Spaziergang durch den Kottenforst Von Kopfbuchen bis Venner Kreuz

BAD GODESBERG · Jeden Sommer führt der Bad Godesberger Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Interessierte im Juli und August kostenlos durch die Stadtteile Godesbergs.

 Die Kopfbuchen im Kottenforst sind Zeugnisse einer Kulturlandschaft. So wurde im Wald das Vieh gehalten, das von den Buchen die unteren kleinen Äste fraß. Alle zehn bis 15 Jahre wurden die Bäume in etwa zwei Metern Höhe gekappt, um Holz zu haben. Die schlugen wieder neu aus.

Die Kopfbuchen im Kottenforst sind Zeugnisse einer Kulturlandschaft. So wurde im Wald das Vieh gehalten, das von den Buchen die unteren kleinen Äste fraß. Alle zehn bis 15 Jahre wurden die Bäume in etwa zwei Metern Höhe gekappt, um Holz zu haben. Die schlugen wieder neu aus.

Foto: Barbara Frommann

Mit einem Spaziergang durch den Kottenforst stand dieses Jahr bereits die dritte dieser Touren an: Mehr als 20 Teilnehmer marschierten vom Waldkrankenhaus durch den Kleinen Kottenforst rund um das Annaberger Feld bis zum Venner Kreuz. Ein Testlauf: Noch nie zuvor hat der Verein hier einen Spaziergang angeboten. Tour-Guide Bertram Reuter kennt sich hier bestens aus, schreibt er doch gerade das Buch "21 Wegekreuze und sieben Wanderungen im Kottenforst". Ähnliche Bücher verfasste er bereits über Wachtberg und Meckenheim.

Einst wurden Schweine und Vieh aus dem angrenzenden Ortsteil Schweinheim zur Mast in das Wäldchen getrieben. Unter Kurfürst Clemens August wurde der Forst zu einem florierenden Jagdgebiet, zu dieser Zeit wurden viele der heute noch erhaltenen Wege durch den Forst angelegt. Mittlerweile ist der Kottenforst Teil des Naturparks Rheinland. Statt Jagd- wird nun Forstwirtschaft betrieben.

Am Rande eines angestauten, wegen der Hitze der vergangenen Wochen fast vollständig ausgetrockneten Teichs erklärte Reuter den Baumbestand. Ursprünglich sei der Forst ein reiner Laubwald gewesen, Nadelbäume wie Kiefern seien erst später gepflanzt worden. Eine Kiesschicht verhindere das Ablaufen des Wassers - gut für wasserliebende Eichen, schlecht für Fichten, die hier wegen ihres flachen Wurzelwerks regelmäßig umkippen würden. Deswegen würden die Nadelbäume nach und nach durch die ursprünglichen Laubbäume ersetzt.

Der Teich liegt übrigens am Rheinhöhenweg. Dieser überschneidet sich mit einem Pilgerweg, der ins spanische Santiago de Compostela führt, zu erkennen an Schildern mit Jakobsmuscheln an den Wegweisern. Ein Stück weiter liegt das Annaberger Feld, auf dem früher alaunhaltige Braunkohle abgebaut wurde. Von 1819 bis 1845 wurde das wertvolle Nebenprodukt im dortigen Alaunwerk verarbeitet, anschließend gründete man auf dem Gelände das Gut Annaberg, das bis 1860 Versuchsgut der Landwirtschaftlichen Akademie Bonn war. Heute beheimatet der Hof einen Reitclub.

Unterwegs begegnet man im Kottenforst alten, interessanten Bäumen. Teile des Wegs um das Annaberger Feld zieren 150 Jahre alte Kastanien. Im angrenzenden Wald stehen bizarr aussehende Kopfbuchen, die wegen ihrer Gestalt auch Gespensterbuchen genannt werden. Ihr Aussehen verdanken sie einer früheren Wirtschaftsform: Einst wurden Weidetiere in das Waldstück getrieben, die alles erreichbare Grün abfraßen. Um trotzdem Brennholz ernten zu können, ohne ständig neue Bäume pflanzen zu müssen, wurden die Bäume alle 10 bis 15 Jahre oberhalb von zwei Metern gestutzt. In der Folge trieben die Bäume viele seitliche Triebe aus.

Nach zwei Stunden endete die Wanderung am Venner Kreuz, das vor dem Forsthaus Venne steht. Dort informierte Förster Willi-Josef Wild die Gruppe über seine Aufgaben: Alleine verwaltet er über 3000 Hektar Wald. Ein Interessierter fragte nach aktuellen Holzpreisen: Ein Festmeter Eichenwertholz könne bis zu 300 Euro erzielen, gar nicht gingen im Moment Kirsche und Buche.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort