Bad Godesberger Kunstverein Weltverbesserer, Querdenker und Kindsköpfe

BAD GODESBERG · "Die ideale Kombination ist die von Plastiken und Malerei, da hat der eine die Wände für sich und die andere den Boden und den Raum", bemerkte Elmar Hucko, Vorsitzender des Godesberger Kunstvereins, am Freitagabend anlässlich der Vernissage der neuen Ausstellung mit dem Titel "Hautnah". "Und damit", so ergänzte er, "ist das schon von der äußeren Form her eine gelungene Präsentation."

 Kopfskulpturen präsentiert die Brühler Künstlerin Sabine Endres (r.), Frauenporträts die Bonner Malerin Jutta Roth.

Kopfskulpturen präsentiert die Brühler Künstlerin Sabine Endres (r.), Frauenporträts die Bonner Malerin Jutta Roth.

Foto: Ronals Friese

Für die Objekte zeigt sich die Brühler Künstlerin Sabine Endres verantwortlich, die Bilder zur Ausstellung steuert die Bonner Malerin Jutta Roth bei. Endres widmet sich in ihrer Arbeit unter anderem auch der Skulptur, seit 2009 entstanden Plastiken aus ihrer Serie 100 Köpfe. "Jeder Kopf ist eine Welt", sagt die Künstlerin und steht dabei als symbolischer Stellvertreter für die Vielfalt aller zeitgenössischen kreativen Köpfe, die dem Standard und Mittelmaß rebellisch die Stirn bieten.

"Alles beginnt im Kopf: Was wir träumen, lieben, hoffen. Sinnesreize, Denkprozesse, Gefühle und Verstand treffen dort aufeinander, treten in Verbindung miteinander oder stoßen sich ab", sagt sie. Ihre Köpfe, aus Wegwerfmaterialien kreiert, zeigte sie bereits in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen. "Ein wunderbares Panoptikum ist so entstanden", meinte Hucko: "Weltverbesserer, Senkrechtstarter, Querdenker, Kindsköpfe, um nur einige Typen zu nennen."

Im Kontrast zu den eher zierlichen Plastiken von Sabine Endres stehen die großformatigen Köpfe von Jutta Roth. Ihre künstlerischen Fähigkeiten entwickelte die Künstlerin in der Hauptsache als Autodidaktin, aber auch durch einige Seminare und Workshops, unter anderem an der Freien Kunstakademie in Essen. Seit ungefähr zwei Jahren legt sie ihren künstlerischen Fokus auf Frauen, starke Frauen und dabei besonders auf deren Gesichter. "Ich möchte starke Frauen in ihrer Vielfalt darstellen", sagt sie.

Ihre Arbeiten, teils gestaltet auf grobem Untergrund, sind gekennzeichnet durch expressive, aber auch durch zarte übereinander gelegte Farben. Die ausdrucksstarken Gesichter stellt sie zum Teil in Ausschnitten, aber auch als Porträt dar. Diese Gesichter, nur auf den ersten Blick perfekt und vollkommen, zeigen bei genauerem Hinsehen auch Brüche und Makel. Diese gestörte Vollkommenheit, dargestellt durch Kratzspuren und Farbverläufe, von der Künstlerin als Lebensspuren interpretiert, sollen den Betrachter bewusst irritieren. "Ich spiele gern mit der Verwirrung", so Roth.

Hautnah

Die Ausstellung "Hautnah" ist bis 22. September zu sehen - und zwar im Glaskarree des Kunstvereins Bad Godesberg in der Burgstraße 85. Die Öffnungszeiten: montags 19 bis 21 Uhr sowie samstags und sonntags 16 bis 18 Uhr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort