Gottfried Böhm feierte 100. Geburtstag Wie ein Kölner Architekt die Godesburg mitgestaltete

Bad Godesberg · Der Kölner Architekt Gottfried Böhm ist kürzlich 100 Jahre alt geworden. Er entwarf die Pläne für das Altstadtcenter in Bad Godesberg - und gestaltete auch die Godesburg mit. Sein Ziel war es stets, das Alte mit modernen Mitteln weiterzubauen.

 Blick durch die Michaelsstraße auf die Godesburg: Das Foto entstand 1979.

Blick durch die Michaelsstraße auf die Godesburg: Das Foto entstand 1979.

Foto: Presseamt Stadt Bonn

Wenn sich der bekannte Kölner Architekt Gottfried Böhm an seinen Schreibtisch setzt, dann nur noch um Idealstädte aufs Papier zu zeichnen. Konkrete Projekte wie in den 1950ern zum Beispiel den Anbau an die Godesburg und in den 1970ern das Godesberger Altstadtcenter reizten ihn nicht mehr, erzählte sein Sohn Peter dem General-Anzeiger.

Dass der gerade 100 Jahre alt gewordene Vater seine Spuren in Bad Godesberg hinterlassen hat, ist besonders in seinem Schaffenswerk. Denn, wie Peter Böhm kürzlich auf Einladung der Erlöserkirchen-Gemeinde referierte, zum einen fänden sich sonst im Raum Bonn kaum Bauwerke seines Vaters. Zum anderen hatte sich der Stararchitekt gerade in jungen Jahren noch dem Kirchenbau verschrieben; so gilt der Ausbau der Godesburg 1959-68 als einer der ersten Profanbauten. Allerdings blieb er auch hier seinem Credo treu: „Er wollte immer das Alte mit modernen Mitteln weiterbauen“, so Peter Böhm.

Sanierung des Godesburg-Anbaus läuft

Schnell allerdings habe der Vater erkannt, dass die Godesburg – wie ursprünglich mal geplant – nicht als Gästehaus der Bundesregierung taugte. „Es war einfach alles viel zu klein“, so Böhm Junior, der wie zwei seiner drei Brüder auch, Architekt in Köln ist. Mit viel Glas und noch mehr Beton errichtete Böhm Senior Restaurant und Hotel. Der Vater sei während der Bauarbeiten viel vor Ort gewesen, erinnert sich Peter Böhm. 2004 gab es die erste größere Renovierung – wegen des Urheberrechts ebenfalls von den Böhms geplant. Nun stehen, wie mehrfach berichtet, weitere Planungen an. „Wir warten derzeit auf den Auftrag der Stadt, was eine neue Küche betrifft“, sagte der 65-Jährige.

Generell aber laufen die Arbeiten dort bereits auf Hochtouren. Im Moment sei man in den unteren Räumen aktiv, so Stadtsprecherin Monika Hörig auf Anfrage. Unter anderem würden Böden, Wände und Decken in der Küche erneuert „sowie die Lager und Personalräume neu ausgestattet“. Das Restaurant bleibt auch während der Renovierungsarbeiten geöffnet.

Ebenfalls saniert wurde in den vergangenen Jahren das – im Bezirk bis heute umstrittene – Altstadtcenter. Errichtet wurde es auf Beschluss des damaligen Godesberger Rats im Zuge einer kompletten Altstadtsanierung. Für das Center mussten die (teils sanierungsbedürftigen) Häuser im „Knolleveedel“ unterhalb der Burg weichen. Es entstand eine Überbauung der Burgstraße, die vom beschaulichen Sträßchen in eine mehrspurige Strecke verwandelt wurde, flankiert von Wohnhäusern mit Geschäften im Erdgeschoss, zu denen früher auch eine Rolltreppe führte. 

Altstadtsanierung hat stets für viel Kritik gesorgt

Klar ist: Die sogenannte Altstadtsanierung hat stets für viel Kritik gesorgt. Die Schaffung von Wohnraum sei das Ziel gewesen, sagen die Befürworter. Man sei übers Ziel hinausgeschossen, es sei ein Riesenfehler gewesen, alles platt zu machen und mit fragwürdigen Bauten zuzupflastern, erwidern die Kritiker.

Eine Bewertung aus heutiger Sicht erübrige sich, sagte Isabel Klotz vom städtischen Presseamt. Denn: „Die Architektur des Altstadtcenters ist vor dem Hintergrund der Entstehungszeit zu betrachten.“ Nach der Instandsetzung werde das neue Wohnangebot „im Innenstadtbereich zur Belebung des Zentrums begrüßt“. Auch das Bauordnungsamt sei zufrieden, negative Rückmeldungen von Bürgern gebe es nicht. Dass auf der ersten Ebene nun Wohnungen mit Gärten entstanden seien, habe maßgeblich dafür gesorgt, „dass dieser Bereich nun sehr positiv wahrgenommen wird und Probleme der Vergangenheit damit gelöst wurden“, so Klotz.

Zu den bis heute andauernden Debatten um das Altstadtcenter wollte sich Peter Böhm nicht äußern. „Aber mein Vater hat auch vorher schon viel in Sachen Stadtplanung gemacht“, so der Sohn, der unter anderem die Lanxess-Arena entworfen hat. Allerdings habe die Familie keine guten Erinnerungen an die Bauzeit des Wohn- und Geschäftskomplexes im Herzen Godesbergs: „Die grundsätzliche Planung stammt zwar von meinem Vater, aber es gab viel Uneinigkeit zwischen ihm und dem Auftraggeber.“ Streiten muss sich Gottfried Böhm mit 100 nun nicht mehr, aber als Ratgeber ist er bei seinen Söhnen immer noch gefragt.

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