Bauprojekt für das Areal der ehemaligen bulgarischen Botschaft Wohnen auf diplomatischem Parkett

Plittersdorf · Dem Ortskern von Plittersdorf stehen Veränderungen bevor. Fast 15 Jahre nach dem Umzug des bulgarischen Botschafters nach Berlin hat sich offenbar ein Investor gefunden, der die alten Botschaftsgebäude abreißen und an ihrer Stelle insgesamt vier Häuser mit Eigentumswohnungen bauen möchte. Die Stadtverwaltung, so geht es aus einer ersten Mitteilung aus dem Stadthaus hervor, steht den Plänen aufgeschlossen gegenüber.

Konkret geht es um eine insgesamt rund 10000 Quadratmeter große Fläche zwischen den Straßen Am Büchel und Auf der Hostert. Noch stehen auf dem Gelände drei leer stehende Zweckbauten, darunter das bulgarische Botschaftsgebäude, das bis zum Verkauf an den Investor im vergangenen Sommer als Konsularabteilung diente, sowie das nebenan gelegene Mehrfamilienhaus und schließlich die frühere Handelsvertretung Am Büchel. Laut städtischer Mitteilung sollen die beiden Botschaftsgebäude Auf der Hostert vollständig verschwinden. Das Bürohaus Am Büchel hingegen soll nur in Teilen abgebrochen und dann zu einem Wohnhaus umgebaut werden.

Neu entstehen sollen schließlich insgesamt vier dreigeschossige Mehrfamilienhäuser, von denen die drei Auf der Hostert liegenden Gebäude zudem mit einem Staffelgeschoss versehen werden sollen. Nach Auskunft der Stadtverwaltung solle die bestehende Tiefgarage unterhalb des Bürogebäudes erweitert werden, "so dass alle notwendigen sowie darüber hinaus geplante Stellplätze in der Tiefgarage nachgewiesen werden können", heißt es.

Keinen Aufschluss gibt die Vorlage der Stadtverwaltung bislang darüber, wo sich Zu- und Ausfahrt der vergrößerten Tiefgarage befinden, wie hoch die geplanten Gebäude werden, wie hoch ihr Abstand zur bestehenden Nachbarbebauung sein und wie viele Wohneinheiten und Neu-Plittersdorfer die geplanten Häuser letztlich eigentlich beherbergen sollen.

Was die Bebauung im Grundsatz betrifft, so macht die Stadt jedenfalls keine Bedenken geltend, sondern verweist auf den geltenden Textbebauungsplan. In die Umgebung mit ihren zwei- bis dreigeschossigen Gebäuden fügt sich die beabsichtigte Bebauung nach Ansicht der Verwaltung ein. Überschreitungen sehen die Fachleute der Verwaltung lediglich bei den Bebauungstiefen. Sie regeln, wie weit ein Gebäude von der Straße aus "nach hinten" in das Grundstück reichen darf.

Doch auch diesbezüglich gibt sich die Stadt nachgiebig, da sich - so die Begründung - die einzelnen Baukörper städtebaulich besser in die Umgebung einfügten als die vorhandene massive Blockbebauung. Apropos Auf der Hostert: Keine Neuigkeiten gibt es derweil von der ebenfalls leer stehenden Botschaft Südafrikas, die der bulgarischen Botschaft gegenüber liegt.

Der Unterausschuss Bauplanung ist am heutigen Mittwoch (15.30 Uhr, Stadthaus, Sitzungssaal I) das erste Ratsgremium, das über die Pläne informiert wird. Am 10. April steht es dann auf der Tagesordnung der Bezirksvertretung Bad Godesberg.

Im Herzen von Plittersdorf haben sich in den vergangenen Jahren zwischen die Einfamilienhäuser alteingesessener Plittersdorfer Neubauten mit Penthousewohnungen gemischt. Nahe der bulgarischen Botschaft etwa fanden Vorstände Bonner Dax-Konzerne und bekannte Fernsehmoderatorinnen ein Zuhause. Auch andernorts, wo in Bad Godesberg ehemals diplomatisches Parkett zu Wohnräumen wurde, finden sich die heutigen Bewohner eher im oberen Preissegment wieder. Wie attraktiv das Wohnen in Rheinnähe bei entsprechender Liquidität ist, zeigte sich auch am vergangenen Freitag beim Richtfest der Wohnhäuser auf dem Gelände der Französischen Botschaft in Rüngsdorf. Begleiterscheinungen wie die Verkehrsbelastung werde die Politik im Blick behalten, versicherte Bezirksbürgermeisterin Annette Schwolen-Flümann. Zunächst einmal aber gelte: "Wir freuen uns über neue Impulse und die Stärkung der Ortszentren".

Rhein-Entrée, Rheingold und Nibelungenkarree

Die Botschaft Bulgariens ist nicht die einzige ehemalige diplomatische Vertretung, deren Standort zurzeit in Wohnraum umgewandelt wird. In Mehlem etwa ließen die Bagger jetzt die ehemalige türkische Botschaft verschwinden. Hier soll das "Nibelungenkarree" mit seinen 40 Eigentumswohnungen rund 80 Bewohner beherbergen. Unweit davon trägt ein Ensemble aus fünf Neubauten auf dem Gelände der ehemaligen Botschaft von Saudi-Arabien den schmückenden Namen "Rheingold". Auf dem Gelände zwischen Rüdigerstraße und Rheinpromenade entstehen bis zum Ende dieses Jahres 23 Eigentumswohnungen für rund 50 Menschen. Richtfest wurde am Freitag in Rüngsdorf gefeiert. Dort wurde das Areal der Französischen Botschaft zum "Rhein-Entrée" mit 55 Eigentumswohnungen. Obwohl - oder gerade weil - im Hochpreissegment angesiedelt, war die Vermarktung praktisch eine Frage von Tagen. Rund 4000 Euro sollen beispielsweise die luxuriös ausgestatteten Wohnungen im "Rheingold" gekostet haben - pro Quadratmeter, versteht sich. Angesichts der großzügigen Zuschnitte der Einheiten - teils sind die Wohnungen 240 Quadratmeter groß - kann da mit den Nebenkosten schon ein recht stattlicher Gesamtpreis zusammenkommen. Trotzdem: Kaum länger als drei Wochen dauerte es, da waren alle 23 Wohnungen verkauft.

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