Ein Jahr Leerstand Zukunft der König-Fahad-Akademie in Bad Godesberg ungewiss

Bad Godesberg · Nach einem Jahr Leerstand ist die Zukunft der König-Fahad-Akademie weiter ungewiss. Politiker wollen, dass die Stadt nun mehr Druck auf Saudi-Arabien ausübt.

Das Minarett der König-Fahad-Akademie ist in Lannesdorf nicht zu übersehen. Das Königreich Saudi-Arabien hat seine Spuren hinterlassen, auch wenn das Ensemble seit fast genau einem Jahr leer steht. Seitdem zermartern sich die Kommunalpolitiker das Hirn, wer dort wieder einziehen könnte. Doch selbst wenn die Stadt von ihrem Rückkaufsrecht Gebrauch machen sollte: Derzeit ist nichts gegen den Leerstand zu machen. Es fehlt ein Ansprechpartner, der für die ehemalige Ergänzungsschule zuständig ist.

Das sagt zumindest die Verwaltung: „Der inzwischen neu ernannte Botschafter ist nach Informationsstand der Stadt gar nicht in Berlin aktiv. Ohne Kontakt zu einem Botschafter hat die Stadt bei einer Immobilie, die einem externen Staat gehört, weder zivilrechtlich noch staatsrechtlich eine Handhabe“, heißt es aus dem Presseamt. Leerstand lasse sich somit nicht vermeiden, sagt Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann.

Die Diskussionen in den Gremien haben ergeben, dass die Stadt die Akademie für ungeeignet hält, um dort einen Kindergarten unterzubringen. Nötig wäre er: Derzeit fehlen laut Stadt in Rüngsdorf, Pennenfeld und Lannesdorf 149 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren und 165 Plätze für über Dreijährige, um die angestrebte Versorgungsquote zu erreichen. Laut Hoffmann gibt es erste Überlegungen für die Nutzung des Geländes, konkreter wird er aber nicht.

"Bei keinem anderen Schulgebäude würden wir uns Leerstand so lange leisten"

„Es ist ein Dilemma, in dem wir hier stecken“, sagt Wolfgang Heedt (FDP) und würde sich mehr Einsatz der Verwaltung wünschen, indem sie etwa die Deutsche Botschaft in Riad oder das Auswärtige Amt einschaltet. Sie solle im Herkunftsland einen Zuständigen auftreiben. Vorher brauche man nicht nach einem Investor für Lannesdorf zu suchen.

Nicht nur die Liberalen finden, dass die Stadt mehr Druck ausüben sollte: „Seit zwei Jahren wissen wir, dass der Schulbetrieb auslaufen würde, seit einem Jahr steht das Gebäude nun leer“, sagen Bezirksverordneter Philipp Lerch und Ratsmitglied Christoph Jansen von der CDU. „Bei keinem anderen Schulgebäude würden wir uns einen Leerstand so lange leisten beziehungsweise dulden können.“ Wie berichtet, müsste die Stadt für das Grundstück den damaligen Kaufpreis von 1,74 Millionen D-Mark zahlen (890.000 Euro). Hinzu käme die Hälfte des Zeitwertes aller Bauten. Auf das Rückkaufsrecht spekuliert die CDU und wünscht, dass die Stadt bald in der Lage ist, selbst entscheiden zu können, was dort geschieht.

„Wenn nicht zeitnah eine neue Nutzungsmöglichkeit gefunden werden kann, plädieren wir für einen offenen Ideenwettbewerb mit einem anschließenden Beteiligungsverfahren und einem Juryentscheid“, sagt Hillevi Burmester (SPD). „Dafür muss aber zunächst klar sein, ob nicht das Königreich Saudi-Arabien selbst als Eigentümer bereits neue Pläne hat.“

„Leerstand ist immer schlecht“, sagt Nicole Unterseh von den Grünen. Der Verwaltung seien aber wohl solange die Hände gebunden, bis der Staat Saudi-Arabien auf die Stadt zugeht.

Marcel Schmitt (Bürger Bund Bonn) ist der Meinung, dass Oberbürgermeister Ashok Sridharan kein Interesse an einer baldigen Nachnutzung habe, „die beispielsweise durch die Stadt vorstellbar wäre“. Er hält das Gebäude weiterhin für eine Kita geeignet. Schmitt vermutet, dass es in Ermangelung eines Botschafters doch sicherlich einen zuständigen Geschäftsträger in Berlin gebe.

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