Ausstellung in der Villa Friede Kunstausstellung mischt asiatische und europäische Kunst

Mehlem · Amorphe Stahlskulpturen, Samurai-Rüstungen und in Polyesterharz angeleimte Würfel: Die Künstler Herbert Mehler (Skulptur), Claudia Fährenkemper (Fotografie) und Nam Tchun Mo (Malerei) treten im Kunstraum Villa Friede in den Dialog.

 Ren Rong, Herbert Mehler, Claudia Fährenkemper, Anna Döbbelin und Julian Ren (von links) zwischen Mehlers Stahlskulpturen.

Ren Rong, Herbert Mehler, Claudia Fährenkemper, Anna Döbbelin und Julian Ren (von links) zwischen Mehlers Stahlskulpturen.

Foto: Niklas Schröder

Herbert Mehlers Stahlskulpturen verweisen auf archaische Urformen der Natur und Geometrie. Assoziationen an Pflanzen, Blüten und Knospen werden wach. „Ich glaube, jeder trägt einen Kanon der Urformen in sich, die kulturübergreifend in der menschlichen Wahrnehmung verankert sind“, so Mehler. Gemeinsam mit Claudia Fährenkemper (Fotografie) und Nam Tchun Mo (Malerei) stellt er im Kunstraum Villa Friede, Mainzer Straße 141-143, seine Werke aus. Gemeinsam mit Ren Rong hatte er die Idee zur Ausstellung. Der Künstler verbindet Organisches mit Tektonischem – so erinnert allein die lamellenhafte Oberfläche seiner Objekte an Baumrinde, aber auch an antike Säulen. Sanfte Schwünge dynamisieren die Skulpturen und laden sie energetisch auf.

„Intention meiner Arbeit sind fotografische Bilder, die Phänomene in aller Schärfe sichtbar machen und ein vergleichendes Sehen ermöglichen“, sagt Fährenkemper, die Fotografien von Samurai-Rüstungen ausstellt. In ihren Arbeiten gehe es nicht um das Abbild, sondern um die Transformation der Wirklichkeit. „Dem ruhigen Betrachter bleibt es überlassen, die Informationen, welche die Fotos übermitteln, mit der sichtbaren oder erinnerten Wirklichkeit zu vergleichen.“ In einer Zeit der Schnelllebigkeit sei das kontinuierliche Vertiefen in ein Thema mit Ruhe, Konzentration und Distanz für Fährenkemper wesentlich. In ihren fotografischen Langzeit-Serien befragt Fährenkemper Gegenstände hinsichtlich Form, Farbe, Volumen und Dimension: „Von den Maschinengiganten der Braunkohlentagebaue über den Mikrokosmos filigraner Insekten, Pflanzensamen bis hin zu den jahrhundertealten Ritter- und Samurai-Rüstungen, die handwerklich so aufwendig für historische Persönlichkeiten gefertigt wurden.“

Monochrome hochformatige Gemälde

Auf den ersten Blick handelt es sich bei Nam Tchun Mos Arbeiten um zumeist monochrome hochformatige Gemälde. Sie reichen von zurückhaltendem Weiß über Beige und Schwarz-Weiß hin zu kräftigen roten, gelben und blauen Leinwänden. „Sie weisen vermeintlich zarte Linien oder Muster auf, angefangen bei kleinen unregelmäßigen Quadraten über ausschweifende Wellen hin zu geordneten Feldern, die die Leinwand in einzelne Parzellen unterteilen“, beschreibt Anna Döbbelin (33). Die Volontärin vom Kunstmuseum Bonn hat gemeinsam mit Jan Philipp Nühlen den Katalogtext zur Ausstellung verfasst. „Doch umso näher man den Werken kommt, desto mehr verschiebt sich auch die eigene Perspektive, die man ihnen gegenüber einnimmt. Aus Strichen werden Rillen, aus gemalten Mustern wird Struktur, aus der Leinwand wird ein Objekt“, beobachtet Döbbelin.

Demnach setze Nam Tchun Mo in Polyesterharz eingeleimte Würfel und Quader – Zuschnitte aus Karton – auf eine Fläche, die dadurch zum Relief wird. „Wir wollen durch die Ausstellung einen Dialog zwischen der europäischen und asiatischen Kunstszene schaffen“, sagt Julian Ren (24), Organisator der Ausstellung. Trotz medialer Unterschiede, sei in allen drei Arbeiten der Ursprung aus der Natur erkennbar. „Wir sehen in den Rüstungen die Formen von Insekten, in den abstrakten Malereien sehen wir Landschaften mit Licht und Wasser. Und bei den Skulpturen sind Knospen und Blüten erkennbar“, sagt Döbbelin. Die Ausstellung ist noch bis zum 14. August im Kunstraum Villa Friede zu sehen. Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag von 16 bis 19 Uhr sowie samstags von 11 bis 16 Uhr. Weitere Informationen unter www.kunstraum-villafriede.de

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