Heilpädagogischer Kindergarten Heiderhof geräumt „Waldkinder“ spielen jetzt am Sommerberg

Heiderhof. · Die Kinder der städtischen Kita sind auf andere Tagesstätten verteilt worden. Dort betreibt die Stadt auf dem Gelände einer ehemaligen Tennishalle eine Einrichtung. Der andere Teil der „Waldkinder“ und ihrer Erzieher sowie Therapeuten sind in Einrichtungen unter anderem in Auerberg gewechselt.

 Der frühere Heilpädagogische Kindergarten (Archivbild). Das Gebäude soll saniert werden.

Der frühere Heilpädagogische Kindergarten (Archivbild). Das Gebäude soll saniert werden.

Foto: Friese/FRIESE

Seit kurzem sind von der Endhaltestelle der Busse zum Heiderhof aus keine spielenden „Waldkinder“ mehr zu sehen und zu hören. An dem einstöckigen weißen Gebäude mit dem roten Fahrstuhl an der Front ist zwar noch das Schild „Heilpädagogischer Kindergarten der Stadt Bonn“ angebracht. Doch die in vier Gruppen betreuten 32 Kinder mit unterschiedlichem Förderbedarf sind aus den Räumen und vom großen Freispielgelände am Waldrand verschwunden. „Wir sind in die Kita Sommerberg umgezogen“, lesen die überraschten Nachbarn an der Tür.

Tatsächlich, ein Teil der Kinder und der Erzieher sei jetzt in der ebenfalls städtischen Tagesstätte am Sommerbergweg untergebracht, bestätigt Lea Hoffmann vom Presseamt auf Anfrage. Dort, etwa 300 Meter vom Pappelweg-Standort entfernt, betreibt die Stadt seit einigen Jahren auf dem erweiterten Gelände einer ehemaligen Tennishalle eine Tagesstätte für Kinder ab sechs Monaten. Der andere Teil der „Waldkinder“ und ihrer Erzieher sowie Therapeuten sei in Einrichtungen unter anderem in Auerberg gewechselt.

Erste Einrichtung dieser Art in Bonn

Einerseits befinde sich das Gebäude am Pappelweg „in einem schlechten baulichen Zustand“, erklärt Hoffmann den Auszug. 1972 hat die Stadt die Anlage am Pappelweg gebaut. Seither wurden hier in vier Gruppen Kinder mit verschiedenen Förderbedarfen betreut. Es gab auch eine extra Sprachheilgruppe. Die war, wie der damalige Leiter Michael Schönfeld 2005 im GA-Interview erklärte, die erste Einrichtung dieser Art in Bonn.

Nach einer Neuaufstellung von Spielgeräten, die im selben Jahr von der Gesellschaft Wohnbau gespendet wurden, hatte das Gelände auch nach modernen Maßstäben dem kindlichen Bedürfnis nach sinnlicher Wahrnehmung und sozialem Spiel entsprochen, wie Schönfeld es damals ausdrückte. Das Erzieherteam bestand zum Schluss laut Presseamt aus 20 Kräften. Sechs davon waren Therapeuten mit unterschiedlichen Stundenkontingenten.

Im Sinne der Inklusion keine Sondereinrichtungen mehr

Andererseits sei seit längerem klar gewesen, dass im System der heilpädagogischen Förderung in ganz Bonn eine Umstellung habe kommen müssen, fügt die Stadtsprecherin als weiteren Grund für den Auszug der „Waldkinder“ hinzu. „Das Land fördert heilpädagogische Einrichtungen nur noch bis zum 31. Juli 2027, da es im Sinne der Inklusion keine Sondereinrichtungen mehr geben soll.“

Zwischenzeitlich sei bereits das Finanzierungssystem umgestellt worden. Nach den Regelungen des Bundesteilhabegesetzes würden ab 2027 individuelle heilpädagogische Leistungen nur noch pro Kind bewilligt. „Die Höhe und der Umfang der Leistungen werden zurzeit ausgehandelt und sollen Ende 2022 feststehen“, sagt Hoffmann. Der Abschied der „Waldkinder“ vom Pappelweg ist also auch in diesem Zusammenhang zu sehen.

Kindertagesstätte Sommerberg schon ausgebaut

Die Stadt als Trägerin habe ihre dem Pappelweg naheliegende Kindertagesstätte Sommerberg schon ausgebaut, so Hoffmann: und zwar im Dachgeschoss für drei weitere Gruppen. Zwei der Gruppen aus dem Pappelweg seien nun dorthin umgezogen. Jetzt sind im Sommerberg acht Gruppen zu Hause. Eine dritte heilpädagogische Gruppe vom Pappelweg sei in die städtische Kindertagesstätte in Auerberg an der Warschauer Straße verlegt worden, "um eine größere räumliche Streuung im Stadtgebiet und damit eine möglichst wohnortnahe Versorgung der Kinder zu gewährleisten“, erklärt Lea Hoffmann.

Die vierte Gruppe der Heiderhofer „Waldkinder“, die Sprachheilgruppe, sei aufgelöst worden, weil das Land schon frühzeitig angekündigt habe, diese nicht mehr fördern zu wollen. „Die Überführung der Kinder konnte aber so gestaltet werden, dass kein Kind seinen Platz verloren hat“, versichert die Mitarbeiterin des Presseamts.

Alle Fachkräfte bleiben beschäftigt

Zur weiteren Planung sagt sie, dass in den Einrichtungen am Heiderhofer Sommerbergweg und in der Warschauer Straße in Auerberg die heilpädagogischen Gruppen zunächst getrennt von den anderen Gruppen geführt würden. „Eine Integration in das bestehende System kann so mit Bedacht erfolgen.“ Alle Fachkräfte aus der aufgelösten heilpädagogischen Tagesstätte am Pappelweg seien aktuell weiter in städtischen Einrichtungen beschäftigt, erklärt Hoffmann.

Bis auf zwei seien alle im Sommerbergwerg oder in der Warschauer Straße untergekommen, so dass die „Waldkinder“ vertraute Bezugspersonen haben „mitnehmen“ können. Michael Schoenfeld, der langjährige Leiter am Pappelweg, habe bereits vor drei Jahren als Leiter in den Sommerbergweg gewechselt. Die nachfolgende Leitung am Pappelweg habe zwischenzeitlich eine andere städtische Kindertagesstätte übernommen.

Und was passiert mit der städtischen Immobilie und dem großzügigen Gelände am Pappelweg? Sie sollen nach einem Umbau wieder als Kindertagesstätte genutzt werden, sagt Hoffmann.

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