Aufstieg im Bad Godesberger Karneval Vom Weltreisenden zum Präsidenten der AKP

Bad Godesberg · Ein äußerst umtriebiger Bad Godesberger macht karnevalistische Karriere. Mit seiner Kamera begleitete Louis Salz hochrangige Politiker bei ihren Weltreisen und ist nun selbst Präsident – bei der Allgemeinen Karnevalsgesellschaft Prinzengarde (AKP).

 Steht lässig an der legendären AKP-Kanone „De Dicke Alo“: Louis Salz in seiner schmucken Uniform.

Steht lässig an der legendären AKP-Kanone „De Dicke Alo“: Louis Salz in seiner schmucken Uniform.

Foto: Alfred Schmelzeisen

Der klassische Lebenslauf eines alteingesessenen und gebürtigen Bad Godesbergers beginnt oft Anfang der 1960er Jahre im ehemaligen Markusstift-Krankenhaus an der Burgstraße. Dort erblickte auch Louis Salz das Licht der Welt. Der heute als zeitungslesende Genussmensch bekannte Salz war mehr als neun Jahre Vorsitzender der Prinzengarde (AKP) und wurde kürzlich zum Präsidenten des Vereins gewählt. Oft wurde Salz gefragt, ob er nicht mal Karnevalsprinz in seiner Heimatstadt werden wollte, und immer hat er dies abgelehnt. Sein Grund: „Ich hasse weiße Strumpfhosen.“

Und wenn man wie Salz am Valentinstag geboren wird und dies dann zufälligerweise auch gleich der Karnevalsdienstag ist, dann ist man als Rheinländer fast schon automatisch vom Karnevalsvirus infiziert. So ist Salz einer der führenden Karnevalisten im Stadtbezirk.

Seine Mutter hatte laut Salz noch drei Tage vor der Entbindung am Karnevalssamstag 1961 im Freundeskreis eine Büttrede gehalten. Der junge Sprössling Louis, getauft in St. Marien und später Schüler der Burgschule, war schnell im Straßenkarneval dabei – mit von seiner Mutter genähtem Kostüm. Beruflich engagierte sich der Godesberger seit dem 16. Lebensjahr knappe 25 Jahre lang (mit wenigen Unterbrechungen) bis zum Jahr 2000 im Familienunternehmen Salz.

Salz hatte schon immer großes Interesse an Kunst, Kultur und Fotografie. Lange war er Statist und Kleindarsteller an der Oper Bonn und beim Ballett Bonn. Er erinnert sich an Auftritte mit José Carreras, Barbara Hendricks und dem Stuttgarter Ballett. Mehrere Jahre war er auch als Galerist für Objekte des Jugendstils, Art déco und zeitgenössische Kunst bekannt. Ab den 90er Jahren betätigte er sich als Fotojournalist mit dem Schwerpunkt deutsche Außenpolitik.

Zahlreiche Reisen mit Bundeskanzler Gerhard Schröder, den Außenministern Joschka Fischer und Klaus Kinkel sowie Verteidigungsministern begleitete Salz mit seiner Kamera weltweit, unter anderem in den Nahen Osten zu Jassir Arafat, nach Afghanistan, in den Kreml und ins Weiße Haus. Eine Reportage anlässlich des ersten Papstbesuches in Kuba seit der Revolution von Johannes Paul II. bei Fidel Castro war für ihn ein herausragendes Erlebnis. Seit einer Herzerkrankung muss der Godesberger beruflich kürzertreten. „Im Karneval finde ich meinen Ausgleich“, sagt er.

In die vorderste Reihe des Karnevals trat Salz, als seine Freunde, Stefan Grüll und dessen damalige Lebensgefährtin Leshika Perera, in der Session 1994/1995 als Bad Godesberger Prinzenpaar regierten. Salz wurde der Prinzenadjudant und trug erstmals eine Uniform der AKP –für ihn die schönste Uniform, die seine Mutter gerne sponserte und die er noch heute in der jecken Zeit trägt. In diesem Anzug lernte er 1994 Fiona, eine gebürtige Französin, kennen, „ohne sich des Ausmaßes damals bewusst zu sein“. Beide heirateten 2007.

Seine Eltern waren schon lange AKP-Mitglieder. Salz reiste einmal sogar ins brasilianische Rio, um den Karneval dort kennenzulernen. Es folgten Adjudanten-Tätigkeiten 2002/2003 für Prinz Jürgen (Bruder) sowie 2010/2011 für Prinz Kurt II. (Schöppe). 2004 ernannte man Salz zum Kommandanten der etwas darniederliegenden AKP-Artillerie und gründete das Corps d’Artillerie gleich mit. Gedacht war diese Gruppierung für Aktive und Inaktive mit Lust am Karneval aber Scheu vor dem Engagement im organisierten Vereinswesen. Heute ist das Corps mit großem Abstand die mitgliederstärkste Gruppierung der Prinzengarde.

2011 wählte die AKP Salz zum Vorsitzenden. Dieses Amt hatte er bis zum Herbst 2020 inne, stellte sich aber nicht mehr zur Wahl. „Neue Ideen sollen mit dem neugewählten Vorstand umgesetzt werden“ sagt er zu seinem Abschied vom Posten, wurde dann aber als neuer AKP-Präsident gewählt und ist weiter als Kommandant des Corps d’Artillerie mit großem Engagement für die Prinzengarde aktiv.

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