Erinnerung an pickenden Papagei in Bad Godesberg Wie Klara morgens die Zeitung las

Plittersdorf · 43 Jahre lang hat Graupapagei Klara einem Ehepaar aus Plittersdorf viel Freude bereitet. Und las sogar die Zeitung am Frühstückstisch mit.

Immer mit Schnabel: Papagei Klara hatte ihre eigene Art, Zeitung zu lesen.

Immer mit Schnabel: Papagei Klara hatte ihre eigene Art, Zeitung zu lesen.

Foto: Richard Grebert

Was für ein prächtiger Vogel, die Klara. Mit ihrem grauweißen Gefieder und dem tiefroten Schwanz. Bärbel und Richard Grebert halten ihren Papagei in bester Erinnerung. Und sind natürlich traurig, dass er gestorben ist und ihnen nun keine Gesellschaft mehr leistet. Auch nicht beim Lesen des General-Anzeigers – eine der liebsten Beschäftigungen ihres tierischen Familienmitglieds.

Es ist mittlerweile stolze 43 Jahre her, dass die Greberts den Vogel in einer kleinen Mehlemer Tierhandlung gefunden hatten. „Da saß er einsam auf der Stange, ein bisschen zerrupft. Er war damals zwei Jahre alt“, erinnert sich Richard Grebert. Er und seine Frau waren direkt vernarrt in den Vogel und kauften ihn.

Sie nannten ihn Klara, ohne eigentlich zu wissen, ob es sich um ein Weibchen oder Männchen handelte. Ihnen war es egal, „Hauptsache, der Papagei hatte einen Namen“, so die Godesberger, die in den folgenden Jahrzehnten mit ihrem neuen Familienmitglied eine Menge erleben sollten.

Klara hat auch gesprochen, wenn es auch nur ganz wenig war, „Berühmt waren ihre Pfeifkonzerte oder ihr Geschrei, wenn sie sich mal wieder durchsetzen wollte“, sagt Richard Grebert. In der Tat sind menschliche Eigenschaften den Graupapageien doch gar nicht so fremd, gelten sie doch als besonders intelligent. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass sie eine hohe Lernfähigkeit haben. Sie können manche Aufgabe verstehen und ausführen. Angeblich können sie nicht nur die menschliche Sprache nachahmen, sondern auch den Kontext verstehen und sogar passende Wörter in manchen Situationen verwenden.

Liebenswerte Gewohnheiten

Klara hatte da ihre eigenen liebenswerten Gewohnheiten, konnte zum Beispiel die Treppe heruntergehen und kannte jeden Winkel der Wohnung am Büchel. Aber vor allem hatte sie eine ganz besondere Art, mit den Greberts morgens General-Anzeiger zu lesen. „Ihr Futterplatz war auf der Fensterbank, sie frühstückte mit uns“, erinnert sich Richard Grebert. „Joghurt war neben den üblichen Körnern ihre Lieblingsspeise.“ War die Portion verputzt, klopfte der Hausherr auf die Tischkante. Sofort kam Klara zu ihm rüber und schaute mit in die offene Zeitung. Es lag wohl eher weniger an der mangelnden Qualität der GA-Artikel als vielmehr am Appetit auf Papier: Der Vogel pickte immer mit Vergnügen in die Seiten und franste die obere Kante aus.

Daran sieht man, wie sozial Graupapageien sind. Klara war eng mit den Greberts verbunden, genoss die Gesellschaft und war recht anhänglich. Die letzten zehn Tage ihres Lebens wurde sie immer ruhiger und kam kaum noch aus dem Käfig heraus. An Ende schlief sie ruhig ein, so die Plittersdorfer, die sich unter anderem einen Namen mit der Schwemmholzkrippe in der Christuskirche gemacht haben.

In einem Zoogeschäft sagte man ihnen, dass ihr Liebling ein stattliches Alter erreicht habe. So legten sie den Papagei in einen kleinen Kasten und begruben ihm am Maiglöckchenfeld im Garten – samt kleinem Grabstein. Bärbel und Richard Grebert sind nun beide 85 Jahre alt und richtig fit. Einen neuen Vogel wollen sie sich aber nicht mehr holen, „denn der muss betreut und gepflegt werden“, sagen die beiden und trafen diese Entscheidung von Verantwortung und Vernunft geprägt.

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