Fachtagung für Psychomotorik Wenn Pädagogen Seilschaften bilden

BAD GODESBERG · "Zieht, Mädels, zieht", schallte es am Samstag über den Schulhof der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule. An einem von mehr als einem Dutzend Pädagogen stramm gezogenen Seil hangelte sich Inga Effelsberg mutig in Baumhöhe, um die dort postierte papierene Botschaft zu angeln und mit Hilfe des Teams ganz langsam nach unten zu befördern. Ob die mit Sicherheitsgurten und Sturzhelm ausgestattete junge Frau das bei ihrem ersten Versuch schaffen würde?

 Blindes Vertrauen ist eine Grundvoraussetzung bei dieser Übung mit Kletterseilen.

Blindes Vertrauen ist eine Grundvoraussetzung bei dieser Übung mit Kletterseilen.

Foto: Ronald Friese

"Gut, dass wir zwischendurch nicht mal losgelassen haben", wurde Effelsberg schließlich lachend empfangen. Diese Übung werden die Pädagogen und Therapeuten der Psychomotorik also nächstens in ihrer Arbeit gerade mit jungen Menschen praktizieren können. Sie heißt "Seilschaften", erläuterte Hans Jürgen Beins, Leiter der Rheinischen Akademie im Förderverein Psychomotorik, während die Kollegen schon froh gestimmt in die nächste Übung starteten, um mit dieser Fortbildung gut gerüstet in die tägliche Arbeit gehen zu können.

Die Akademie sei an diesem Samstag mit ihrer 20. bundesweiten Fachtagung gerne zu Gast in der von Andrea Frings geleiteten Schule, sagte Beins, während in den Räumlichkeiten und auf den Höfen die diversen praktischen Workshops liefen. 500 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet nutzten hier einen Tag für neue Anregungen. "Glück beginnt mit Begeisterung. Psychomotorik auch", habe er das Motto des Tages genannt, so Beins. Denn es heiße ja gerade in diesem Beruf, den Menschen Begeisterung entgegenzubringen. Damit die Begeisterung für die Sache und die positive und stärkenorientierte Haltung in der Psychomotorik wachse. Für den Einführungsvortrag hatte die Akademie Professor Tobias Esch von der Hochschule Coburg geladen. "Das Spannende ist ja, dass geistige und körperliche Bewegung biologisch von gleicher Stelle ausgehen", erläuterte Esch dem GA. Gutes Lernen resultiere also am besten aus einem Zusammenspiel von geistiger Arbeit und Bewegungsabläufen.

Dann laufe also etwas falsch, wenn Schüler sechs Unterrichtsstunden lang nur auf ihrem Stuhl verbrächten? "Ja, die moderne Pädagogik würde das nicht so machen", meinte Esch. Die Schüler auch körperlich zu fordern, heiße nun nicht, nur zwischendurch Sportstunden anzubieten. "Es sollten immer wieder kleine Bewegungseinheiten eingeschoben werden", so der Professor.

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