Faune, Nymphen und Adler Was Bad Godesberger Skulpturen über die Geschichte verraten

Bad Godesberg · Warum löste die „Godesberger Nymphe“, die heute im Redoutenpark steht, vor 110 Jahren einen Skandal aus? Der Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg erklärt die Geschichte dahinter und stellt bei einer Führung weitere Kunstwerke im Redouten- und Stadtpark vor.

Inke Kuster vom Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg und die Skulptur „Godesberger Nymphe“, die 1912 einen Skandal auslöste.

Inke Kuster vom Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg und die Skulptur „Godesberger Nymphe“, die 1912 einen Skandal auslöste.

Foto: Axel Vogel

Skulpturen stehen in den Bad Godesberger Parks an vielen Ecken, doch nimmt man sie nicht immer bewusst war – und was dahinter für Geschichten stecken. Viele dieser Geschichten kennt Inke Kuster: Die ehemalige Lehrerin engagiert sich im Verein für Heimatpflege Bad Godesberg (VHH), zudem leitet sie ehrenamtlich das Heimatmuseum in Beuel. Für den Verein gibt sie Führungen; sie kennt sich unter anderem mit den Kunstwerken in den Godesberger Parks aus. „Um 1900 herum war an der Godesberger Promenade ein ganzer Skulpturenpark geplant, daraus wurde jedoch nichts“, sagt sie.

Statt des geplanten Skulpturenparks an der Rheinpromenade finden sich heute viele Kunstwerke im Redouten- und Stadtpark. Das wohl berühmteste – und ehemals berüchtigtste – ist die „Godesberger Nymphe“. Diese Abbildung einer unbekleideten Frau steht seit 1988 vor der Redoute im Vorgarten, geschaffen vom Künstler Georg Kolbe und finanziert vom Bankier Karl von der Heydt. Sie ist jedoch weitaus älter und hat eine bewegte Geschichte: „1912 bis 1949 stand sie an der Mündung des Godesberger Bachs“, so Kuster. Als sie aufgestellt wurde, seien junge Männer scharenweise dort hin gewandert, um sie zu bestaunen – und die Godesberger Pfarrer seien empört gewesen.

Der damalige Stadtdechant forderte, sie zu entfernen, sonst werde er an den Kaiser schreiben und persönlich darum bitten. „Das weitete sich zu einem Skandal aus, der weiter reichte als Godesberg, und wurde irgendwann zu einer Lachnummer für die Stadt“, sagt Kuster. Die Weltkriege überlebte die Statue zwar, doch wurde ihr kurz nach dem Zweiten Weltkrieg der Kopf abgeschlagen, zudem fehlt heute ihre Nase. Lange Zeit war sie nirgendwo ausgestellt, sondern auf dem Bauhof gelagert, bis sie wieder von der Stadt erworben und im Redoutenpark enthüllt wurde.

Eins von 13 Bonner Beethoven-Denkmälern steht in Godesberg

Weniger skandalös, aber ebenso ein Zeugnis lang vergangener Zeiten, ist der „Schlangenadler“ vor der Redoute im Vorgarten rechts. Diese Bronzeskulptur zeigt einen großen Adler, der eine Schlange im Klammergriff hält. „Als es noch genug Reptilien als Nahrung gab, war der Schlangenadler auch in Bonn zuhause“, sagt Kuster. Ursprünglich eine Brunnenfigur, steht die Skultpur heute auf einem steinernen Sockel – auf dem bis Mitte des 20. Jahrhunderts noch eine Karl-Simrock-Figur im Bonner Hofgarten stand. Diese sei im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen worden, so Kuster. Über den Künstler und die Entstehungszeit des Adlers wisse man allerdings nichts.

Ein weiteres Kunstwerk ist hinter der Redoute zu finden: Hier steht eine Steinstele mit dem aus Bronze geformten Kopf Ludwig van Beethovens. Die Skulptur steht seit 1955 an dieser Stelle, die an ein besonderes Treffen an diesem Ort erinnert: Im Juli 1792 trafen sich hier der junge Beethoven und der österreichische Komponist Joseph Haydn. „Die beiden haben gemeinsam in der Redoute gefrühstückt“, erzählt Kuster. Wie es oft mit Kunstwerken im öffentlichen Raum passiere, sei auch der Beethoven-Kopf im Jahr 1968 verschollen – wahrscheinlich gestohlen, denn das Original ist seitdem nicht wieder aufgetaucht. Lange habe die Stele versteckt und verschmutzt hinter dem Redüttchen gestanden, bis sie durch Spenden saniert werden konnte. 2010 wurde ein Neuguss des Kopfes angefertigt. „Es ist von insgesamt 13 Beethoven-Denkmälern das einzige in Bad Godesberg“, weiß Inke Kuster.

Einen etwas anderen Stil bietet die Skulptur „Struktur IV/III AP“, die seit 1971 im Stadtpark am Trinkpavillon hinter der Stadthalle steht. Die Plastik von Paul Julius Geissler ist ein Aluminiumguss und der „Op-Art“ zuzuordnen: Aufgrund der Formenanordnungen entstehen beim Betrachter optische Effekte und Täuschungen. Auch das Mahmal „Leid an der Mauer“, das ebenfalls im Stadtpark hinter der Stadthalle nahe Friedrich-Ebert-Straße steht, ist jüngeren Datums: Aus dem Jahr 1965. Dabei handelt es sich um eine Nachbildung einer Plastik, die im Berliner Bezirk Steglitz steht – und wenige Jahre nach dem Mauerbau an die deutsche Einheit erinnern sollte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort