Jakobsweg Von Bad Godesberg nach Santiago

BAD GODESBERG · Der Jakobsweg führt direkt vom Rheinland bis zum Grab des Heiligen Jakobus: Wer von Bad Godesberg aus auf dem Jakobsweg pilgern will, kann von der eigenen Haustür loslaufen. Nicht erst seit Hape Kerkelings Tagebuch "Ich bin dann mal weg" erfreut sich die Pilgerreise großer Beliebtheit.

 Pfeile im Bad Godesberger Redoutenpark weisen auf den Jakobsweg hin.

Pfeile im Bad Godesberger Redoutenpark weisen auf den Jakobsweg hin.

Foto: Ronald Friese

Die meisten ausländischen Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela stammen aus Deutschland. Mit steigender Tendenz brechen Menschen von Zuhause aus zum Grab des Apostels Jakobus auf. Im Jahr 2012 starteten 603 der insgesamt 15 620 deutschen Jakobspilger vor der eigenen Haustür, so die Zahlen der AEF. Diesen Schritt erleichtert seit beinahe einem Jahr ein offizieller linksrheinischer Jakobsweg. In zwölf Etappen führt dieser von Köln nach Bingen und dabei mitten durch Bad Godesberg.

In unmittelbarer Nähe dieser Wegstrecke, in der Musikschule an der Kürfürstenallee, fand ein Vortragsabend der "Academia Española de Formación - Spanische Weiterbildungsakademie" (AEF) über den berühmten Pilgerweg statt. Professor Klaus Herbers von der Universität Erlangen referierte über die historische Entwicklung des Jakobsweges und des Pilgertums in Europa und speziell in Deutschland. Der "Camino francés" - der alte Römerweg von Frankreich aus über die Pyrenäen - spielte nicht nur für die Kirche eine große Rolle, sondern auch für die Entwicklung Europas. "Die Pilgerfahrten brachten Europa zusammen und beseitigten bestehende Vorurteile", erläutert Professor Herbers.

Der Vortrag wurde von Bildern des Staffeler Künstlers Wolfgang Kutzner gerahmt. Seine Pilgerreisen von Pamplona und Girona aus inspirierten ihn zu den Zeichnungen und Collagen mit dem Titel "El lento ve más - Der Langsame sieht mehr". "Mein Skizzenbuch hatte ich jeden Tag bei mir. Die fertigen Werke entstanden später in meinem Atelier", erzählt der Künstler.

Die Pilgerfahrt vom Rhein aus besitzt historische Tradition. So stellte Herbers in seinem Vortrag den rheinischen Adeligen Arnold von Harff vor, der von November 1496 bis Oktober 1498 zunächst nach Rom und Jerusalem und schließlich in die galizische Stadt Santiago pilgerte. Sein Rückweg führte ihn über Roncesvalles, Bordeaux, Paris und Brüssel wieder zurück nach Köln. Auf seiner Reise erstellte er Vokabellisten mit spanischen Ausdrücken sowie Stadt- und Wegbeschreibungen und erleichterte somit späteren Pilgern den Weg.

Damit sich moderne Wahlfahrer nicht mit ungenauen Wegbeschreibungen und mangelnden Sprachkenntnissen die Reise zusätzlich erschweren, bietet die AEF ab 28. April einen speziellen Kursus an. Das Programm versorgt zukünftige Reisende nicht nur mit den nötigen Sprachkenntnissen, sondern vermittelt auch Praxiswissen zu Buslinien, Herbergen und Kulinaria in Nordspanien. Zum Abschluss gehen die Teilnehmer eine Etappe von Bad Godesberg nach Rheinbach. Als Wandertour fürs Wochenende bietet sich die Strecke von Godesberg nach Niederbachem an - und weckt vielleicht die Pilgerlust.

Hier verläuft der Jakobsweg durch Bad Godesberg

Die etwa 20 km lange Etappe vom Bonner Münster bis nach Niederbachem verläuft direkt durch die Godesberger Innenstadt. Durch den Kottenforst gelangt man entlang des Burgfriedhofs und der Godesburg Richtung Innenstadt. Durch die Straße "Am Michaelshof" geht man bis zum Kurpark und biegt dann zur Redoute und dem anliegenden Park ab.

Ab da geht es weiter hoch ins Wachtberger Ländchen. Pilger können sich zunächst am Godesberger Bach orientieren. Vorbei an Heiderhof und Ließem führt der Weg bis zum Mehlemer Bach nach Niederbachem. Insgesamt werden 320 Höhenmeter auf Asphalt- und Schotterwegen überwunden. Eine genaue Karte der Wegstrecke findet sich unter http://www.linksrheinischer-jakobsweg.info.

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