Brückenabriss an B56 Bagger zerlegen die Bahnbrücke in Vilich

Vilich · Der Verkehr auf der B 56 rollt über ein Behelfsbauwerk. Die Anwohner übernachten während der Abrissarbeiten im Hotel.

 Am Montagmittag war das Abriss-Kommando damit beschäftigt, die Reste der Brücke von den Gleisen zu entfernen.

Am Montagmittag war das Abriss-Kommando damit beschäftigt, die Reste der Brücke von den Gleisen zu entfernen.

Foto: Leif Kubik

Für die Presse habe er keine Zeit, brummelte der Firmenchef und setzte kurzerhand seinen Bagger in Betrieb. Kein Wunder, denn ganz allein mit seinem 16-jährigen Sohn hat der Bauunternehmer aus Varlosen im Landkreis Göttingen am Pfingstsonntag die alte Bahnquerung der Bundesstraße 56 in Vilich abgerissen.

Bereits seit einigen Tagen läuft der Autoverkehr auf der wichtigen Verbindung zwischen Bonn und Sankt Augustin über eine Behelfsbrücke. Am Sonntag war es dann so weit: Die alte Querung, die als so- genannte WiB-Brücke aufgebaut war, musste weichen, um Platz für die Nachfolgerin zu schaffen. „Die Abkürzung bedeutet Walzlager in Beton“, erläuterte Ciro Baiamonte, der die Arbeiten für die Bahntochter DB Engineering und Consulting überwachte. Soll heißen: Die Brücke ist ein Verbundbau aus Stahlträgern und Beton, der zur Seite des Schienenstrangs hin jeweils auf einem Widerlager aus Beton aufliegt. Lediglich dieser Verbundbau wurde am verlängerten Pfingstwochenende demontiert. Die beiden Widerlager sollen voraussichtlich erst im August weichen. Ob dazu die Strecke erneut gesperrt werden muss, ist beim derzeitigen Stand noch nicht klar.

Bevor die Oberleitung durchtrennt werden konnte, hatte das Team vor Ort zunächst bei der „Zentralen Einschaltstelle“ (ZES) der Bahn einen Antrag stellen müssen. Schließlich musste der Strom ausgeschaltet und die Leitung geerdet werden. Erst dann durfte das Abrisskommando aus Niedersachsen ran.

16-Jähriger führt einen Bagger

Nachdem es die Oberleitungen durchtrennt, zur Seite verschwenkt und gesichert hatte, ging es zügig an den Abriss: Ein Hydraulik-Kettenbagger war mit einer Beißzange, ein anderer mit einem Meißel ausgestattet. Zunächst ging es dem alten Fahrbahnrand an den Kragen: Stückchen für Stückchen „knabberte“ der Baggerführer ab, bis die Stahlträger sichtbar wurden. Was von dem abgetragenen Material nicht auf die zuvor abgedeckten Schienen fiel, das „fegte“ der junge Nachwuchsbaggerfahrer mit der Schaufel eines dritten Kettenbaggers zur Seite. Er absolviere zur Zeit eine Ausbildung und helfe an den Wochenenden im Betrieb des Vaters aus, erläuterte der junge Mann. Außerhalb öffentlicher Verkehrsflächen dürfe er die großen Maschinen bereits in seinem Alter bedienen. Als Nächstes wurde dann der Beton zwischen den einzelnen Stahlträgern entfernt: Hier kam der große Meißel ins Spiel. Als Letztes hatte dann wieder die Schere ihren Auftritt: Zunächst musste sie die Auskreuzungen aus Stahl „durchbeißen“, dann die Träger selber.

Eigentlich hätten diese Arbeiten am Sonntagnachmittag beendet sein sollen. Gegen Feierabend überspannten allerdings immer noch vier Träger den Schienenstrang, die dann erst am Montagmorgen entfernt wurden. Für drei Tage, von Samstag zwölf Uhr bis Dienstag 15 Uhr war die Bahnstrecke komplett gesperrt. Wegen der möglichen Lärmentwicklung habe man den Anwohnern im näheren Umkreis von rund 300 Metern angeboten im Hotel zu übernachten, so Projektingenieur Olaf Jähn. Obwohl man auf Meißelarbeiten in der Nacht weitgehend habe verzichten können, hätten dennoch einige Gebrauch davon gemacht. Es gebe ja durchaus Schichtarbeiter, die auch am Tage ihre Ruhe brauchten.

Rund zwei Jahre lang wird der Autoverkehr über die Behelfsbrücke fließen, dann soll die neue, dreimal so lange Bahnquerung fertig sein. Damit ist das Ende des Behelfsbauwerks allerdings noch lange nicht besiegelt: Weitere rund drei Jahre soll die Stadtbahnlinie 66 dann über das Bauwerk rollen. Erst wenn der neue Bahnknotenpunkt, der die Stadtbahnlinie 66 mit der S13 verbinden soll, fertiggestellt ist, kann die Behelfsbrücke endgültig demontiert werden.

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