Bürgeranträge in Bad Godesberg Von Problembäumen und großen Supermärkten
Bad Godesberg · Die Bezirksvertretung Bad Godesberg beschäftigte sich mit Bürgeranträgen zu Haselnussmonokultur und Gutachten zu den Schlosshöfen.
■ Monokultur durch Haselnussbäume: Schon nach dem Vorbericht zur Sitzung im Gustav-Stresemann-Institut hatte es bei den Lesern zwei Lager gegeben. Diejenigen, die das Anliegen der Bürger aus Etzel- und Oberaustraße und angrenzenden Straßen verstehen konnten – und eben die anderen. Der Antragsteller wünscht für sich und 20 betroffene Mehlemer, die vorhandenen Haselnussbäume nach und nach durch andere Baumarten zu ersetzen; und so weg von der Monokultur zu kommen.
Er begründete das mit starker Pollenbelastung, losen Ästen, Mengen an Laub, Lärmbelastung durch platzende und beschädigte Autos durch herabfallende Nüsse. „Außerdem ist der Pflegezustand mangelhaft und muss dringend überprüft werden“, so der Mann. Der Bürger Bund Bonn mit Marcel Schmitt zeigte viel Verständnis: „Ich kann bestätigen, dass das wirklich eine ziemliche Belastung ist.“ Zumal sich über die Nüsse auch Tauben freuten, was wiederum anderen Ärger nach sich ziehe. „Aber wir sind gegen proaktives Fällen“, meinte Schmitt. Deshalb hatte der BBB einen Änderungsantrag eingebracht, wonach nur „abgängige Bäume“ durch andere Baumarten zu ersetzen seien; die Stadt aber Pflege- und Rückschnitte wie von den Anliegern gewünscht vornehme. Dem ersten Teil folgten die Politiker später einstimmig, dem zweiten nicht.
Ute Odenthal vom Amt für Umwelt und Stadtgrün erklärte, dass die Stadt Überhang auf privaten Grundstücken nicht entfernen müsse. Vor 40 Jahren sei der Baumhasel eine Modebaumart gewesen. „Und wir sehen, dass er gut mit dem Klimawandel klarkommt“, so Odenthal. Vitale Bäume zu fällen, betrachte sie als Luxus. Alle 15 Monate würden Bäume auf ihren Zustand hin geprüft, erwiderte die Verwaltungsfrau auf die Kritik der Anlieger.
„Wir werden Allergiebäume nicht völlig aus dem Stadtbild verschwinden lassen“, kündigte sie zudem an. Wobei Ralf-Jochen Ehresmann (Linke) darum bat, wenigstens von „Hauptproblembäumen“ wie Hasel und Birke Abstand zu nehmen. Uli Barth (SPD) nutzte den Antrag, Lob auszusprechen: „Der Bereich Baumpflege ist einer, wo die Verwaltung gut funktioniert.“
■ B-Plan zur Schloßallee: Dass das geplante Bauprojekt Schlosshöfe auf dem Gelände der früheren jugoslawischen Botschaft bei den Anliegern nicht für Jubelschreie sorgt, steht spätestens seit Gründung einer Bürgerinitiative mit 150 Mitgliedern fest (das GA berichtete). Der Bürgerantrag von Werner Fiebig hinterfragte allerdings nicht mehr die Größe des Wohnprojekts, sondern den geplanten Vollsortimenter. „Brauchen wir die Fläche wirklich?“, wollte Fiebig wissen. Und wenn ja, sei sie dort an der richtigen Stelle? Oder seien nicht weitere Wohnungen besser?
„Es ist wichtig für eine sachliche Diskussion, dass alle Gutachten veröffentlicht werden“, forderte er in Richtung der Bezirksverordneten.
Denn nur an diesen, so die Argumentation der Unterzeichner, ließen sich der Bedarf und die Auswirkungen der Einzelhandelsflächen ablesen. Unterstützung kam aus unterschiedlichen Richtungen. Wolfgang Heedt (FDP) bezweifelte die Sinnhaftigkeit der Größe und wollte den Anliegern alle Infos zukommen lassen. „Wir tragen das ganze Projekt weiterhin nicht mit“, betonte Marcel Schmitt (BBB). Die Gutachten erst bei der zweiten Offenlage zu zeigen, sei für die Bürger zu spät, der geplante Einzelhandel unverträglich für das Umfeld.
Gabriel Kunze (SPD) kritisierte ebenfalls das zugrundeliegende Einzelhandelskonzept aus dem Jahr 2012 wegen zu großer Flächen. Ralf-Jochen Ehresmann (Linke) hingegen meinte, die Aussagen des Konzepts besäßen weiterhin Gültigkeit. Schließlich wurde beschlossen: Einzelhandels- und Verkehrsgutachten sowie die Planungsdaten sollen „in finalisierter Form“ zur frühzeitigen öffentlichen Beteiligung veröffentlicht werden. Zudem soll auch ein Gutachten über Auswirkungen aus das Mehlemer Wirtschaftsumfeld einsehbar sein.