Verkauf der Marienforster Kirche Zuschlag geht an Russisch-Orthodoxe Gemeinde

BAD GODESBERG · Die evangelische Marienforster Kirche ist an die Russisch-Orthodoxe Gemeinde Bonn verkauft worden. „Im Juni sind wir draußen“, verriet Pfarrer Jan Gruzlak am Sonntagmittag bei der Versammlung seiner Johannes-Kirchengemeinde.

In der am Eingang des Marienforster Tals unterhalb Schweinheims gelegenen Kirche hatte die Gemeinde Ende 2016 noch deren 50. Geburtstag gefeiert. Zuvor hatte das Gotteshaus aber über Monate wegen Schimmelbefalls saniert werden müssen.

Im Juni wird nun der orthodoxe Pfarrer Eugen Theodor, ein Wolgadeutscher, der 2004 nach Deutschland kam, mit seiner dem Moskauer Patriarchat unterstellten Gemeinde an den Draitschbusch ziehen: erst zur Miete und ab 2018 ins Eigentum. Im Kaminraum-Anbau soll das Gemeindeleben stattfinden.

Um die 160 Gottesdienstbesucher seiner Mariä-Schutz-Gemeinde drängen sich derzeit jeden Sonntag noch in einem Raum der katholischen Kirche St. Augustinus. „Wir freuen uns, dass unsere Kirche nicht entwidmet werden muss und wir sie an christliche Schwestern und Brüder verkaufen konnten“, sagte Presbyter Hans-Georg Kercher in der Johanneskirche. Und zwar zu einer „sehr zufriedenstellenden sechsstelligen Eurosumme.“

Diese orthodoxe Gemeinde stehe dem russischen Konsulat in Schweinheim und damit der russischen Regierung sehr nah, führte Pfarrer Gruzlak aus. „Aber wir hoffen, damit auch etwas für die deutsch-russische Annäherung zu tun und in den ökumenischen Austausch zu kommen.“ Pfarrer Theodor wolle eine Ikonenwand in die Kirche einbauen, aber sie ansonsten so übernehmen.

Die Würfel über die zahlreichen Immobilien der zweitgrößten evangelischen Gemeinde Godesbergs waren 2016 gefallen: Man entscheid angesichts sinkender Mitgliederzahlen, die vier Gotteshäuser Johannes-, Immanuel-, Marienforster Kirche und Rigal'sche Kapelle auf drei zu reduzieren, das heißt auf die abgelegenere Marienforster Kirche zu verzichten (der GA berichtete).

Die Gemeinde werde sich auch von den weiteren Marienforster Immobilien trennen: dem ehemalige Jugendheim nebst Küsterwohnung an der Drachenfelsstraße, das wohl ab 2018 freisteht: ein „Haus mit dem Charme der 60er Jahre“, das aber trotzdem attraktiv sei, so Gruzlak. Momentan diene es noch als Büro und einer Flüchtlingsfamilie als Unterkunft. Zum anderen werde man das Pfarrhaus Am Draitschbusch verkaufen, wenn der zweite Gemeindepfarrer Rainer Fincke in wohl vier Jahren in Pension gehe.

Noch in diesem Jahr packt die Gemeinde das erste Bauprojekt an: Die Pennenfelder Johanneskirche wird mit einem Anbau ans Matthias-Claudius-Haus endgültig zum Zentrum der Gemeinde gemacht. Man will dort so gut wie alle Mitarbeiter konzentrieren. „Noch in diesem Jahr rollen also die Bagger. Und wir sind guter Dinge, den Anbau auch noch 2017 eröffnen zu können“, sagte Gruzlak. Der Bau solle als „verlängerter Arm“ des Gemeindehauses auf der Wiese davor platziert sein.

Filialkirche bleibt die Heiderhofer Immanuelkirche. Sie soll 2018 zur Anlaufstelle für den gesamten Ortsteil umgebaut werden. Besonders die Bücherei wird wegen ihrer Basisarbeit erweitert. „Auf dem Heiderhof gibt es doch sonst keinen Ort, an dem Bürger sich jederzeit treffen können. Da ist doch außer im Eiscafé tote Hose“, sagte Gruzak flapsig.

Die Gemeinde sei im Gespräch mit dem Bürgerverein, damit auch nichtkirchliche Gruppen und Vereine Zugang zum kommenden Ortsteil-Treffpunkt fänden. Sobald die Marienforster Kirche wegfalle, werde man im sonntäglichen Wechsel zu Gottesdiensten in der Johannes- und der Immanuelkirche einladen. Im vierten Gotteshaus, der kleinen Rigal'schen Kapelle, plane man ab Juni Sondergottesdienste gerade für die Marienforster Protestanten.

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