Evakuierung in Muffendorf Zwei von vier Eimern sind geborgen

MUFFENDORF · Die erste Hälfte ist geschafft: Am Dienstag sind zwei der vier Zehn-Liter-Eimer, in denen sich das Pestizid "Selinon" befindet, unschädlich gemacht worden. Erst ab 21 Uhr konnten die Bewohner wieder zurück in ihre Häuser, weil sich die Bergungsarbeiten tagsüber wegen festgefahrener Gabelstapler verzögert hatten.

"Vermutlich werden wir am Donnerstag noch einmal evakuieren", sagte Feuerwehrsprecher Martin Haselbauer. Dann wagen sich die Experten um Stefan Weißgräber an die beiden Eimer heran, die verschlossen sind und deren Inhalt noch nicht identifiziert ist. "Was darin lagert, kann auch nur Bitumen sein", sagte der Chemiker am Dienstag bei einer Pressekonferenz an der Einsatzstelle.

Um Näheres herauszufinden, soll am Mittwoch das Dach abgedeckt und der Schuppen an der Martinstraße weiter stabilisiert werden. Geht es nach Weißgräbers bisherigen Planungen, werden die Eimer in speziellen Behältnissen nach oben herausgehoben - "sofern die Eimer noch intakt sind".

Die beiden bereits korrodierten und offenen Eimer im unteren Raum wurden mit kaltem und zerstäubtem Wasser gespült. Das neutralisierte die explosive Substanz. Das Wasser-Pestizid-Gemisch wurde in Wannen aufgefangen, die in die Sondermüllverbrennung gebracht wurden.

[kein Linktext vorhanden]Rückblick: Schon in den frühen Morgenstunden verlassen die rund 200 betroffenen Anwohner ihre Häuser. So auch Cornelia und Ralph Metzger, die Labrador-Mischling Pollux und Graupapagei Lulu mitnehmen. "Wir haben nur das Notwendigste eingepackt", sagt die 48-Jährige. Dazu gehören auch ein paar Aktenordner, denn: "Ich will nachher Ablage machen." Den Tag verbringt die Familie auf dem Campingplatz Siebengebirgsblick.

Evakuierung in Muffendorf
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Dorthin gehen nach Schulschluss auch ihre beiden Söhne. Nur die vier Katzen bleiben im Haus. Die Stimmung ist entspannt, Hektik bleibt aus. Um 8 Uhr kontrollieren Mitarbeiter des Ordnungsamts und Polizisten die Häuser im 100-Meter-Radius um den ehemaligen Hühnerstall - und geben um 8.50 Uhr grünes Licht. Niemand befindet sich mehr in den Häusern.

Währenddessen laufen die Vorbereitungen. Experten bringen einen T-Träger in den ehemaligen Hühnerstall, das Saug- und Spülfahrzeug (Leergewicht: 19 Tonnen) wird zur Martinstraße gefahren. Weißgräber und Jörg Lackmann von der Firma Altea, die mit dem Unternehmen Buchen zusammenarbeitet, ziehen ihre Schutzanzüge an. Außerdem wird die Videoübertragung per WLan installiert.

So haben nicht nur die Experten in unmittelbarerer Nähe des Schuppens das Geschehen im Auge, sondern auch die Feuerwehrmänner in der Einsatzzentrale am Remi-Baert-Platz. Kurz nach 10 Uhr geht es los. Im strömenden Regen beginnen die Arbeiten. Der aufgeweichte Boden macht es den Experten schwer: Ihre Maschinen fahren sich fest, erst ein Radlader kann Abhilfe schaffen.

Entspannt ist es dagegen im Kindergarten Sankt Martin in der Nähe des Remi-Baert-Platzes. "Ich hatte kein komisches Gefühl, die Kita ist ja weit genug weg", sagt ein Vater. Das sieht eine Mutter genauso. Zwar habe sie "schon überlegt, ob ich die Kinder wirklich bringen soll. Da es aber keine Bedenken gab, wird schon nichts passieren".

[kein Linktext vorhanden]"Ein wenig übertrieben", findet Renate Schüller die Aktion. Es sei unbestritten, dass die Chemikalien entsorgt werden müsse. "Aber wirklich mit so einem Aufwand?", fragt die Seniorin, während sie an der Haltestelle gegenüber der Kita auf den Bus wartet. Der kommt aber nicht. Nach einer Viertelstunde Wartezeit springt das Ordnungsamt ein und bringt die Rentnerin samt Rollator in die Stadt.

Warum der Bus der Linie 638 die Haltestelle nicht angefahren hat, weiß Stadtwerke-Sprecherin Veronika John. Da die Busse ab 8.40 Uhr den Bereich rund um die Entschärfungsstelle nicht mehr befahren durften und die Straßen in Muffendorf zu eng zum Rangieren sind, können die Haltestellen Kirche, Kommende und Albertus-Magnus-Straße nicht angefahren werden. Das habe sich aber erst am Morgen ergeben, eine Vorabinformation sei nicht möglich gewesen.

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