffen die oft kleineren mittelständischen Lebensmittelproduzenten auf einige wenige durchsetzungsstarke Handelskonzerne. Der Bonner Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie wollte sich am Mittwoch auf Anfrage weder zum Bußgeldverfahren noch zum Verhältnis zwischen Industrie und Handel äußern. Branchenkenner sprechen jedoch von "harten Bandagen im Kampf um die Preise". Zahlreiche Unternehmen hätten nach den kartellrechtlichen Ermittlungen ihre internen Verhaltensrichtlinien verschärft.

Bei Haribo in Bonn will man von dem Kartellvergehen nichts gewusst haben. "Keiner der Gesprächsteilnehmer war sich eines Unrechts bewusst", sagte ein Sprecher am Mittwoch.

Haribo habe bei den Ermittlungen mit dem Kartellamt zusammengearbeitet und akzeptiere nun das Bußgeld: "Wir verzichten auf einen Einspruch." Außerdem würden seit dem Vorfall die Mitarbeiter in kartellrechtlichen Fragen geschult.

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