Bonner Selbsthilfegruppe „Kopf-Hals-Mund-Krebs“ Witwe möchte Kranke aus der Einsamkeit holen
Bad Godesberg · Gisa Briesemeister-Schilling engagiert sich in der Bonner Selbsthilfegruppe „Kopf-Hals-Mund-Krebs“, nachdem ihr Mann im vergangenen Jahr am Krebs verstorben ist. Er hatte die Gruppe gegründet, die Kranke aus der Einsamkeit herausholen will.
Gisa Briesemeister-Schilling hat die Leitung der Selbsthilfegruppe „Kopf-Hals-Mund-Krebs“ für Bonn und Region übernommen. Sie organisiert für 11. Juni ab 15 Uhr erneut am traditionellen Gruppentreffpunkt, dem Parkrestaurant in der Rheinaue, Ludwig-Erhard-Allee 20, einen offenen Gruppennachmittag. Unter dem Krankheitsbegriff sind bösartige Tumoren in der Mundhöhle, von Lippen, Zunge, Gaumen, Speicheldrüse, Kehlkopf, Nase und Schilddrüse zusammengefasst.
„Wir sind ein fröhlicher Haufen und möchten weiterhin Menschen mit dieser Erkrankung Mut machen und sie eventuell aus der Einsamkeit herausholen“, sagt die engagierte Ehrenamtlerin. Sie wolle mit der von ihrem Mann Peter Schillling ins Leben gerufenen Gruppe neue Pläne schmieden, sagt Briesemeister-Schilling.
Offen mit dem Leiden umgegangen
Peter Schilling ist im Sommer 2021 an seiner Krankheit verstorben. Der GA hatte über den 1950 geborenen Godesberger, der mit seinem Leiden so offen umging, 2019 berichtet. Wegen Mundbodenkrebses hatte die Hälfte seiner Zunge und ein Teil seines Unterkiefers operativ entfernt und mit Gewebe der Brust aufgefüllt werden müssen. „Seitdem sehe ich so aus, wie ich aussehe“, hatte Schilling im GA-Gespräch trocken erklärt.
Auch wenn er nicht mehr essen könne und über eine Magensonde durch die Bauchdecke versorgt werde, wolle er genauso wie andere Betroffene doch noch am alltäglichen Leben teilnehmen. Und andere Kranke mit der Selbsthilfegruppe aus der Isolation holen. Kontakt mit Gleichgesinnten sei so wichtig. „Es gibt Leidensgenossen, die haben sich das Leben genommen“, hatte Schilling 2019 im GA-Gespräch gesagt.
Ihr Mann habe zuletzt mehrmals Lungenmetastasen gehabt, blickt Briesemeister-Schilling auf die harten letzten Lebensmonate ihres Mannes zurück. „Wir sind weiterhin nach den Operationen in Urlaub gefahren, haben im Garten gearbeitet oder auch Konzerte besucht“, fügt sie dann hinzu. Schließlich sei aber auch die Leber befallen gewesen. „Er wollte nicht gehen“, erklärt sie traurig. „Aber es ging nachher innerhalb von vier Wochen zu Ende.“
Ausbildung zum Bestatter
Der Verstorbene war vielen Godesbergern bekannt. Schilling hatte sich nach dem Besuch der Hauptschule an der Rheinallee zum Bestatter ausbilden lassen. Viele Jahre war er danach in dem Beruf vor Ort tätig. Woher er denn die Kraft nehme, so positiv in den Tag zu blicken, hieß damals 2019 die letzte GA-Frage. Er habe so viele Menschen beerdigt, antwortete Schilling damals. „Ich hab` so vieles gesehen, was andere nicht verkraften würden.“
Schillings Gruppe habe gerade auch in der Corona-Zeit eine lange Durststrecke hinter sich, sagt seine Witwe nun. „Natürlich kam da niemand Neues dazu.“ Inzwischen habe sich das geändert, freut sich Briesemeister-Schilling. „Vier neue Interessierte mit Kopf-Hals-Mund-Krebs haben sich uns angeschlossen. Und nun sind wir wieder eine fröhliche Truppe.“ Jeder erzähle von sich und sei auch mal traurig. „Aber meistens lachen wir viel.“ Nun freue man sich auf den Treff in der Rheinaue. Öffentlich zu essen, sei natürlich für Betroffene der Krebskrankheit nicht leicht, gibt die Organisatorin zu. Aber in der Rheinaue funktioniere das, da man in der Gruppe aufgefangen werde, „ziemlich gut“, so Briesemeister-Schilling.
Kontakt zur Gruppe über E-Mail: gisa_briesemeister@web.de