Martin Mosebach liest "Das Blutbuchenfest" Zwischen Komik und Tragik

BAD GODESBERG · Bis auf den letzten Platz war die Bad Godesberger Parkbuchhandlung am Donnerstagabend besetzt. Am Welttag des Buches hatten sich Literaturbegeisterte versammelt, um Autor und Georg-Büchner-Preisträger Martin Mosebach bei der Lesung aus seinem Roman "Das Blutbuchenfest" zu lauschen.

 Ein großer Erzähler: Martin Mosebach.

Ein großer Erzähler: Martin Mosebach.

Foto: Weber

Auf persönliche Fragen reagierte Mosebach genauso bereitwillig wie auf Kritik an seinem Buch.

Auf manche Fragen hatte er eine unkonventionelle Antwort parat: "Was hätten Sie gerne sein mögen?", fragte Moderatorin Ebba Hagenberg-Miliu. "Ein Zentaur. Das ist eine Wesensform, die mich reizt", antwortete Mosebach. Seine Lieblingsbeschäftigung sei auf einem Stuhl sitzen und in die Luft gucken, erzählte er mit einem Lachen. Auf die Frage, wie er reagieren würde, wenn Til Schweiger seinen Roman verfilmen wollen würde, antwortet er diplomatisch: Aus einem guten Buch werde ein schlechter Film, aber "aus einem schlechten Buch kann immer noch ein guter Film werden", woraufhin die Moderatorin unter Gelächter der Anwesenden erwiderte: "Aber nicht mit Til Schweiger."

Markante Figuren prägen "Das Blutbuchenfest". Verbunden sind sie durch ihre gemeinsame Putzfrau, die gebürtige Bosnierin Ivana. Mosebach mag polarisieren, aber die Außergewöhnlichkeit seines Schreibstils können auch seine Kritiker nicht bestreiten. Als einer der großen deutschen Erzähler unserer Zeit gilt er, und so berichtet er im ersten Kapitel, wie seine Protagonistin ein Bad nimmt. Dabei entsteht sie durch detaillierte Beschreibung vor dem inneren Auge des Lesers. Er lege großen Wert auf die Ausgestaltung seiner Charaktere. "Wenn man den Menschen vor Augen hat, erzählt sich die Geschichte fast von selbst", verriet er.

Der Roman schwankt stets zwischen Komik und Tragik, sie seien laut Mosebach "zu einem Zopf verflochten". Während ein Charakter teure Karten für ein Fest verkauft, das er in Wirklichkeit nicht plant und mit dem Geld seine Schulden begleichen will, bricht auf dem Balkan der Krieg aus. Mosebach schildert die dortigen "steinzeitlichen Verhältnisse". Ivana kommt von einem Bauernhof, der alles zum Leben Notwendige selbst herstellt. Auch mit diesem "Nebeneinander der Gesellschaften" in Europa der Neunziger beschäftigt sich das Buch.

Das Mobiltelefon avancierte zum Stilmittel, um die unmittelbare Verbindung der beiden Schauplätze zu ermöglichen. Dass Handys in Deutschland in Realität erst später eingeführt wurden, hakt Mosebach unter dem Punkt künstlerische Freiheit ab. Die erzählerische Notwendigkeit der Handys sei zu groß gewesen, um sie solchen historischen Details unterzuordnen.

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