Bad Godesberger Querflötentrio "verschenkt Musik"

Ensemble "Die drei Grazien" beschert Patienten im Johanniter-Krankenhaus mit weihnachtlichen Klängen

  " Die drei Grazien" (von links)  Thanh-Mai Anne Nguyen, Nicole Pudelko und Franziska von Campenhausen bringen mit ihren Querflöten Freude zu den Patienten.

" Die drei Grazien" (von links) Thanh-Mai Anne Nguyen, Nicole Pudelko und Franziska von Campenhausen bringen mit ihren Querflöten Freude zu den Patienten.

Foto: Ronald Friese

Bad Godesberg. Abends in einem Probenraum der Musikschule an der Kurfürstenallee. Beethoven und Schubert blicken von den Wänden, auf dem Flügel steht ein Weihnachtsstern. Drei Grazien packen ihre Querflöten aus, stellen Notenständer zurecht und sortieren Notenblätter.

Drei Grazien? Richtig. "Die drei Grazien", so nennt sich das Querflötentrio, zu dem sich vor vier Jahren Thanh-Mai Anne Nguyen, Franziska von Campenhausen und Nicole Pudelko zusammengefunden haben.

Querflöte haben die drei an der Musikschule gelernt. Als Trio sind sie schon mehrfach aufgetreten, zuletzt beim Weihnachtskonzert der Musikschule in der Stadthalle, davor im Rahmen der Bonner Kirchennacht in St. Maria Magdalena. An diesem Abend wollen sie neue Stücke einstudieren. "Flutes en Vacances", also "Flöten in Ferien", heißt eines davon.

Zunächst jedoch steht ein anderes Projekt ins Haus: Das Trio will im Johanniter-Krankenhaus den Patienten musikalische Weihnachtsgrüße überbringen. Die Idee dazu hatte Thanh-Mai. Vor kurzem absolvierte die frisch gebackene Medizinstudentin ein zweimonatiges Praktikum in dem Krankenhaus. Dabei wurde ihr klar: "Wenn ich im Krankenhaus liegen würde, würde ich mich unheimlich freuen, wenn ich Live-Musik zu hören bekäme."

Die drei Grazien, das klingt mitunter spöttisch oder ironisch. Diese drei jungen Damen aber - Nicole und Franziska als Schülerinnen des Clara-Fey-Gymnasiums, Thanh-Mai als Ehemalige der Liebfrauenschule - haben den Namen bewusst gewählt: "Wir verstehen uns gut und das Zusammenspiel macht unheimlich viel Spaß", erklärt Nicole.

Mit ihrem Vorhaben wandeln die drei Grazien ein bisschen auf den Spuren ihrer berühmten Vorgängerinnen aus der griechischen, später römischen Mythologie. Die symbolisierten Frohsinn, Freude und festlichen Glanz, mithin all das, was den tristen Alltag aufhellt. Zufällig schaut Flötenlehrerin Eva Hünnekens bei der Probe herein. Das Projekt findet ihre volle Unterstützung: "Ich sage allen Schülern, ihr dürft nicht vergessen, weshalb ihr ein Instrument spielt - um anderen Menschen eine Freude zu machen."

Drei Tage später im Johanniter-Krankenhaus. Im großen Saal im vierten Stock ist der ökumenische Gottesdienst für die Mitarbeiter zu Ende gegangen. Jetzt werden sie, wie es Tradition ist, den Patienten auf den Stationen ein weihnachtliches Ständchen bringen. Ärzte, Pflegekräfte, Schwestern und Verwaltungsmitarbeiter machen sich mit Textzetteln und brennenden Kerzen auf den Weg zur Station 6A, der Onkologie.

Eine stille, freudige Stimmung liegt in der Luft. Mittendrin mit ihren Flöten Thanh-Mai Anne, Franziska und Nicole. Vom Engagement der jungen Damen ist Oberin Simone Ehlers begeistert. In der Mitte des nur von Notlicht und Kerzenschein erhellten Stationsganges stellen die drei Musikerinnen einen Notenständer auf. Jemand hält eine Kerze, damit sie die Noten lesen können. "Alle Jahre wieder" spielen sie zuerst, später "Kommet, ihr Hirten" und "Oh Tannenbaum".

Das Personal auf dem Gang singt kräftig mit, bei Textschwächen hilft der Zettel. Die Türen zu den Patientenzimmern sind geöffnet, mancher hat sich im Rollstuhl an die Zimmertür fahren lassen, wer sein Lager nicht verlassen kann, singt vom Bett aus mit. Der leitende Stationsarzt geht mit seiner Familie zu den Patienten und wünscht eine frohe Weihnacht.

Dann wandert die Prozession weiter zur Station 5, der Inneren Abteilung. Dort hängen sogar hübsch verpackte kleine Geschenke an den Wänden. Als die musikalischen Pilger langsam den Gang wieder verlassen, gibt ihnen eine Patientin mit auf den Weg: "Vielen Dank, Sie haben mir eine große Freude bereitet." Weiter zieht man zur Geriatrischen Abteilung. Auch hier hören die Patienten unter anderem "Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen".

Die letzte Strophe lautet: "Gesegnet seid ihr alten Leute, gesegnet seist du kleine Schar! Wir bringen Gottes Segen heute, dem braunen wie dem weißen Haar." Schöner, dreistimmiger Flötenklang begleitet den Gesang. "Wir haben ja keine Millionen zu verschenken, also verschenken wir Musik", meint Thanh-Mai Anne.

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