Bernhard von Grünberg: Ein klassischer Sozi

SPD-Direktkandidat engagiert sich auch für Menschen anderer Kulturen.

 Bernhard von Grünberg sammelt Kunstgegenstände. Der Ahnenaltar aus Timor zählt zu seinen Lieblingsstücken.

Bernhard von Grünberg sammelt Kunstgegenstände. Der Ahnenaltar aus Timor zählt zu seinen Lieblingsstücken.

Foto: Roland Kohls

Bonn. Denkt Bernhard von Grünberg an den Düsseldorfer Landtag, fühlt er sich an eine emotionale Berg- und Talfahrt erinnert. Bei seinem ersten Anlauf 1990 fehlten ihm nur 100 Wählerstimmen für den Einzug ins Landesparlament. 1995 kandidierte er nicht. Bei seinem nächsten Anlauf im Jahr 2000 zog er über die Liste ein, 2005 musste er sein Büro wieder räumen. Und 2010? "Ich bin gespannt. Ich hoffe, Rot-Grün gewinnt, und ich bin dabei."

Der 65-Jährige will es noch einmal wissen. Seine Augen funkeln, wenn er über Sozial- und Bildungspolitik redet. "Für mich gibt es noch viel zu tun. Ich will dabei helfen, dass unsere Gesellschaft nicht abrutscht. Wir produzieren immer mehr Transferleistungsempfänger, obwohl wir sie eigentlich gar nicht bezahlen können."

Von Grünberg ist ein Sozi im klassischen Sinne: Er lebt und leidet mit der Arbeiterklasse, soziale Ungerechtigkeit stinkt ihm mächtig. In seiner Mietersprechstunde im Alten Rathaus hört er sich wöchentlich die Probleme vieler Menschen an und versucht, zu helfen. Seit 1971 sitzt er jeden Donnerstag von 18 bis 20 Uhr in den Räumen der SPD-Ratsfraktion und berät Bürger. "Da hat man das Ohr am Bonner, weiß um seine Nöte und Sorgen."

Zur PersonBernhard von Grünberg wurde 1945 in Halle an der Saale geboren. Er ist verheiratet und hat keine Kinder. 1970 kam er nach Bonn und trat sofort in die SPD ein. Seit 1971 ist er Mitglied des Sozialausschusses und seit 1975 Ratsmitglied. Von 2000 bis 2005 saß er bereits im Düsseldorfer Landtag.

Von Grünberg, der Geschäftsführer des Bonner Mieterbunds ist, wird wegen seines Einsatzes von vielen Menschen geschätzt. Man kennt ihn, den "Felix" aus der Altstadt. Seinen Spitznamen hat er seit frühester Jugend und zwar wegen seiner "glücklich funkelnden Augen".

Sein Bekanntheitsgrad lässt ihn hoffen, über die Erststimme in den Landtag zu kommen. Die Bürger haben nämlich erstmals die Möglichkeit, einen Kandidaten und eine Partei zu wählen.

Von Grünberg ist privat ein Weltenbummler. Afrika, Südamerika und Asien begeistern ihn. Er sammelt seit vielen Jahren Kunstgegenstände aus diesen Regionen. Seine Wohnung ist sozusagen ein völkerkundliches Museum.

Wahl-O-MatWelche Partei passt zu Ihnen?An den Wänden ist kein freier Platz mehr: Überall hängen Bilder, Masken und Erinnerungen an seine zahlreichen Reisen. "Ich kaufe die Sammlerstücke aber vorwiegend hier. Es ist wichtig, diese Kunst zu sammeln und für die nachfolgenden Generationen zu bewahren. Durch Kriege und andere Katastrophen sind schon zu viele wichtige Kunstgegenstände verloren gegangen."

Seine Reiseleidenschaft und sein Interesse an anderen Kulturen haben dazu geführt, dass er in der Heimat viele ehrenamtliche Funktionen übernommen hat. So ist er zum Beispiel stellvertretender Bundesvorsitzender der UNO-Flüchtlingshilfe und Vorsitzender des Deutsch-indisch-paktistanischen Forums in Bonn. "Ich versuche gerade, ein ähnliches Netzwerk für Somalia aufzubauen. In Bonn leben ungefähr 1 000 Somalis, die dringend Hilfe auf verschiedenen Ebenen benötigen."

"Felix" von Grünberg ist bekennender Altstädter. 1977 zog er in eine WG ein, und seitdem lebt der ehemalige Jurastudent in der Altstadt. "Ich benötige kein Auto, erledige alles zu Fuß. Bus oder Bahn sind meine Transportmittel."

Hobby und Beruf gehen bei von Grünberg ineinander über, was ihn glücklich und zufrieden macht. Er sagt von sich selbst: "Ich bin ein Sozialpolitiker mit Herz für die Kunst und gesellschaftliche Randgruppen." Wie er das sagt, ist überzeugend.

Er greift zur Tasse Tee und genießt seinen Earl Grey. Ehefrau Maria Efstathiou hat ihn aufgebrüht. Übrigens: Die Griechin teilt mit ihrem "Felix" die Liebe zur Kunst. Und wo ist er am Wahlabend? "Am 9. Mai bin ich im Lindenhof und feiere mit der SPD."

Kurz gefragtGA: Worüber können Sie lachen?

Grünberg: Über geistreiche Antworten.

GA: Was machen Sie, um mal abzuschalten?

Grünberg: Ich lese gute Bücher.

GA: Was lesen Sie gerade?

Grünberg: "Brief an mein Leben" von Miriam Meckel.

GA: Was würden Sie gerne (besser) können?

Grünberg: Noch strukturierter arbeiten.

GA: Wohin wollten Sie immer schon mal reisen?

Grünberg: Sibirien und Tibet.

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