Johannes-Rau-Hauptschule Vor der Fusion tagen zunächst die Schulkonferenzen

BAD GODESBERG · Da war die Verwaltung dann doch zu schnell vorgeprescht: Die von ihr favorisierte Fusion von Carl-Schurz-Realschule und Johannes-Rau-Hauptschule zur Sekundarschule ab 2014 konnte am Donnerstagabend im Rat nicht beschlossen werden.

Denn, wie Familiendezernentin Angelika Maria Wahrheit am Mittwochabend den überraschten Schulausschuss informierte, kann eine so weitreichende Entscheidung, eine "Pionierschule" einzurichten, erst nach Anhörung der beiden Schulkonferenzen gefällt werden. Und die tagen erst Anfang Oktober.

Wie berichtet, haben beide Schulen seit Jahren unter stark rückläufigen Schülerzahlen zu leiden. Die Stadt will nun für das über 30 Jahre bestehende Pennenfelder Schulzentrum vor Ort die neue Sekundarschulform einrichten, die die Jahrgänge 5 bis 10 umfasst und in Klassen von mindestens 25 Schülern sowohl auf die berufliche Ausbildung als auch auf die Hochschulreife vorbereiten kann.

Im Schulausschuss wurde die Entwicklung heftig diskutiert. Anatol Koch (Linke) forderte, vor Ort doch gleich eine weitere Gesamtschule "unter Mitnahme eines Gymnasiums" einzurichten. Joachim Stamp von der FDP sah die Entwicklung mit Skepsis. "Ich habe noch kein pädagogisches Konzept gesehen." Die FDP mache nur "mit einem gewissen Bauchgrummeln" mit. Auf jeden Fall sollten auch in Zukunft die Pädagogen vor Ort, die gut gearbeitet hätten, wertgeschätzt und in die Neuplanung einbezogen werden.

Johannes Schott (Bürger Bund) machte sich für die seiner Ansicht nach "gut funktionierende" Carl-Schurz-Realschule stark, die auf keinen Fall aufgelöst werden solle. "Konsequenter wäre es gewesen, die Hauptschule zu schließen." Dem widersprachen sofort Renate Hendricks und Gislint Grenz (beide SPD) sowie Wilhelm Berg (CDU) und Dorothee Paß-Weingartz (Grüne).

"Setzen Sie doch keine Märchen in die Welt. Auch die Realschule war nur mit Sondergenehmigungen zu halten", sagte Grenz. Im Pennenfelder Schulzentrum, in das baulich groß investiert worden sei, müsse eine positive Alternative für die Jugendlichen im Godesberger Süden einziehen. "Sollen sie denn nach Bonn zur Schule vagabundieren oder auf die Wachtberger Sekundarschule light gehen?", fragte Grenz. Auch Berg und Paß-Weingartz forderten, den wichtigen Standort unbedingt zu halten. Paß-Weingartz votierte für längeres gemeinsames Lernen. Die Sekundarschule sei dafür als "die kleine Schwester der Gesamtschule" gut geeignet, erläuterte Hendricks. Mit anfangs 75 Anmeldungen und einer heterogenen Schülerschaft könne man eine wirkliche Alternative schaffen.

Genau das wurde im Publikum bezweifelt. "Ich sehe nicht, wie da 75 Anmeldungen zusammenkommen sollen und auch nicht, wie wir von 80 Prozent Jungen wegkommen", schilderte Carl-Schurz-Lehrerin Magdalena Winchenbach die Situation. Genau wegen der seit Jahren nicht heterogenen Schülerschaft wanderten viele Mädchen ja an die reine Mädchenschule Gertrud-Bäumer-Realschule oder an die Wachtberger Sekundarschule aus. Und solange ein Gymnasium jedes Jahr bis zu 30 Kinder mit Realschulempfehlung aufnehme, könne sich ohnehin nichts ändern. "Wir sind alle sehr verunsichert", so Winchenbach.

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