Ria Maternus Vor 100 Jahren wurde die berühmte Wirtin geboren

BAD GODESBERG · Sie war - neben der Lindenwirtin Aennchen Schumacher - die bekannteste Wirtin Godesbergs: Ria Maternus, geboren am 13. Oktober 1914 in Neuwied.

„Was beide miteinander verband, war ihre Großzügigkeit“, meint Alain Otto. Er muss es wissen, schließlich arbeitete er fast 40 Jahre als „Chef de rang“ bei der legendären "Beichtmutter der Bonner Republik“, die 2001 im Alter von 87 Jahren verstorben ist. Im Restaurant „Maternus“ ist zum 100. Geburtstag der Wirtin ein besonderer Abend geplant.

Otto, der seit 2005 in Rente ist und heute in Wachtberg-Züllighoven lebt, kehrt am 13. Oktober noch einmal an seine alte Arbeitsstätte zurück - nicht als Kellner, sondern als Moderator und Geschichtenerzähler. Die Idee zu diesem besonderen Abend hatte Ria Maternus' Adoptivsohn Erwin Drescher-Maternus, der vor zwei Jahren das Haus an der Löbestraße verkaufte und ebenfalls, nach 40 Jahren als Koch in der Maternus-Küche, in den Ruhestand ging.

Er ist dem Haus, das unter altem Namen von Manfred Harbecke und Bojana Dimov fortgeführt wird, weiterhin eng verbunden und beispielsweise beim so genannten Montagsstammtisch ein gern gesehener Gast.

„Am 13. Oktober geht es darum, dass die Gäste einen schönen Abend haben und auf diese Weise Rias gedenken können“, sagt Harbecke.

„Es soll vor allem authentisch sein. Wir werden Musik aus den 60er und 70er Jahren spielen, zum Essen leise klassische Musik, und am späteren Abend wird es dann wohl etwas partymäßiger zugehen.“ So wie früher eben, als „die kleine zierliche Dame mit den Stöckelschuhen noch lebte“, wie Otto ergänzt.

Auch die Speisekarte ist extra für diesen Abend angepasst worden: Auf der Karte werden die Gäste Reibekuchen mit Apfelmus, Matjes auf Schwarzbrot, gebackenen Camembert, Sauerbraten und Rouladen finden. Oder „Coq au Martini“ (Hähnchen in Martinisoße), denn „Ria stand auf Martini“, berichtet Harbecke. Apfelbeignets auf Vanilleeis seien ebenfalls „Klassiker dieser Zeit“.

Der Name „Maternus“ ist eng mit der Geschichte der Bonner Republik verknüpft. Bereits in den 30er-Jahren hatten die Eltern von Ria Maternus das Haus erworben, 1949 startete „Ria“ in Abwesenheit der Eltern, die sich gerade zur Kur begeben hatten, ihre gastronomische Karriere.

Fortan war nicht nur die Bonner Polit-Prominenz bei ihr zu Gast, nein, auch die internationale Politik gab sich in ihrem Gasthaus die Klinke in die Hand: Truman, Eisenhower, Kennedy, Nixon, de Gaulle, Gorbatschow – sie alle tranken und feierten in dem kleinen, von außen eher unscheinbaren Weinhaus schräg gegenüber dem Bad Godesberger Bahnhof. Hier schmiedeten Adenauer und Ludwig Erhard Koalitionspläne, Helmut Schmidt und Horst Ehmke dinierten dort zu Zeiten der sozialliberalen Koalition, und Willy Brandt feierte hier seinen 60. Geburtstag.

„Eine ihrer besonderen Gaben war, dass sie selbst vermeintliche Kontrahenten zusammenbringen konnte", erinnert sich Alain Otto. "Ob Barzel und Brandt oder Henri Nannen und Rudolf Augstein - das war schon Wahnsinn, wie sie das geschafft hat. Sie hatte einfach ein Händchen dafür.

Die Person war dabei wichtig, nicht der Titel", so Otto. "Und es drang nie ein Sterbenswörtchen nach draußen“, ergänzt der Mann, der Rias rechte Hand war und in den besten Zeiten mit insgesamt acht Kellnern, fünf Köchen und zwei Köchinnen das Haus auch in der Funktion eines Geschäftsführers bewirtschaftete.

„Ich habe nie etwas notiert“, erzählt Otto. Umso schöner, dass er, gemeinsam mit Erwin Drescher-Maternus und weiteren Gästen, an diesem besonderen Abend die Uhr noch einmal zurückdrehen wird, um die Erinnerung an die berühmte Wirtin wach zu halten. „Es wird eine Hommage an Ria Maternus.“

Info

Restaurant Maternus, Löbestraße 3 . Reservierungen für den Gedenkabend am Montag, 13. Oktober, unter Tel. 0228/362851 oder 0176/63348900.

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