Islamische Gemeinschaft in Deutschland Verwaltung und Politik lehnen Einladung zur Konferenz ab

Bad Godesberg · 800 Muslime aus ganz Deutschland werden sich an diesem Samstag zur 33. Jahreskonferenz der Islamischen Gemeinschaft in Deutschland (IGD) in der Bad Godesberger Stadthalle treffen. Einige geladene Gäste bleiben der Veranstaltung aber fern - sie vermuten bei den Gastgebern eine Nähe zur Muslimbruderschaft.

Einige prominente Nichtmuslime, die als Referenten und Gäste eingeladen waren, werden dem Treffen aber fernbleiben, darunter Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und Bad Godesbergs Bezirksbürgermeisterin Annette Schwolen-Flümann - offiziell, weil sie terminlich verhindert sind, inoffiziell, weil sie die IGD als Organisation für schwierig halten, wie der GA erfuhr.

Der IGD wird seit vielen Jahren eine Nähe zur jetzt in Ägypten regierenden Muslimbruderschaft nachgesagt. Im aktuellen NRW-Verfassungsschutzbericht beispielsweise heißt es in dem Kapitel "Muslimbruderschaft", der "ältesten islamistischen Bewegung des modernen politischen Islam": "Die bedeutendste ihr zuzurechnende Organisation in der Bundesrepublik ist die IGD." In dem Bericht konstatiert die Behörde auch, die IGD habe sich schon bei ihrer Jahreskonferenz 2012 in Godesberg bemüht, "sich in der Öffentlichkeit als gemäßigte islamische Organisation darzustellen". Gewalt hätten gleich mehrere Redner abgelehnt.

Die Berliner Islamismusexpertin Claudia Dantschke sagte dem GA, "die IGD ist allgemein bekannt als eine Organisation, die den ägyptischen Zweig der Muslimbruderschaft in Deutschland verkörpert". Einen der Referenten, den Berliner Imam Ferid Heider, ordnet Dantschke in das streng-religiöse Spektrum des Islams ein.

IGD-Pressesprecherin Houaida Taraji bestritt auf Anfrage jegliche organisatorische Verbindung zur Muslimbruderschaft. Eingeladen sei neben Politikern verschiedener deutscher Parteien auch Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland. Neben dem geselligen Beisammensein soll es in der Stadthalle vor allem um "islamische Spiritualität" gehen.

Coletta Manemann, Integrationsbeauftragte der Stadt Bonn, die ebenfalls eingeladen war, sagte dem GA, sie sei terminlich verhindert. Sie könne für die IGD keine "gesicherte Aussage treffen, was deren Arbeit und deren aktiven Beitrag zur Integration von Muslimen anbelangt". Trotz seiner Absage wird Nimptsch im Programm noch als Gast aufgeführt, ebenso wie die Parteien FDP und Linke, deren Vertreter auf kommunaler Ebene aber von Einladungen zur Konferenz nichts wissen, wie sie auf Anfrage mitteilten.

"Wir möchten uns konstruktiv in der deutschen Gesellschaft einbringen", sagt IGD-Präsident Samir Falah in einem Werbetrailer zur Konferenz auf Arabisch mit deutschen Untertiteln. Auf Facebook belegt die IGD dieses Engagement beispielsweise mit aktuellen Aufrufen, für die Hochwasseropfer zu spenden.

Die religiöse Grundhaltung der IGD, die nach Angaben Tarajis bundesweit "150 bis 200 Mitglieder" hat, ist klar konservativ: In einem Aufsatz auf der IGD-Internetseite wird zum Thema "Der Islam verbietet Alkohol und andere Drogen" das Münchener Oktoberfest als "das widerlichste Rauschfest der Welt" bezeichnet. Und zum Thema "Der Islam gebietet Anstand und Moral" behauptet der Verfasser, dass es für "14-jährige Mädchen schon fast peinlich ist, noch keinen Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. Jeder Fernsehsender und jede Werbung nimmt an der Sexualisierung der Gesellschaft teil..." Was folgt, ist die bei Konservativen jeglicher Religion oft anzutreffende Schwarz-Weiß-Malerei, die den Unmoralischen mit der Hölle droht.

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