Events in der Rheinaue 14 seltene Ereignisse sind erlaubt

BEUEL/BONN · Wenn in der Rheinaue bei Großveranstaltungen die ersten Töne erklingen, schließen Anlieger links- und rechtsrheinisch immer häufiger entnervt die Fenster. Das war kürzlich das Fazit eines Ortstermins, zu dem die CDU LiKüRa die Veranstalter des "Kunst!Rasens" und Anwohner der Rheinaue eingeladen hatten.

Der "Kunst!Rasen", wie hier beim Konzert mit Caro Emerald, ist die Open-Air-Fläche in Bonn.

Der "Kunst!Rasen", wie hier beim Konzert mit Caro Emerald, ist die Open-Air-Fläche in Bonn.

Foto: Müller

"Was bei uns an Lärm ankommt, ist manchmal nicht mehr als Musik zu erkennen", betonte am Montag erneut Anlieger Volkmar Kramarz. Der promovierte Musikwissenschaftler, auch bekannt als Dr. Rock, erklärt, dass das Problem die Schallwellen seien. "Diese äußern sich in dumpfem Gebrummel und einer Vibration, selbst bei geschlossenen Fenstern", so Kramarz.

Den Schall wollen die Veranstalter Martin Nötzel und Ernst-Ludwig Hartz mit einer 108 Meter langen und 5,50 Meter hohen Wand aus Bürocontainern auffangen. "Wir wollen niemanden belästigen, werden die Werte einhalten und sind an einem guten Miteinander interessiert", sagte Mitveranstalter Ernst-Ludwig Hartz.

Problematisch sei jedoch, dass die Leute nicht unterscheiden könnten, wo der Lärm herkommt. "Und wenn gesagt wird, wir wären um 3 Uhr noch laut gewesen, kann das eben wegen unserer 22-Uhr-Grenze gar nicht sein", so Hartz. Da müsse die Lärmquelle eine andere sein.

Auch die Anlieger hatten von vielen ungenehmigten Veranstaltungen gesprochen. "Im letzten drei viertel Jahr gab es zwei Beschwerden wegen Techno-Partys in der Nähe des Kletterschiffs", sagte Stefanie Zießnitz vom städtischen Presseamt. Der Stadtordnungsdienst habe die Veranstaltungen beendet. Die Anlieger beklagen auch, dass es manchmal schwierig sei, bei einer Ruhestörung die Polizei zu alarmieren.

"Generell kann man bei einer zugänglichen Personengruppe zunächst selbst versuchen, für Verständnis zu werben", findet Polizeisprecher Christoph Schnur. "Fruchtet das nicht, kommen wir raus." Wie laut es in der Rheinaue sein darf, regelt das Landesemissionsschutzgesetz, genauer der Runderlass Freizeitlärm.

Dieser erlaubt unter speziellen Gesichtspunkten mehr Lärm, man spricht von "seltenen Ereignissen". "Maximal dürfen zehn seltene Ereignisse an nicht mehr als zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden auf einer Anlage stattfinden", sagte Stephanie Clemens-Krämer von der städtischen Veranstaltungskoordination. Eine solche "Anlage" ist zum Beispiel der Kunst!Rasen.

Ingesamt dürfen es an einem "Einwirkungsort" wie der linksrheinischen Rheinaue nicht mehr als 14 seltene Ereignisse pro Jahr sein. Für den Freizeitpark gibt Clemens-Krämer 13 seltene Ereignisse an: Zehn Tage Kunst!Rasen, zwei Tage Rhein in Flammen und einen Tag Bonn Olé.

"Die Veranstalter müssen trotzdem Maßnahmen nach dem Stand der Lärmminderungstechnik ergreifen, um Werte einzuhalten und diese auch kontrollieren", so Clemens-Krämer. Da die Kunst!Rasen-Macher genau das angekündigt haben, fordert jetzt die Junge Union Bonn: "Die berechtigten Bedenken der Anwohner dürfen aber keinesfalls zur Infragestellung des Vorzeigeformates führen."

Für 2013 genehmigte Großveranstaltungen in der Rheinaue

Linksrheinisch:

  • Rhein in Flammen, Freitag und Samstag Beschallung bis 24 Uhr, zwei "seltene Ereignisse" gemäß Runderlass Freizeitlärm, Sonntag bis 19 Uhr (3. bis 5. Mai)
  • Bonsai-Ausstellung, keine Beschallung (18. bis 20. Mai)
  • Bonn Olé, Konzert ist erstmals in Bonn, Beschallung bis 24 Uhr, ein "seltenes Ereignis" (8. Juni)
  • Ballonfestival, Beschallung bis 23.30 Uhr (28. bis 30. Juni)
  • Familienspielefest der Stadt Bonn, keine Beschallung (14. Juli)
  • Bierbörse, Freitag/Samstag Beschallung bis 24 Uhr, Sonntag bis 21 Uhr (26. bis 28. Juli)
  • Firmenlauf, Beschallung bis 22 Uhr (12. September)
  • Hinzu kommen jährlich sieben Flohmarkt-Termine (3. Samstag im Monat) sowie kleinere Konzert-Veranstaltungen am Parkrestaurant Rheinaue plus Sponsorenläufe von Schulen ohne Beschallung

Gronau:

  • Für die Fläche des Kunst!Rasens haben die Veranstalter zurzeit 16 Open-Air-Konzerte beantragt, davon fallen zehn unter die Rubrik "seltene Ereignisse". Zudem sind bislang 15 Veranstaltungen im Kunst!Palast (Zelt) beantragt.

Rechtsrheinisch:

  • Für diesen Bereich der Rheinaue lag der Stadt nur die Anmeldung der Laufveranstaltung "Beueler 10er" vor (fand am 4. April an der Jugendverkehrsschule statt).
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