Altenhilfeforum im Heinrich Kolfhaus Warum die Wäsche auf dem Dach nicht sauber blieb

SCHWEINHEIM · Warum es am Rhein so schön ist, wussten die Besucher am Ende des Erzählnachmittags im Seniorenzentrum Heinrich Kolfhaus am Ende genau: Luft und Leben haben viele Bewohner jahrzehntelang mitbekommen, am Mittwoch berichteten sie davon.

 Im Gespräch: Nikolaus Euenheim (links) erzählt WDR-Moderator Martin Blachmann, wie es sich früher am Rhein lebte.

Im Gespräch: Nikolaus Euenheim (links) erzählt WDR-Moderator Martin Blachmann, wie es sich früher am Rhein lebte.

Foto: Ronald Friese

Zum Godesberger Altenhilfeforum war Brauchtumsforscher Alois Döring vom Landschaftsverband Rheinland gekommen, der Fotos aus seinem Buch "Vom Leben am Rhein" zeigte. So kamen direkt Erinnerungen hoch. Zum Beispiel bei einem Bild, dass um 1930 in Friesdorf entstanden war. Darauf waren zwei Frauen mit ernstem Blick zu sehen, die Hände fest an ausgewrungenen Tüchern.

"So sah damals die große Wäsche aus", sagte Döring. Einige im Publikum hatten sofort eine Anekdote parat. Beispielsweise, dass früher oft auf dem Dach die Wäsche gemacht wurde. Dort hing man die nasse Kleidung direkt auf. "Aber ganz ehrlich, durch den vielen Dreck in der Stadt war sie nachher genau so dreckig wie vorher", sagte eine Heimbewohnerin ins Mikrofon.

Damit rannte Moderator Martin Blachmann vom Westdeutschen Rundfunk während des gesamten Vortrags durch die Reihen. Auch zum Bild der alten Freiluftschule in Dottendorf, das 1924 entstanden war, gab es interessante Zwischenrufe. Die Freiluftschule habe Züge einer Ganztagsschule gehabt. Morgens wurden die Kinder von ihren Eltern gebracht und meist abends wieder abgeholt. "Mittags gab es sogar Verpflegung", hieß es.

Seit 14 Jahren gibt es das Godesberger Altenhilfeforum. Was zunächst als Diskussionsrunde gedacht war, entwickelte sich mit der Zeit zu einer lebendigen Gesprächsrunde. "Wir hatten immer Experten eingeladen, die über Themen referierten, die im Alter wichtig sind", sagte Ricarda Valder-Heubach, die als Leiterin des psychosozialen Dienstes im Seniorenzentrum von Anfang an dabei war - ebenso wie Moderator Blachmann. Da ging es um Versicherungen oder auch Hinweise zur Pflege.

Vor ein paar Jahren entschied man sich, die Besucher, die übrigens nicht nur aus dem Seniorenzentrum kommen, in die Vorträge einzubinden. "So einen vollen Saal hatten wir noch nie, deshalb blieb es dann auch bei diesem Konzept", so Valder-Heubach. Nun wird immer in der Runde gefragt, wer sich an die alten Zeiten erinnern kann. "Und da kommen viele interessante Geschichten zum Vorschein, das ist ein riesiges kollektives Gedächtnis."

Obwohl es das Altenhilfeforum nur einmal im Jahr gibt, erzählen die Senioren auch danach noch eine Menge. Nicht nur untereinander bei Kaffee und Kuchen, sondern auch den Pflegern und Angehörigen. "Das hält die Erinnerungen am Leben", findet Valder-Heubach. Für das nächste Jahr hat sich das Organisationsteam schon ein Thema überlegt. Es soll dann um die rheinischen Hausfrauen gehen.

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