Untersuchung des Parkbedarfs in Bonner Ortsteilen Parkraumbewirtschaftung in Hochkreuz und Plittersdorf ist derzeit nicht notwendig
Hochkreuz/Plittersdorf · Wie steht es um den Parkraum in Hochkreuz und in Plittersdorf? Ein Ingenieurbüro aus Düsseldorf hat nun gemeinsam mit der Stadtverwaltung die Ergebnisse aus einer jahrelangen Untersuchung vorgestellt.
Wie wird sich das Parken in Plittersdorf und in Hochkreuz in den kommenden Jahren entwickeln? Vor allem wo wird das Abstellen des eigenen Fahrzeuges bald Geld kosten? Diese und viele weitere Fragen standen am Donnerstagabend bei einer digitalen Bürger-Informationsveranstaltung der Stadtverwaltung im Fokus. Manuel Dominitz vom Düsseldorfer Ingenieurbüro Runge IVP stellte die Ergebnisse einer jahrelangen Analyse vor. Die grundlegenden Daten und Fakten basieren auf Datenerhebungen aus den Jahren 2016 und 2019.
„Heterogenes Gebiet“ in Hochkreuz und Plittersdorf
Das Untersuchungsgebiet erstreckt sich von der Heinemannstraße im Norden bis zur Gotenstraße im Süden und von der Godesberger Allee bis zum Rhein. Der Bereich im Norden ist vor allem von Bundesbehörden und anderen Büros geprägt, der mittlere Untersuchungsraum besteht aus Wohnraum, Forschungs- und Wissenschaftseinrichtungen und weiteren Büros, im südlichen Bereich befinden sich vor allem Wohngebiete. Ein „heterogenes Gebiet“, wie es Dominitz bezeichnete.
Auf öffentlichen Verkehrsflächen würde es zirka 3650 Parkplätze geben sowie knapp 2350 private Stellplätze. Insgesamt gibt es in diesem Bereich rund 3550 zugelassene Fahrzeuge. Die Stellflächen im öffentlichen Raum seien fast alle umbewirtschaftet, dort kann also ohne zeitliche Einschränkung und kostenfrei geparkt werden. Vereinzelt wird in den Straßen von den Autofahrern das Auslegen einer Parkscheibe verlangt.
Auslastung ist in den Straßen verschieden
Das bisherige System scheint sich dabei bewährt zu haben. „Aktuell empfehlen wir keine Bewirtschaftung des Gebietes“, so Dominitz im Verlauf des Abends. Eine Aussage, die er öfters wiederholte. Im Untersuchungsgebiet sei der Parkbedarf nämlich sehr unterschiedlich. Ein Ergebnis, das nicht sehr überraschend gewesen sei, wie der Fachmann sagte, denn das Gebiet sei sehr durchmischt. Das heißt allerdings nicht, dass es in einigen Straßen nicht doch zu Problemen komme. Eine Bürgerin wies beispielsweise auf den Langen Grabenweg hin, wo es Probleme gebe. IVP Runge sieht einen Handlungsbedarf im Umfeld der Ferdinand-Lassalle-Straße und der Mildred-Scheel-Straße – dort sei die Belastung für die Anwohner groß.
Am Beispiel einiger Straßen zeigte er auf, wann der Parkdruck besonders hoch ist und vor allem, wer wie lange dort parkt. In dem Gebiet „Heinemannstraße/Mildred-Scheel-Straße/Ludwig-Erhard-Allee“ werden die Parkplätze entlang der Straßen laut der Erhebung zu zwei Drittel von Beschäftigten genutzt. Die Auslastung liege bei 100 Prozent, teilweise auch darüber. Ab den Abendstunden bis in den frühen Morgen hinein, seien die Parkplätze dort zu 80 Prozent frei. Anders würde es beispielsweise zwischen der Leonardusstraße und der Plittersdorfer Straße aussehen. Tagsüber seien dort die Parkplätze nur etwa zur Hälfte belegt, nachmittags füllen sie sich und seien nachts teilweise vollständig ausgelastet – parken würden dort fast ausschließlich Anwohner. Differenzierter sei es im Übergangsbereich von Plittersdorf und Hochkreuz. Dort würden sich parkende Beschäftigte und Anwohner über den Tag verteilt die „Waage halten“.
