Umstrittenes Bauwerk Vor 20 Jahren eröffnete der Godesberger Tunnel

BAD GODESBERG · Am 28. August 1999 wurde mit viel Prominenz der Bad Godesberger Tunnel eröffnet. Ausgerechnet Verkehrsminister Franz Müntefering kam aber zu spät, weil er im Stau stand. Auch wenn viele den Zweck des Tunnels bezweifelten, ist er heute eine wichtige Verkehrsader.

Es waren die Scheren, die am 28. August 1999 in Bad Godesberg eine zentrale Rolle spielten. Denn vor genau 20 Jahren sollte Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann mit Landesminister Peer Steinbrück, seinem Bundeskollegen Franz Müntefering (alle SPD) und Bezirksvorsteher Christoph Brüse (CDU) die gelb-rote Luftballongirlande am Südportal des Godesberger Tunnels durchtrennen. Und das rund 270 Millionen Euro teure Bauwerk nach siebenjähriger Bauzeit damit feierlich eröffnen. Doch was fehlte, waren die Scheren.

Eine Suche schloss sich an, schließlich konnte Entwarnung gegeben. Allerdings ohne Franz Müntefering. Der nämlich musste mit dem Auto zur Eröffnung anreisen. Und kam zu spät. Anders als Steinbrück, der schon damals in Bad Godesberg wohnte. Er kam mit dem Rad. Und war somit pünktlich.

Nutzen des Tunnels war lange Zeit umstritten

Genau wie Hunderte von Neugierigen, die den Tunnel im Anschluss in Besitz nahmen – zu Fuß und mit dem Fahrrad, begleitet von der Band Semmel's Hot Shots, die mit Jazz-Musik den Marsch anführte. Die ersten Fahrzeuge, die durch den Tunnel rollten, waren ältere Modelle, unter anderem der blank polierte Adenauer-Mercedes von Peter Heck und ein Austin Healy. Gegen die Einbahnstraße. Erst tags darauf wurde das Bauwerk offiziell für den Autoverkehr freigegeben.

Dabei war der Nutzen des Tunnels lange Zeit umstritten. Befürchtungen wurden laut, dass die Bad Godesberger Innenstadt veröde, da der Verkehr unter ihr hindurch geführt würde. Also quasi an ihr vorbeirausche. So war es kaum verwunderlich, dass auch politisch keine Einigkeit herrschte. SPD, FDP und Grüne sprachen sich im Vorfeld konsequent gegen den Tunnelbau aus. Vehement dafür eingesetzt hatte sich hingegen die Godesberger CDU, unterstützt von ihrer Bonner Stadtratsfraktion.

Mittlerweile möchten die Bad Godesberger den Tunnel nicht mehr missen, durch den täglich mehr als 40 000 Fahrzeuge rollen, wenn beide Röhren geöffnet sind. Technisch habe er „von Beginn an alle Erwartungen erfüllt“, sagt Peter Esch. Eine Tunnelsperrung wegen technischer Störungen sei dementsprechend nur „äußerst selten erforderlich“ gewesen, so der Tiefbauamtsleiter, der sich an einen Fall erinnert: Einmal sei außerhalb der regulären Dienstzeiten die Verbindung zur Feuerwehr unterbrochen gewesen, „sodass im Brandfall keine automatische Alarmierung stattgefunden hätte“.

Tunneleröffnung Bad Godesberg vor 20 Jahren

„Die Steuerung der Tunnels ist auf weitgehend autarken Betrieb ausgelegt, weil von Anfang an klar war, dass eine 24-Stunden-Besetzung einer Leitstelle nicht infrage kam“, sagt Esch. Während der regulären Arbeitszeiten haben Mitarbeiter des Tiefbauamts im Lüftergebäude Nord des Tunnels das Geschehen im Blick, außerhalb der Dienstzeiten „kümmert sich eine technische Rufbereitschaft um eventuelle Störungen oder Systemmeldungen“. Außerdem hat die Feuerwehr rund um die Uhr Zugriff auf das Notruf- und das Brandmeldesystem sowie die Kameraüberwachung, „mit der der Tunnel lückenlos ausgestattet ist“.

Tempolimit 50 Stundenkilometer

Ebenfalls bewährt habe sich das Tempolimit von 50 Stundenkilometern. Dafür sei die Stadt häufig gescholten worden, so Esch. Man habe es aber gegen alle Widerstände verteidigt. Mit Erfolg, meint der Tiefbauamtsleiter. Es gebe weniger Unfälle, als bei dem hohen Verkehrsaufkommen im Tunnel statistisch zu erwarten wären. „Zudem sind die Folgen eventueller Unfälle erheblich milder.“

Wie sehr der Tunnel die City entlastet, zeigt sich außerdem jedes Mal, wenn er (teilweise) gesperrt werden muss. So wie während der sicherheitstechnischen Sanierung, die derzeit läuft. „Ich denke, dass alle Betroffenen, also die Autofahrer die den Tunnel nutzen, aber auch die Anlieger der oberirdischen Strecken, die derzeit erheblich stärker belastet sind, das Ende der Bauarbeiten und eine Normalisierung der Situation in der Bad Godesberger Innenstadt herbeisehnen“, ist Esch sicher. Das wird wohl Anfang 2020 der Fall sein, bis dahin soll die 8,5 Millionen Euro teure Maßnahme abgeschlossen sein. „Die Arbeiten laufen wie geplant, wir sind nach wie vor im Zeit- und Kostenrahmen“, so Kristina Buchmiller vom städtischen Presseamt auf GA-Anfrage.

Doch was wird konkret gemacht? Im August 2018 wurde zunächst in der rheinseitigen Röhre in Fahrtrichtung Bonn gearbeitet, der Verkehr wurde einspurig im Gegenverkehr durch die zweite Röhre geleitet. Im Juni 2019 dann der Wechsel, der zunächst für einige Irritationen sorgte: Damals starteten die Arbeiten in der bergseitigen Röhre (Fahrtrichtung Bad Godesberg). Sie ist derzeit dicht, dafür rollt der Verkehr auf der Rheinseite – wiederum einspurig im Gegenverkehr.

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