Bauprojekt an Schule Erst zehn Jahre alte Mensa in Bonn wird abgerissen

Bonn · Mehr als 36 Millionen Euro soll der Neubau mit Aula und 15 Klassenräumen für das Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium (EMA) kosten. Das Städtische Gebäudemanagement will für das Vorhaben die erst vor zehn Jahre neu errichtete Mensa der Schule abreißen.

 Die Stadt will die erst zehn Jahre alte Mensa (links) des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums im Zuge des Aula-Neubaus abreißen.

Die Stadt will die erst zehn Jahre alte Mensa (links) des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums im Zuge des Aula-Neubaus abreißen.

Foto: Benjamin Westhoff

Neben dem Neubau des Schulzentrums Tannenbusch, der nach derzeitigem Stand rund 135 Millionen Euro kosten soll, mussten sich Politik und Verwaltung nun mit einem weiteren millionenschweren Schulbauprojekt befassen: Die inzwischen abgerissene Aula des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums (EMA) an der Wegelerstraße in der Weststadt samt dem früheren Seminargebäude sollen durch einen barrierefreien Neubau ersetzt werden. Die Gesamtkosten schätzt die Stadt Bonn zurzeit auf rund 36,3 Millionen Euro. In dem Zusammenhang soll das erst vor zehn Jahren errichtete Mensagebäude auf dem Parkplatz in direkter Nachbarschaft zum geplanten Neubau abgerissen werden. Baubeginn ist dem Städtischen Gebäudemanagement (SGB) zufolge voraussichtlich 2022, die Fertigstellung ist für 2025 vorgesehen.

Die Verwaltung favorisiert in ihrer Vorlage für die Sondersitzung von Schul- und SGB-Ausschuss am Mittwochabend im Stadthaus klar den Abbruch der Mensa: „Aus baufachlicher Sicht empfiehlt sich (…) eine Fortführung der Planung für einen Ersatzneubau mit Rückbau der Bestandsmensa. Auch schulorganisatorisch sowie im Hinblick auf die Barrierefreiheit bietet diese Variante erhebliche Vorteile. Die Schule schließt sich dieser Empfehlung an.“ Beide Varianten – Erhalt der Mensa oder Abbruch – seien in der Umsetzung etwa gleich teuer, heißt es in der Vorlage weiter.

Die Politik tendierte zunächst dagegen eher zur Variante, die Mensa zu erhalten und in den Neubau zu integrieren. Immerhin hatte sich der Bau der neuen Mensa vor zehn Jahren um 70 Prozent verteuert: Statt der veranschlagten 446.000 Euro summierten sich die Kosten auf 768.000 Euro. Das SGB hatte die Kostensteigerung damals unter anderem damit erklärt, dass die Fundamente des Mensa-Gebäudes verstärkt worden seien, um eine spätere Aufstockung möglich zu machen. In der gemeinsamen Sondersitzung votierten die Fachpolitiker nach langer Diskussion schließlich „mit riesigen Bauchschmerzen“ (Andreas Goltz, Grüne) für den Abriss. Auch den Neubau des Schulzentrums Tannenbusch segneten beide Ausschüsse mit einigen Änderungen ab (siehe Infokasten).

In der Debatte um den EMA-Neubau hatten die Politiker quer durch alle Reihen allerdings ihren Unmut über die „überfallartige Vorlage“ (Bernd Bollmus, FDP) deutlich gemacht. Goltz beklagte, dass die Vorlage noch viele offene Fragen aufwerfe und Gieslint Grenz (SPD) zeigte sich wie die meisten anderen Ausschussmitglieder „irritiert“ darüber, dass die Mensa nach nur zehn Jahren wieder abgerissen werden solle. Lediglich Torben Leskien (CDU) sprach sich von vornherein – nicht zuletzt auch mit Blick auf die aus pädagogischer Sicht bessere Nutzbarkeit des Neubaus – für den Abriss aus. Auf Nachfrage von Anatol Koch (Linke) erklärte Schulamtsleiter Hubert Zelmanski, beim Bau der Mensa sei damals nicht klar gewesen, dass Aula und Seminargebäude so marode seien, dass man sie jetzt abreißen musste. „Hätten wir das damals schon gewusst, wäre man sicher anders vorgegangen“, so Zelmanski.

Schadstoffhaltige Materialien in Aula

Ursprünglich sollte die marode EMA-Aula lediglich saniert werden. Doch im Sommer 2016 stießen die Arbeiter auf weitaus mehr schadstoffhaltige Baumaterialien als zuvor angenommen. Die Aula musste aus Sicherheitsgründen geschlossen werden. Zwei Jahre später kam das SGB zum Ergebnis, die Aula abzureißen und eine neue Aula inklusive eines Neubaus für die durch den Wechsel von G8 zu G9 erforderlichen 15 zusätzliche Klassenräume zu errichten. Mehr Platzbedarf bestehe auch, so die Verwaltung in ihrer Vorlage, weil das EMA ab dem Schuljahr 2019/20 als eines von zwei Bonner Gymnasien als Schule des Gemeinsamen Lernens durch die zuständigen Schulaufsichtsbehörden festgelegt worden sei und sich durch die Erteilung zieldifferenten Unterrichts zusätzliche Raumbedarfe ergeben hätten.

Betroffen von der Aula-Schließung sind vor allem die Orchester und Chöre des Gymnasiums. Aber auch zahlreiche außerschulische Musik- und Kulturveranstalter, die die Aula bis zur Schließung rege genutzt hatten, müssen sich seither Ersatzräume suchen. Die Aula zählte mit rund 800 Sitzplätzen zu einem der größten Säle in Bonn. Sie soll der aktuellen Planung zufolge in ihrer alten Größenordnung wiederhergestellt werden.

Im Erdgeschoss des Neubaus mit barrierefreiem Zugang sind die Aula, das Foyer und eine Mensa sowie eine behindertengerechte Toilette und weitere Nebenräume geplant. In den beiden Obergeschossen, die über zwei Treppenhäuser und einen Aufzug erschlossen werden sollen, entstehen Lernbereiche für 15 Klassen, die den G9-Bedarf sowie die weiteren Differenzierungs- und Ersatzraumbedarfe abdecken sollen. In den Obergeschossen ermöglichen Übergänge zudem eine barrierefreie Erschließung des benachbarten denkmalgeschützten Bestandsgebäudes. Im Untergeschoss sind neben Garderobe und Sanitärbereich drei Übungsräume, Lagerräume für Bühnenausstattung und Musikinstrumente, eine Werkstatt und der Technikbereich geplant.

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