Bad Godesberger Fußgängerzone "Wild-West-Zustand" in der City

Bad Godesberg · Bürger kritisieren in einer Versammlung die immer noch unübersichtliche Verkehrssituation. Zur Diskussion um die Gestaltungssatzung kommt es erst gar nicht.

 Egal, ob legal oder illegal unterwegs: Trotz der Sperrung der Fußgängerzone für einen Teil des Verkehrs ist hier immer viel los.

Egal, ob legal oder illegal unterwegs: Trotz der Sperrung der Fußgängerzone für einen Teil des Verkehrs ist hier immer viel los.

Foto: Katharina Weber

Die Godesberger Fußgängerzone verdient ihren Namen nicht. Dies war im Wesentlichen die Botschaft, die die Mitarbeiter der Stadtverwaltung am Dienstagabend nach einer teilweise hitzig geführten Bürgerversammlung mit ins Bonner Stadthaus nehmen durften. Und: Die im Haushalt bereitgestellten 500.000 Euro für die Sanierung des Fronhofs und ein avisierter Gestaltungsprozess von fünf bis zehn Jahren für verschiedene Teilmaßnahmen in der Fußgängerzone schien den meisten Teilnehmern eher ein schlechter Witz zu sein.

Dabei hatte die Verwaltung eigentlich ihre Hausaufgaben in Sachen Innenstadtgestaltung gemacht und wollte sie der Öffentlichkeit auf der Bürgerversammlung in der Volkshochschule am Dienstagabend Punkt für Punkt präsentieren – sowie weitere Anregungen aufnehmen.

Dabei sollte es gleich um zwei Themenkomplexe gehen: Die Verschönerung und Aufwertung der Fußgängerzone zum Einen, zum Anderen wollten die Experten einen Überblick über die vom Rat verabschiedete Gestaltungs- und Werbesatzung für die Innenstadt präsentieren. Doch daraus wurde nichts. Bereits beim dritten von rund 40 gelisteten Punkten im Rahmen des ersten Themenkomplexes, die die Verwaltung bei einem öffentlichen Rundgang durch die Fußgängerzone im vergangenen Jahr im Auftrag der Bezirksvertretung durchgeführt hatte, schieden sich die Geister. Es ging um ein von Bürgern gefordertes Radfahrverbot in der gesamten Fußgängerzone. Die schriftliche Antwort der Verwaltung, die allen Teilnehmern zur Verfügung gestellt wurde: „Nicht zielführend, da der Bereich zwischen Koblenzer Straße und Am Michaelshof (Theaterplatz) für Radfahrer bereits gesperrt ist.“

Die harsche Kritik einiger Bürger am Verhalten der Radfahrer, konnte Wilfried van Vorst vom Planungsamt nicht nachvollziehen: Eigentlich habe man gute Erfahrungen mit Radfahrern gemacht und die Unfallstatistik sei ebenfalls „unauffällig“. Bei der von van Vorst spontan herbeigeführten Abstimmung über ein totales Radfahrverbot in der City, hielten sich Kritiker und Befürworter in etwa die Waage.

Zusehends verschlechterte sich die Stimmung nur wenige Minuten später beim Thema Lieferverkehr, wo die Verwaltung keine weiteren Einschränkungsmöglichkeiten sah. Ein Anwohner der Oststraße beschwerte sich zum Beispiel massiv über „bis zu 200 Autos, die jeden Abend die Oststraße blockieren“ und sprach von einer „Auto- und Fahrradanarchie“. Forderungen nach Pollern erteilte van Vorst eine klare Absage. „Die kann man knacken oder mit entsprechenden Schlüsseln entfernen.“

Im „Wilden Westen“ sah sich Apotheker Stefan Fröhling, der die Verkehrssituation auf der Koblenzer Straße kritisierte. „Irgendwo“, so Fröhling, müsse es eine Grenze für Auto- und Radfahrer geben. „Ich habe keine Toleranz mehr.“ Nach über zwei Stunden Diskussion meinte van Vorst: „Auto-, Rad- und Lieferverkehr scheinen für sie das wichtigste Thema zu sein – aber dafür sind wir nicht zuständig.“

Die Kraft und die Geduld, sich nach mehr als zwei Stunden noch mit der Gestaltungssatzung zu beschäftigen, fehlte dann wohl den meisten: Sie machten sich auf den Heimweg. „Das erste Thema hat bereits den Abend gesprengt“, formulierte Klaus Krosanke von Bücher Bosch.

Marcel Schmitt vom Bürger Bund forderte zu diesem Punkt zwar so bald wie möglich eine weitere Bürgerversammlung. Die übrigen der Verbliebenen einigten sich indes auf den Vorschlag der stellvertretenden Bezirksbürgermeisterin Hillevi Burmester, das Thema Mitte 2018 zu diskutieren. Bis dahin will die Verwaltung mit einem so genannten Konsultationskreis, zu dem unter anderen Hauseigentümer und Stadtmarketing gehören, ins Gespräch kommen.

Da der Rat die Satzung zunächst bis zum 30. Juni 2018 befristet hat, soll bis dahin eine Auswertung stattfinden. Die Ergebnisse der Bürgerversammlung sowie einen Maßnahmenkatalog zu den Sanierungsmaßnahmen soll der Bezirksvertretung vorgestellt werden. Die von der Verwaltung priorisierte Sanierung des Fronhofs stieß ebenfalls auf Ablehnung. Andere Bereiche der Fußgängerzone seien viel wichtiger, so mehrere Bürger.

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