DRK-Seniorenhaus Steinbach Wohnen mit Blick auf Rhein und Berge

MEHLEM · Wüsste man alle alten Menschen in Deutschland so untergebracht wie im Seniorenhaus Steinbach am Mehlemer Rheinufer - man müsste sich über den demographischen Wandel der Gesellschaft weniger Sorgen machen. "Besser geht's nicht", findet Heimgeschäftsführer Matthias Walbröl und spielt vor allem auf die Lage am Rhein unweit der Mehlemer Fähre an. Aber nicht nur die Lage, auch die qualifizierte Arbeit, dokumentiert durch zahlreiche Urkunden, sowie die Atmosphäre und eine Belegungsquote von 99 Prozent sind Indizien für ein besonderes Seniorenhaus.

 Sitz der Deutschen Post IT Services GmbH: Das Gebäude an der Wielandstraße.

Sitz der Deutschen Post IT Services GmbH: Das Gebäude an der Wielandstraße.

Foto: Georg Munker

Ein vorbildliches Haus schwebte bereits dem Stifter des Hauses, Wilhelm Steinbach, vor. Der geistige Vater des Hauses, Mehlemer Bürger und Vorstandsmitglied der Eiserfelder Steinwerke AG in Siegen, brachte ein Vermögen von einer Million Mark in seine Stiftung ein. Rund drei Millionen Mark sollte der Bau kosten, der am 22. Juli 1963 von Bundespräsident Heinrich Lübke eingeweiht wurde.

Finanziert aus Stiftungsmitteln, Eigenmitteln des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), sowie Zuschüssen von Stadt und Landkreis. Eine Musteranlage für Altenheimneubauten in der Bundesrepublik sollte es werden. Und so schuf man bereits damals ein Haus, "wie man sich heute das Betreute Wohnen vorstellt", erzählt Walbröl.

Der Geschäftsführer hatte vor 19 Jahren einen ziemlich feuchten Einstieg in seinen neuen Arbeitsplatz. Zu Neujahr 1994 noch gar nicht offiziell im Amt, stand das Jahrhundertwasser so hoch, dass das Haus nur mit langen Fischerhosen zu erreichen war.

Bange Tage und Nächte galt es zu überstehen. Mit den Nachbarn der saudi-arabischen Botschaftsresidenz teilte man sich ein Boot, das Auswärtige Amt schaltete sich mit ein, "um den Schiffsverkehr zu regeln", erinnert sich Walbröl schmunzelnd. Das Jahrhundertwasser sollte allerdings nicht die einzige Krise sein, die Walbröl zu meistern hatte. Dramatische Wochen spielten sich im Frühjahr 1999 ab, als das Seniorenhaus plötzlich und unerwartet vor der Schließung stand.

"Die Einrichtung", so der DRK-Landesverband damals, "entspreche baulich wie auch von der Pflegeinfrastruktur nicht mehr den Anforderungen." Kurzfristig erforderliche Renovierungskosten von 850 000 Euro seien deswegen eine Verschwendung, die für einen Neubau erforderlichen 20 Millionen Mark seien für den Verband nicht zu bewerkstelligen.

Ein Sturm der Entrüstung brach los, Heimbewohner und Mehlemer demonstrierten, die Politik solidarisierte sich mit den betroffenen Senioren. Nach Wochen der Ungewissheit lenkte der Verband ein und teilte Anfang Mai mit, dass das DRK angesichts der von der Stadt in Aussicht gestellten Unterstützung das Haus Steinbach beibehalten und den Betrieb auch künftig fortsetzen würde - in Form eines Neubaus.

Für zwei Jahre mussten die Bewohner in das Pflegeheim der Arbeiterwohlfahrt in der Wichterichstraße in Schweinheim, im Juni 2002 kehrten sie zurück in das neue Haus Steinbach, das nun 80 Plätze hatte und in Ost-West-Ausrichtung lag. Hiermit war die Möglichkeit eröffnet, zu beiden Seiten des Flures Bewohnerzimmer einzurichten und somit Wohngruppen innerhalb der vier Geschosse zu ermöglichen. Die Mehrheit der Bewohner erhielt nun Wohnungen mit Rhein- und Siebengebirgsblick. Um dem herrlichen, parkähnlichen Grundstück mit altem Baumbestand möglichst viel Bedeutung zukommen zu lassen, wurden große Teile des Gebäudes verglast.

Highlight für Bewohner und Gäste bilden nun Kantine und Cafeteria mit wunderschöner Rheinterrasse. Gleich nebenan entstanden vor elf Jahren unter dem Namen "Domicile am Rhein" noch zehn Luxus-Komfortwohnungen für Betreutes Wohnen.

"Dr. Steinbach hat ein Beispiel echten Bürgersinns und Verantwortungsbewusstseins gegeben, das Schule machen möge", sagte Bundespräsident Lübke bei der Eröffnung des Hauses vor 50 Jahren. Am kommenden Freitag begeht das DRK, das in diesem Jahr auch sein 150-jähriges Bestehen feiert, beide Jubiläen mit einem Festakt im Haus. Und am Samstag wird ab 11 Uhr zum Sommerfest geladen.

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