Digitales Ehrenamt der Stadt Bonn Workshop „Internet der Dinge“ will mit digitalen Experimenten Alltagsprobleme lösen

Bad Godesberg · Das Internet kann die komplexe Welt ein wenig einfacher gestalten - das haben Teilnehmer in einem Workshop der Bonner Stadtverwaltung gelernt. Ihre Experimente könnten dabei helfen, Fahrradunfälle zu vermeiden und zu trockene Grünflächen zu melden.

Workshop-Teilnehmerin Sarah füllt Wasser in einen Behälter, der mit einem Niederschlagssensor ausgestattet ist. Auf dem großen Monitor sollen entsprechende Messdaten angezeigt werden.

Workshop-Teilnehmerin Sarah füllt Wasser in einen Behälter, der mit einem Niederschlagssensor ausgestattet ist. Auf dem großen Monitor sollen entsprechende Messdaten angezeigt werden.

Foto: Stefan Knopp

Das Ehrenamt in der Gesellschaft hat es bekanntlich schwer, Mitstreiter zu finden, die Vereine am Leben halten oder bereit sind, sich sonstwie sozial zu engagieren. Nicht so das digitale Ehrenamt: Da gibt es viele, die mithelfen, das Alltagsleben reibungsloser zu gestalten. Jeder kann sich beteiligen: „Man muss kein Informatikstudium gemacht haben“, sagt Henning Spreckelmeyer von der Wirtschaftsförderung der Stadt Bonn.

Er verbrachte den Samstag damit, im „MakerSpace“ in Plittersdorf Bonner in das Thema „Internet der Dinge“ einzuführen. Ihn unterstützten Damian Paderta vom digitalen Ehrenamt als Workshopleiter und Helfer mit Programmier-Know-How. Es war der zweite Teil des Workshops, der im März mit der Vermittlung grundsätzlicher Kompetenzen und der Ideenfindung begonnen hatte. 25 Personen nahmen teil, „vom Nerd bis zum Anfänger ist alles dabei“, so Spreckelmeyer.

Sie hatten sich in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine erstellte Sensoren, mit denen man in der kalten Jahreszeit gefrorene Stellen auf Radwegen erkennen kann. Die andere programmierte Sensoren so, dass sie den Feuchtigkeitsgrad von Erde etwa in Beeten oder Grünflächen messen. In beiden Fällen wurden die Messwerte mit dem LoRaWAN-System versendet. „Damit kann man über weite Strecken kleine Daten mit geringem Energieaufwand übertragen“, erklärte Paderta. Diese Daten werden idealerweise von vielen Sensoren an ein Ziel gesendet, womit man eine breitgefächerte Messdatenkartierung vornehmen kann – das „Internet der Dinge“.

Nah am Alltagsleben und hilfreich

Teilnehmerin Julia, die viel mit dem Rad unterwegs ist, war bei der Radwegegruppe, die auch diskutierte, wie man dabei vorgeht – man kann schlecht einen ganzen Radweg alle paar Meter mit Sensoren bestücken. „Man müsste Stellen, die besonders glättegefährdet sind, auswählen.“ Dabei könnte man mit der Polizei zusammenarbeiten, um Standorte mit erhöhtem Unfallrisiko ähnlich wie beim Autoverkehr zu finden. „Das ist nah an der Praxis und könnte meinen Alltag verbessern.“ Sie hatte nicht viel Erfahrung mit Programmieren oder LoRaWAN, konnte aber trotzdem mitreden. „Es ist interessant, wie man es selber machen kann mit einfachen Mitteln. Das demystifiziert das auch ein bisschen.“

Sarah war bei der Bodenmess-Gruppe. „Ich hatte ein bisschen mehr Lösten erwartet, es war aber mehr Software-Arbeit.“ Spaß hatte sie trotzdem. „Es ist spannend zu sehen, wie das funktioniert. Das ist was zum Anfassen und man sieht den Effekt.“ Bei der Präsentation am Ende hakte es zwar rein wenig, aber grundsätzlich funktionierten beide Sensoren am Ende. Darauf lässt sich aufbauen.

Dass das nicht nur Spielerei ist, zeigte ein Feinstaubprojekt in Stuttgart, das auch nach Bonn transferiert wurde. Digitale Ehrenamtler hatten eigenständig Messwerte erhoben, die sich von denen der Stadt unterschieden, erzählte Paderta. Die Daten wurden an die Politik gegeben. Ein älteres Beispiel war die Kartierung von Leerständen durch Bürger ab 2012. Die rein faktische Erhebung in Bonn trug laut Paderta am Ende zur Entstehung der Zweckentfremdungssatzung bei. Es zeigte: „Wir brauchen Daten als Fakten, um in einen Diskurs zu treten.“ Vielleicht können die Experimente aus diesem Workshop auch irgendwann Fahrradunfälle vermeiden und zu trockene Grünflächen melden.

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