Gehwege werden oftmals zugeparkt
Mängel sah Dominitz in den schmalen Straßenräumen und Gehwegen, die zu „Konflikten zwischen verschiedenen Verkehrsteilnehmern“ führen würden. Auch würden unerlaubt Gehweg als Abstellflächen genutzt, wodurch diese „stark eingeschränkt“ werden. Zudem gebe es Defizite an Bewohnerstellplätzen und bei der Kontrolle und Ahndung von Verstößen. Um die Mängel zu beseitigen, wäre eine Neuordnung des „Gehweg“-Parkens nötig und auch die Förderung alternativer Mobilitätsformen (zum Beispiel Carsharing) nötig. Zudem forderte er die „häufigere Überwachung und eine konsequentere Ahndung von Verstößen“.
Bei der Info-Veranstaltung wurde deutlich, dass es sich bei der Parkraumbewirtschaftung in Plittersdorf/Hochkreuz um eine mögliche, zukünftige Maßnahme handeln könnte. Notwendig sei sie aktuell noch nicht, allerdings könne sich der Parkdruck durch die Umsetzung der Rahmenplanung Bundesviertel und zweier großer Bauprojekte in Plittersdorf (BSI-Neubau und Jackie K.) erhöhen. „Die Parkraumbewirtschaftung ist nur ein Baustein des Parkraumkonzeptes“, so Manuel Mayer vom Stadtplanungsamt und zuständig für die Verkehrsplanung in den Ortsteilen. Er sagte auch, dass man sich derzeit noch in einem „frühen Stadium des Verfahrens“ befinde. Zudem bedeute es nicht, dass in Gebieten, die für eine Bewirtschaftung vorgeschlagen werden, auch automatisch eine Bewirtschaftung eingeführt werde.
Parkraumbewirtschaftung vor allem in Hochkreuz angedacht
Die Bewirtschaftung können sich Ingenieurbüro und Verwaltung vor allem in großen Teilen von Hochkreuz vorstellen. Das Gebiet umfasst die Begrenzungsstraßen Heinemannstraße, die Ludwig-Erhard-Allee, die Mittelstraße, Teile der Kennedyallee, die Donatusstraße, die Gotenstraße und die Godesberger Allee als Begrenzung im westlichen Teil des Gebietes. Dort könne ein kostenpflichtiges System durch Parkscheinautomaten eingeführt werden, Bewohner wären davon ausgenommen. Das Bewohnerparken setzt allerdings den Besitz eines speziellen Ausweises voraus, der in Bonn zurzeit jährlich 30 Euro kostet. Die Gebühr soll aber stark erhöht werden. Zudem werde beim Bewohnerparken nach dem Trenn- und dem Mischprinzip unterschieden. Bei Ersterem dürfen Parkplätze nur von Bewohnern mit Parkausweis genutzt werden, beim Mischprinzip werden die Fahrzeuge der Bewohner mit Bewohnerausweis von Parkgebühren und der Höchstparkdauer befreit.
Kritik an alten Daten aus den Jahren 2016 und 2019
Rund 80 Bürgerinnen und Bürger waren bei der Infoveranstaltung dabei, teilweise wurde Kritik an der Erhebung geäußert, weil die Daten mitunter schon sechs Jahre alt sind und vor allem vor der Corona-Pandemie gesammelt wurden - das Homeoffice spiele gar keine Rolle in den Daten, wodurch das „Bild verzerrt“ werde, hieß es.
Manuel Mayer lehnte eine neue Erhebung allerdings ab. Dies sei nicht sachgemäß und könne auch zu Verschiebungen führen. Dennoch bestätigte er, dass das Homeoffice Berücksichtigung finden müsse – schließlich könne man noch nicht sagen, inwieweit sich dies noch entwickelt. Gleiches gelte für die Bauprojekte des BSI und von Jackie K.. Noch könne man nicht sagen, wie sich das Parkverhalten dann ändere – beim BSI-Bau seien allerdings ausreichend Tiefgaragenparkplätze geplant.