Genuss zwischen Tradition und Moderne Warum diese drei Gastronomen auf Bad Godesberg setzen

Bad Godesberg · Drei Gastronomen, die Betreiber der „Bonnerie“, des „Cortado“ und des „NeuN“, erzählen, warum sie auf Bad Godesberg setzen. Stadtmarketingchef Jürgen Bruder sieht wenig Leerstand in der City.

 Bayram Bozdogan steht im NeuN.

Bayram Bozdogan steht im NeuN.

Foto: Benjamin Westhoff

Das mit dem Namen, das hat Metin Kocatepe unterschätzt. "Bonnerie" hatte der Gastronom im Frühjahr für sein Tagescafé gewählt. Ein Aufschrei ging durch die diversen Facebook-Gruppen, denn schließlich habe sich dort doch vorher das Traditionscafé Schöner befunden. Warum also der Bonn-Bezug?

"Mittlerweile hat sich das gegeben. Was für die Gäste zählt, ist das französische Ambiente", betont der 43-Jährige, der davor Betriebsleiter des Restaurants Limao an der Moltkestraße war, Bad Godesberg also bestens kennt. Vom Abendgeschäft ist er nun auf den Tag gewechselt, setzt auf Wohnzimmeratmosphäre in dem großen Raum am Fronhof.

Herzhafte Snacks und Torten

"Ich habe versucht, keine Trennungen zu schaffen", so der gebürtige Kölner, der im Moment vor allem Frühstück in vielen Variationen, herzhafte Snacks, Tagessuppe und natürlich Torten im Angebot hat. Im kommenden Jahr soll die Karte um Mittagsgerichte erweitert werden, dafür muss er eine Außenküche auf der Terrasse errichten: "Die bisherige ist zu klein."

 Das Cortado setzt auf Kaffee in allen Variationen.

Das Cortado setzt auf Kaffee in allen Variationen.

Foto: Benjamin Westhoff

An Godesberg als Standort begeistert ihn die Mischung aus Geschichte, Tradition und weiterhin internationalem Flair. Aber Kocatepe sagt auch: "Es ist ein kleiner Ort, man hat mit seinem Konzept nicht so viel Zeit wie in Großstädten, da die Fluktuation nicht so hoch ist." Er scheint aber aufs richtige Pferd gesetzt zu haben, selbst unter der Woche ist viel los.

Der Wunsch, etwas Eigenes zu machen, entstand bei Frank Laue vor vier Jahren. 20 Jahre lang war der gelernte Hotelkaufmann da schon in der Modebranche tätig. "Ich wollte gerne wieder in den Gastrobereich zurück", erzählt der 53-jährige Betreiber des "Cortado" am Michaelshof. Ganz bewusst hat sich der gebürtige Münchner für Bad Godesberg entschieden, nicht nur, weil er hier seine Frau kennengelernt hat: "Viele hinterfragen den Stadtbezirk, ich habe kein negatives Bild von ihm."

Wein, Bier, Ciabattas

Genauso zielgerichtet hat er die Seitenlage in der City gewählt, dort sei er mittendrin, aber es gehe entspannt zu. So wie in Spanien, für das er eine große Leidenschaft hegt. "Ich biete in unserem Café fast ausschließlich spanische Produkte an", erzählt Laue. Neben Wein, Bier, Ciabattas mit unterschiedlichem Belag und Blechkuchen aus der Konditorei Nick will er vor allem mit Kaffee in allen Variationen punkten. "Der namensgebende Cortado hat unten gezuckerte Kondensmilch, dann einen abgeschnittenen Espresso und oben Milchschaum", sagt der Godesberger. Seit Mitte Mai können Gäste im modernen Ambiente Platz nehmen. "Mit dem Start bin ich sehr zufrieden", so der Gastronom. Es gebe schon einige Stammgäste mit fester Getränkewahl.

 Im Frühjahr hat die Bonnerie am Fronhof neu eröffnet.

Im Frühjahr hat die Bonnerie am Fronhof neu eröffnet.

Foto: Benjamin Westhoff

Erst seit August bereichert das Restaurant "NeuN" auf der Alten Bahnhofstraße das lukullische Angebot in der City. Hinter dem Konzept stehen drei Männer: Abidin Kekec, Bayram Bozdogan und Arnaud Hodonou-Pfeifer. Die zwei Letztgenannten waren zuvor in der Bonner Remise beschäftigt. "Wir haben gut zwei Jahre gesucht, bis wir die Lokalität hier entdeckt haben", sagt Geschäftsführer Bozdogan. Direkt beim Betreten der ehemaligen Apotheke hätten sie die spätere Inneneinrichtung vor ihrem geistigen Auge gesehen.

"Uns war die offene Küche ganz wichtig, denn wir wollen nichts verstecken", so Bozdogan. Hingucker ist das Reich von Chefkoch Hodonou-Pfeifer, der eine wöchentlich wechselnde Mittagskarte und eine Hauptkarte zusammenstellt. Auf eine Richtung will sich das Team nicht festlegen lassen. "Uns kann man in keine Schublade stecken, es gibt Asiatisches genauso wie das Kalbsschnitzel und viel Fisch", sagt Bozdogan. Der 43-Jährige freut sich, dass selbst Schüler das Restaurant für sich entdecken. "Manche kommen und teilen sich ein Club-Sandwich", meint er mit einem Schmunzeln. Frühstück gibt es nämlich ebenfalls. Die dunkel wirkenden Scheiben sollen zwar bald Strahler erhalten und damit einladender wirken, aber auch so sind meist alle Tische besetzt. Nur im Innenhof wird das nun Jahreszeitenbedingt anders werden.

Kritik an Netto-Kaltmiete

Neben diesen drei Neueröffnungen weist Jürgen Bruder, Vorstand des Vereins Stadtmarketing, noch auf das Lilly's, ein syrisches Restaurant am Fronhof, und als Neueröffnung nach Umbau auf das Sicilia Bella, früher Café Kontrast, an der Koblenzer Straße hin. Fehlt ihm bei all dem Angebot noch eine Geschmacksrichtung? "Bei so viel Internationalität könnte ich mir auch wieder einen Japaner vorstellen. Wie früher Kamijo auf den City Terrassen", sagt Bruder.

Die vielen neuen Lokale, die es auch in den einzelnen Ortsteilen wie Rüngsdorf und Plittersdorf gibt, haben den Verein zu einer Überlegung gebracht: "Zusätzlich zu der historischen Gastrotour, die über uns von Michael Wenzel angeboten wird, wollen wir eine Tour mit den Neugründungen durchführen."

Bei einem Punkt, der mögliche Mieter abschreckt, sind allerdings auch dem Stadtmarketing die Hände gebunden: bei der teils überhöhten Netto-Kaltmiete für Gewerbeflächen. "Darauf haben wir leider keinen Einfluss, da das rein privatwirtschaftliche Vorgänge betrifft", bedauert Bruder. Allerdings sind freie Flächen ohnehin rar: "Nach unserer Wahrnehmung werden die Lücken nach und nach geschlossen und stellen derzeit keine Problematik dar."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort